Es ist eine undankbare Aufgabe, der sich Kandidaten einer Oberbürgermeisterwahl stellen. In einer Viertelstunde sollen sie alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens thematisieren, im Idealfall sogar konkrete Lösungsansätze für Probleme vorstellen, an denen Kommunen seit Jahren arbeiten. Drei der vier Bewerber, die neuer Rathaus-Chef in Albstadt werden möchten, haben ihre Redezeit am Freitagabend gut genutzt. Inhaltlich liegen die Unterschiede meist im Detail. Wichtig ist daher: Wie haben sie sich auf der Bühne der Zollern-Alb-Halle gegeben? Wer hat die Zuhörerinnen und Zuhörer überzeugt?
Udo Hollauer versuchte mit dem zu punkten, was ihn auszeichnet: Fachwissen. Auf viele Fragen konnte der aktuelle Baubürgermeister Albstadts dank seiner Expertise konkrete Zahlen vorlegen. Die exakte Länge des Straßennetzes war nur ein Beispiel. Hollauer kennt sich in Albstadt aus und er kennt sich mit Verwaltung aus. Das zeigte er den Wählerinnen und Wählern. Der mögliche Haken: Bei Worten wie EU-Umgebungslärmrichtlinie schalten die Menschen ab. Sie wollen konkrete Antworten. Auch die kritischen Fragen ihm als Baubürgermeister gegenüber zeigten, dass Unmut in der Bürgerschaft besteht. Dass Hollauer ein wichtiger Teil der Verwaltung ist, könnte eher ein Nachteil sein.
Dass Roland Tralmer viele Unterstützer hat, wurde schnell klar. Bei einigen Sätzen, bei denen die anderen Kandidaten keine Applaus-Pause eingeplant hätten, gab das Publikum dem CDU-Mann positive Rückmeldung. Tralmer wirkte selbstsicher und überzeugt – ebenso wie Hollauer, doch bürgernäher. In der Fragerunde fand er klare Antworten, baute jedoch häufig auf seinem Vorredner auf. Seinen Fokus auf Ordnung und Sicherheit kamen bei den Zuhörern gut an, wie sozialpolitisch Tralmer kann, könnte bei ihm das größte Fragezeichen sein.
Für Markus Ringle war der Auftritt in der Festhalle wohl der erste dieser Art. Der 52-Jährige brauchte ein, zwei Minuten, um sich an diese große Bühne zu gewöhnen. So schien er beim ersten Applaus fast überrascht - was ihn aber durchaus auch sympathisch ausgelegt werden kann. In der Fragerunde konnte Ringle mit der Souveränität seiner beiden erfahreneren Konkurrenten definitiv mithalten.

Wenske ist wohl außen vor

Einen ganz schweren Stand hatte Thomas Wenske. Er wollte die Kandidatenvorstellung als Bühne für seine Verschwörungstheorien nutzen (die er nicht als solche bezeichnet) und wurde bereits nach wenigen Sätzen ausgebuht. Wenske ist – so der persönliche Eindruck – kein Mensch, der anderen etwas Böses möchte. Er sieht seine Aussagen tatsächlich als „Warnung“, doch seine Theorien vom „größten medizinischen Verbrechen aller Zeit“ sind gefährlich - und Visionen für Albstadt hat er nicht. Wenske wird dem Eindruck in der Zollern-Alb-Halle nach kaum Wähler überzeugen und bei der OB-Wahl am Sonntag keine Rolle spielen.
Hollauer mit Expertise, Tralmer mit Souveränität und Ringle als Newcomer mit Ambitionen – diese drei Kandidaten müssen die verbleibende Woche bis zur Wahl nutzen, um die Bürgerinnen und Bürgern von sich zu überzeugen. Das Gute für Albstadt: Das Trio hat realistische Vorstellungen für die Zukunft Albstadts und macht den Wählerinnen und Wählern keine haltlosen Versprechen.