Daumen raushalten, einige Zeit am Straßenrand warten und mit etwas Glück kostenlos mit dem Auto mitgenommen werden. Auf diese Weise, also per Trampen, reisen viele Menschen auf der ganzen Welt umher – und sparen dadurch nicht nur teure Bus-, Bahn- und Flugtickets, sie sind zudem sehr flexibel unterwegs und lernen dabei viele Menschen kennen. Eine ähnliche Möglichkeit von A nach B zu gelangen gibt es mancherorts auch auf dem Großen und Kleinen Heuberg. An sogenannten Mitfahrbänkle warten immer wieder Menschen, statt auf den Bus auf eine Mitfahrgelegenheit.

Mehr Mobilität: Ergänzung zum ÖPNV

In der Gemeinde Meßstetten gibt es gleich zehn dieser Bänke: vier im Hauptort und sechs in den umliegenden Ortsteilen. „In vielen Städten und Gemeinden wird die Idee der Mitfahrbänkle bereits erfolgreich praktiziert“, erklärte Bürgermeister Frank Schroft, als 2020 die ersten Bänke aufgestellt wurden. Eine Konkurrenz zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) soll das Angebot nicht sein, betonte Schroft damals, sondern vielmehr eine Ergänzung darstellen, um Bustakte zu überbrücken und die Mobilität in andere Ortsteile zu erhöhen – gerade für ältere Menschen und Jugendliche.
2020 begann die Gemeinde die Bänke in Meßstetten aufzustellen, das Vorhaben gibt es aber schon seit 2019, sagt Tobias Böttner von der Stadtverwaltung Meßstetten: „Damals ist in der Gemeinderatssitzung angefragt worden, ob man in der Gemeinde Ruhebänke aufstellen könne. Das war der Startpunkt für die Idee der Mitfahrbänke.“ Federführend nahm sich Böttner in der Folge dieses Projektes an und orientierte sich dabei an anderen Gemeinden, die das Konzept bereits erfolgreich umsetzen. So steht im Ortsteil Binsdorf in der Gemeinde Geislingen bereits seit 2017 ein Mitfahrbänkle, das von der Lebenshilfe gebaut und von der Raiffeisenbank Geislingen-Rosenfeld im Rahmen ihres 125-jährigen Bestehens gesponsert wurde.

Unglücklicher Startpunkt während der Coronapandemie

Auch in Meßstetten war die Lebenshilfe Zollernalb, die die Bänke und die dazugehörigen Schilder baute, bei der Realisierung des Projekts beteiligt. Deshalb tragen sie den Namen „Albkult-Bänke“. Ganz glücklich gewählt war der Startpunkt für Meßstetten, mitten in der Coronapandemie, damals allerdings nicht, denn „viele Menschen hatten Angst in Autos zu steigen“, sagt Böttner. Dabei sollte diese Form der Mobilität das Miteinander im Ort stärken – gerade auch nach der pandemiebedingten Isolation.
Wie viel die Mitfahrbänke inzwischen genutzt werden, ist unklar, denn Rückmeldungen von Einheimischen bekommt Böttner keine. Ab und zu sieht er Menschen an den Bänken warten. Meist ältere Personen, die aus Meßstetten und der Umgebung kommen. Möchten sie mitgenommen werden, setzen sie sich einfach auf die dortige Holzbank und drehen den aufgestellten Pfeil in die Richtung, in die sie möchten. Autofahrer können beim Vorbeifahren dann entscheiden, ob sie die wartende Person einsteigen lassen oder nicht. Eine Pflicht besteht nicht, auch die Wartenden können selbst entscheiden, ob sie in das anhaltende Auto einsteigen möchten oder nicht. Böttner selbst kann eine Mitnahme empfehlen: „Ich habe auch schon öfter Menschen mitgenommen, die Gespräche waren immer freundlich.“

Mitfahrbänke in der gesamten Gemeinde

Insgesamt zehn Bänke stehen in der Gemeinde Meßstetten und den umliegenden Ortsteilen. Vier davon befinden sich in der Gesamtstadt: an der Hauptstraße 16 (vor der Metzgerei Müller), an der Kreuzung Ebinger Straße/Konradstraße, beim Edeka-Koch-Markt sowie in der Wohnsiedlung Bueloch (Max-Eyth-Straße).
Sechs weitere Mitfahrbänke stehen darüber hinaus in der näheren Umgebung: in Hartheim in der Römerstraße (bei der Werbetafel), in Heinstetten an der Hilb, in Hossingen bei der Kapfstraße 2, in Oberdigisheim bei der Widumstraße 6, in Unterdigisheim vor dem ehemaligen Adler-Areal und in Tieringen am Rathaus.