Es gibt Wein-, Brot-, Wasser-, Wurst-Schinken-, Gewürz-, Fleisch-, Zigarren-, Kaffee-, Käse- und eben auch Biersommeliers. Sie alle haben eines gemein: Sie kennen sich mit ihrem Lebens- und Genussmittel aus. Eine von ihnen ist Nina Witzemann. Die 28-Jährige ist amtierende Bierprinzessin und Biersommelière – eine junge Frau in einer sonst sehr männerlastigen Branche, wie sie selbst sagt. Was aber bewegte sie, in eben diese Branche einzutauchen?
„Ich habe gerne Bier getrunken“, damit zumindest fing es an, verrät Witzemann. Als leidenschaftlicher VfB-Stuttgart-Fan hatte sie ihr erstes Bier im Stadion. Das ist etwa zwölf Jahre her. Wie es der Zufall will, zog sie mit 24 Jahren in die Wohnung eines Braumeisters. Dieser habe sie überzeugt, für die Wahl der Baden-Württembergischen Bierkönigin zu kandidieren. „Ich kann mich noch genau daran erinnern, was er damals zu mir gesagt hat: ‚Bier trinken tust ja gern‘, probier’s halt mal.‘“

Anfangs nur wenig Kenntnisse über Bier

Was aber hinter einem guten Bier steckt – die Zutaten, der Brauprozess, die Lagerung, die Sensorik –, davon hatte Witzemann keine Ahnung, gibt sie zu. Das sollte sich während des Bewerbungsprozesses zur Württembergischen Bierkönigin 2020 bald ändern. „In der ersten Runde geht es eher um das Auftreten, die Offenheit und die Authentizität der Kandidatinnen.“ Dennoch sollten grundlegende Kenntnisse über Bier vorhanden sein. Spätestens im Finale müssen die Kandidatinnen nämlich auch Expertenfragen beantworten, so die Prinzessin.
Das Interesse für das meist goldgelbe Getränk wuchs, obwohl das Finale des Wettbewerbs coronabedingt zunächst ausfiel. „Ich habe mich dazu entschlossen, auf eigene Faust Brauereien im Ländle zu besuchen, viele verschiedene Biere zu probieren und mir auf Social Media eine Art Bierblog aufzubauen.“ Damit hat sie durchaus Erfolg: Als „Nina Bierista“ hat Witzemann bei Instagram fast 12 000 Follower.

Biersommelière mit Diplom

Dabei blieb es nicht: Die gebürtige Onstmettingerin ließ sich Anfang 2021 zum Diplom-Biersommelier ausbilden. „Die Theorie konnte ich online erlernen. Für die Praxis ging ich nach Obertrum ins Salzburger Land. In der Kiesbye Akademie lernte ich viel über Rohstoffe, den Brauprozess, internationale Bierstile, Bierqualität, Schanktechnik und Sensorik“, nennt sie einige Beispiele. Das Getränk sei abwechslungsreich, und das möchte sie mit ihren Bierverkostungen einem breiten Publikum vermitteln. Denn Bier ist nicht nur für den klischeebehafteten Fußball-Fan, ist Nina Witzemann überzeugt. Am Mittwoch fand im Getränkehandel Biesinger in Ebingen eine solche Verkostung statt. Hier kann sie ihre Leidenschaft auch anderen vermitteln. „Ich wusste vorher nicht, dass es so viele verschiedene Sorten gibt.“
Welches Bier trinkt die Bierprinzessin und -sommelière am liebsten? „Ich habe viele Lieblingsbiere. Was immer geht, ist ein Kellerbier aus dem Steinkrug.“ Für die Verkostung am Mittwoch hatte sie ein ganz besonderes Getränk dabei: Rauchbier. Während früher zahlreiche Sorten Rauchbiere waren, gelten sie heute als Spezialität, und das merken auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Denn der rauchige Geschmack und Geruch ist nicht für jeden etwas. „Ich finde, es riecht nach Schinken“, sagt die Biersommelière. Sie selbst trinke Bier lieber an den Orten, an denen sie gebraut werden, „da schmecken sie am besten“.

Kampf der Bundesländer

Für die eigentliche Verkostung gab es einen Kampf der Bundesländer: Baden-Württemberg gegen Bayern. Wer macht das beste Bier? Sechs unterschiedliche Biere in drei Stilen, Helles, Pils und Hefeweizen, wurden verkostet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wissen nicht, welches woher kommt. Während ihrer Erläuterungen zeigt sich eine Eigenschaft, die jede Bierprinzessin und -sommelière benötigt: Leidenschaft. „Wenn man das Amt und die Arbeit nicht mit voller Leidenschaft lebt, funktioniert es nicht.“

Mehr aus Albstadt lesen

Ein Bündnis aus Mitgliedern von Fraktionen des Albstädter Gemeinderats positioniert sich vor dem 19. März, wenn Albstadt einen neuen Oberbürgermeister wählt, eindeutig. Markus Ringle und Thomas Wenske stehen zudem weiterhin zur Wahl. Hier lesen Sie mehr dazu:

Bewerbungen ab sofort möglich

Die Amtszeiten der amtierenden Baden-Württembergischen Bierkönigin Irina Hansmann und der Pinzessin Nina Witzemann endet im Mai. Die Bewerbungsphase für ihre Nachfolgerinnen hat begonnen. Baden-Württembergerinnen zwischen 18 und 35 Jahren können sich für die neue Amtszeit 2023/2024 noch bis 26. März online bewerben. Das Finale ist am 7. Mai beim Stuttgarter Frühlingsfest im Göckelesmaie-Festzelt. Nina Witzemann und Irina Hansmann werden in der Jury sitzen.
Als Bierkönigin und -prinzessin Repräsentantin des heimischen Kulturguts, und ist man viel unterwegs, beispielsweise in den ansässigen Brauereien, bei Festivitäten, Einweihungen, Anstichen und Volksfesteröffnungen.
www.bierkoenigin-bw.de