Am 9. Juni 2024 werden in Baden-Württemberg Kommunalwahlen durchgeführt. Im Albstädter Gemeinderat findet schon jetzt ein Stühlerücken statt. Susanne Feil, Stadträtin und Grünen-Fraktionsvorsitzende, legt ihr Amt nieder. In der Sitzung am 28. September wird sie zum letzten Mal in dieser Funktion ihren Platz im Gemeinderat einnehmen.
Mehr Zeit fürs Ehrenamt
„Ich gehe mit diesem Gedanken schon einige Zeit schwanger“, sagt Susanne Feil im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE. Etwa 15 Jahre lang ist die Albstädterin für die Grünen bereits im Gemeinderat der Stadt tätig gewesen, vier davon als Fraktionsvorsitzende. Die Gründe sind nachvollziehbar: „Es wird zu viel“, fasst sie es kurz zusammen. Fraktions- und Gemeinderatssitzungen mit den dazugehörigen Ausschüssen, die Vorbereitungen auf Sitzungen und dann kommt noch ihr Ehrenamt, unter anderem im Kulturverein „Tal-Gang-Art“. Dort kann sie sich vorstellen, sich jetzt verstärkter einzubringen. Soziale Fragen liegen ihr ebenfalls auf dem Herzen, vor allem, da die finanzielle Situation der Stadt für viele Bürgerinnen und Bürger eine zusätzliche Belastung darstellt.
Warum aber wartet Susanne Feil nicht bis zur Kommunalwahl und lässt sich nächstes Jahr einfach nicht wieder aufstellen? „Meine Entscheidung fühlt sich jetzt richtig für mich an. Außerdem möchte ich damit eine politische Botschaft verbinden.“ Für Feil ist es an der Zeit, mehr junge Menschen in den Albstädter Gemeinderat zu bekommen. Das bedeutet allerdings auch, dass ältere Platz machen müssen. Eine gesunde Mischung aus Erfahrung und jugendlichen Engagement strebt ihr vor und dabei hofft sie, dass auch die Wählerschaft mitzieht.
Einen Schritt in diese Richtung geht die Grünen-Fraktion mit der Nachfolge von Feil. Eigentlich dürfte Dr. Ulrich Kohaupt den Platz im Sitzungsaal einnehmen, der Kreisrat verzichtet aus zeitlichen Gründen. „Ich konzentriere mich weiterhin auf den Kreistag und die damit verbundenen Arbeiten im Ausschuss Umwelt und Technik und auch um die Regionalstadtbahn kümmere ich mich. Beruflich, privat bin ich ausgelastet.“ Nächstes Jahr wird Kohaupt in den Ruhestand gehen, bleibe aber selbstständig. „Dann habe ich also etwas mehr Spielraum und dann sind ja auch die Kommunalwahlen, wo alles wieder neu gemischt wird“, sagt Ulrich Kohaupt. Für ihn steht schon jetzt fest, sich im nächsten Jahr für den Albstädter Gemeinderat sowie den Kreisrat zur Wahl zu stellen. „Im Übrigen, jüngere Ratsmitglieder tun dem Rat inhaltlich und methodisch sicherlich gut“, fügt er hinzu.
Tochter Fenja Feil rückt nach
So rückt Feil auf Feil. Denn während Susanne Feil im September ihre letzte Sitzung als Stadträtin hat, wird ihre 29-jährige Tochter Fenja Feil in der Oktobersitzung vereidigt. Auch diese Entscheidung sei wohlüberlegt, sagt Susanne Feil.
Der Politik wird sie nicht gänzlich fern bleiben. Den Albstädter Grünen bleibt sie erhalten und im Kreisverband könne sie sich vorstellen, eine aktivere Rolle zu spielen. „Ich habe meine Arbeit als Stadträtin immer gerne gemacht, aber es wird einfach Zeit für mich und für den Gemeinderat“, sagt die Albstädterin. Es falle ihr nicht leicht, die Stadt nicht länger als Stadträtin mitzugestalten, das wolle sie übers Ehrenamt ausgleichen.
Markus Ringle möchte den Vorsitz
Doch was passiert mit dem Vorsitz der Fraktion? Bis zur nächsten Gemeinderatssitzung werden die verschiedenen Nachrücker geklärt sein, sagen Susanne Feil und ihr Grünen-Stadtrat-Kollege Markus Ringle. „Es betrifft ja nicht nur den Vorsitz, sondern auch die Ausschüsse, in denen Susanne Feil war“, erklärt Ringle. Der Stadtrat ergänzt, dass er sich für das Amt des Fraktionsvorsitzenden interessiert. Bislang sei er der einzige Kandidat.
„Ich möchte den Fokus aber auf das große Engagement Susanne Feils richten“, sagt Ringle. Er begrüßt ihre Intention, mit dieser Entscheidung Platz für jüngere Menschen zu schaffen. „Das halte ich für sehr respektabel.“ Bis Ende September wird Susanne Feil ihren Pflichten als Stadträtin noch nachkommen. „Es gibt viele Weggefährten, bei denen mir der Abschied schwerfällt.“ Der große Aufwand lohne sich, weil es viele spannende Abende und Begegnungen mit sich bringe, sagt sie.
Ob sich ihr Wunsch erfüllt, mehr junge Menschen für die Kommunalpolitik zu begeistern, zeigt sich im Sommer nächsten Jahres.