Vor dem alten Bahnhof in Schömberg liegen noch Schienen im Gleisbett. Der Bahnsteig, auf dem sich zu den Hochzeiten der Regionalbahn die Passagiere drängten, liegt seit der Stilllegung 1971 im Dornröschenschlaf. Die Strecke der Schieferbahn von Balingen nach Schömberg wird vor allem für den Güterverkehr und den Tourismus genutzt. Nach dem Bahnhof Schömberg wurden im weiteren Streckenverlauf bis Rottweil die Gleise abgebaut. Nur noch der Bahndamm und einzelnen Brücken wie die Primtalbrücke, die unter Denkmalschutz steht, sind noch erhalten.
Mit der Zielsetzung des Landes, den ÖPNV verstärkt zu fördern und die Nachfrage bis 2030 zu verdoppeln, rückten auch die verschiedenen Regionalbahnen in der Region wieder in den Blick. Darunter auch die Zollern-Alb-Bahn 3 auf der Strecke von Balingen über Schömberg nach Rottweil.

Studie rechnet mit rund 1460 Fahrgästen täglich

Eine Potenzialanalyse, die im November 2019 veröffentlicht wurde, bescheinigt der Regionalbahn ein hohes Nachfragepotenzial mit rund 1460 Fahrgästen an Werktagen. Sowohl der Gemeinderat in Schömberg als auch der Kreistag sprachen sich für eine Reaktivierung der Bahnverbindung nach Rottweil aus. „Derzeit ist die Machbarkeitsstudie in Arbeit“, erklärt Wenke Böhm, stellvertretende Leiterin der Pressestelle des baden-württembergischen Verkehrsministeriums. „Aktuell werden durch die Planer die Ergebnisse zusammengefasst und sollen in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik Mitte 2023 vorgestellt werden“, bestätigt Marisa Hahn, Pressesprecherin des Landratsamtes des Zollernalbkreises.
Die Studie wurde vom Land mit 75 Prozent der Kosten gefördert. Sie soll die möglichen Varianten für eine Reaktivierung aufzeigen. Zudem zeigt sie, mit welchen Kosten der Landkreis für den Wiederaufbau und den Betrieb der stillgelegten Strecke rechnen muss. Auf dieser Grundlage können die Kreisräte entscheiden, ob der Zollernalbkreis das Geld in die Hand nimmt, um in die Planung der Reaktivierung einzusteigen. Auch hierfür gibt es umfangreiche Förderoptionen, die dafür sorgen sollen, dass die Reaktivierung vor Ort auch umgesetzt wird. Sollte die Strecke wieder in Betrieb gehen, übernimmt der Bund bis zu 90 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten, zudem eine Planungskostenpauschale. Das Land Baden-Württemberg trägt ergänzend 57,5 Prozent der vom Bund noch nicht abgedeckten Bau- und Planungskosten.

Förderung durch Land und Bund möglich

„Eine intakte Bahnverbindung würde die Mobilitätswende fördern, den Verkehr auf der B27 reduzieren und neben dem Klimaschutz zum Lärmschutz der Anwohner beitragen“, warb Landrat Günther-Martin Pauli bereits im April 2021 für die Bahnstrecke.
Einen Schritt weiter ist der Zolleralbkreis mit der Reaktivierung der Bahnstrecke von Ebingen nach Onstmettingen. Hier liegen die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie bereits vor. Bereits im Dezember hat die Verbandsversammlung des Zweckverbands Regional-Stadtbahn Neckar-Alb (ZV RSBNA) die Einreichung des Förderantrags für die Regional-Stadtbahn beschlossen. Er bildet die Grundlage für streckenbezogene Anträge, die neben der Reaktivierung der Talgangbahn auch den Ausbau und die Elektrifizierung der Zollern-Alb-Bahn und die Elektrifizierung der Hohenzollernbahn betreffen. Den Bericht zur weiteren Vorgehensweise bei der Regional-Stadtbahn haben die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt und Technik in ihrer Sitzung Mitte Februar zur Kenntnis genommen.
„Nach Vorlage des Vorplanungshefts erfolgt die eingehende Prüfung der Planunterlagen durch den Zollernalbkreis gemeinsam mit dem ZV RSBNA, um die Konsistenz und Qualität der Inhalte auch im Detail sicherzustellen“, erläutert Hahn die weiteren Schritte bei der Talgangbahn. „Parallel werden die organisatorischen und vertraglichen Voraussetzungen für eine Vorhabenträgervereinbarung geschaffen, um den Eintritt in die Entwurfsplanung zu realisieren“, führt die Pressesprecherin weiter aus. Bis zur Sommerpause soll ein Entwurf vorliegen, über den in der dritten Sitzungsrunde abgestimmt werden soll.
Im Rahmen der Planung werden auch die Termin- und Kostenpläne erarbeitet, die Grundlage zur Festlegung der weiteren Meilensteine zur Wiederinbetriebnahme.

Regionalbahnen im Zollernalbkreis

Neben der Zollern-Alb-Bahn 3 wurden auch die Talgangbahn und die Eyachtalbahn für das Reaktivierungsprogramm des Landes gemeldet.