In den Vereinigten Staaten ist es je nach Region üblich, auch sonntags einkaufen zu können. Große Einkaufszentren und Einzelhändler haben hier sieben Tage die Woche geöffnet. Auch in vielen skandinavischen Ländern gilt diese Regel. In den meisten europäischen Ländern aber bleiben die Geschäfte sonntags geschlossen. So auch in Deutschland. Das hat verschiedene Gründe, die beim Antrag eines verkaufsoffenen Sonntags immer wieder für Diskussionen sorgen.

Sollten Läden sonntags öffnen dürfen?

Der Handelsverband Deutschland forderte beispielsweise im Sommer 2021 Sonntagsöffnungen zu ermöglichen. Theater, Kinos, Museen dürfen auch sonntags geöffnet haben, und in Fabriken werde teils ebenfalls sieben Tage die Woche gearbeitet, so das Argument. Das müsse laut Handelsverband auch für den Einzelhandel gelten – vor allem nach der Corona-Pandemie. Die „Allianz für den freien Sonntag“ wehrt sich seit 2006 gegen solche Forderungen. „Die Sonntagsruhe ist in unserem Grundgesetz verankert.“ Die Allianz möchte, dass der Sonntag auch weiterhin ein arbeitsfreier Tag bleibt. Als Kompromiss gelten verkaufsoffenen Sonntage.
Zwei solcher verkaufsoffenen Sonntage hat der Gemeinderat Albstadt in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Beantragt hatte die Verkaufssonntage am 23. April und 12. November der Handels- und Gewerbeverein Ebingen. Bei sechs Enthaltungen wurde diesem Antrag mehrheitlich stattgegeben. Grund für die verkaufsoffenen Sonntage sind der Fischmarkt der Event- und Werbeagentur Jobo aus Sprockhövel im April und der Blaulichttag mit Streetfood-Event im November. Dafür dürfen die Verkaufsstellen im gesamten Stadtgebiet an beiden Sonntagen jeweils von 13 bis 18 Uhr geöffnet sein.
Dank des Ladenöffnungsgesetzes von Baden-Württemberg müssen die verkaufsoffenen Sonntage mit örtlichen Festen, Märkten, Messen oder ähnlichen Veranstaltungen verknüpft werden. Damit soll gewährleistet werden, dass der zusätzliche Öffnungstag kein reguläres Einkaufserlebnis bietet, sondern der Albstädter Einzelhandel den durch die Veranstaltung ausgelösten Besucherstrom für sich nutzen kann. Eine Möglichkeit der Stadt, den Einzelhandel auch in Bezug auf die große Konkurrenz Online-Handel zu unterstützen.

Keine Einwände der Kirchen

Teil des Ladenöffnungsgesetzes ist es allerdings auch, dass den Kirchen die Möglichkeit eingeräumt werden muss, sich zu den geplanten Terminen zu äußern. Da an einem Sonntag Jesus auferstanden ist, wird dieser Wochentag von Christinnen und Christen genutzt, um Gottesdienst zu feiern und Gott zu loben und folglich nicht zu arbeiten, so die evangelische Kirche in Deutschland. Auch hier gilt der Kompromiss, dass die geplanten Öffnungszeiten (von 13 bis 18 Uhr) außerhalb der jeweiligen Hauptgottesdienstzeiten liegen.
Die evangelische Kirchengemeinden in Albstadt sehen den Sonntag ebenfalls als Ruhetag: Pfarrer Thomas Soffner erklärt, dass „am Sonntag eine Unterbrechung des Alltags, des Arbeitens, Handelns und Konsumierens nicht nur um der Erholung willen wichtig ist“. Trotzdem wurden keine Einwände zu den beiden Verkaufssonntagen geäußert. Vonseiten der katholischen Kirchengemeinden wurde keine Stellungnahme abgegeben.

Was ist an den Verkaufsoffenen Sonntagen geboten?

Als Anlass für den Verkaufsoffenen Sonntag am 23. April soll der Fischmarkt der Event- und Werbeagentur Jobo aus Sprockhövel in der Innenstadt Ebingens dienen. Der geplante Markt soll von Freitag, 21., bis Sonntag, 23. April, stattfinden und wird als Jahrmarkt festgesetzt.
Eigentlich ist der Hamburger Fischmarkt Tradition in Albstadt. Vor allem die lautstarken Marktschreier sind beliebt und locken die Besucher an. Für Stadträtin Susanne Feil (Grüne) ist der Fischmarkt „rückwärtsgewandt, nicht regional und altbacken“. Stadtrat Thilo Fritzenschaf (Wir sind Albstadt) kontert: „Der Fischmarkt ist etwas, was in Albstadt bisher funktioniert hat.“ Er sei gut besucht. „Ich fände es schade, den Fischmarkt abzuschaffen, nur weil er nicht regional ist.“ In guten Zeiten habe es auch in der Schmiecha Fische, fügte Oberbürgermeister Klaus Konzelmann hinzu.
Der verkaufsoffene Sonntag am 12. November soll im Rahmen eines Blaulichttages mit Streetfood-Events stattfinden. Die Streetfood-Events wird der HGV Albstadt-Ebingen ähnlich wie 2022 in der Innenstadt Ebingens organisieren. Die Organisationen wie das DLRG, die Rettungshundestaffel, das THW, die Polizei, die Feuerwehr und das DRK präsentieren sich zudem und machen Vorführungen. In erster Linie können die Organisationen auf sich aufmerksam machen und damit möglicherweise neue Mitglieder gewinnen. Als weitere Attraktionen werden das Kunstmuseum Albstadt sowie die weiteren städtischen Museen kostenlos zugänglich sein. Zudem wird das Kunstmuseum um 14.30 Uhr einen Workshop anbieten.