Mit Kochen bin ich durch“, sagt Reiner Teufel. Der „Sonne“-Wirt hat wahrlich viel gekocht: „Ich bin schon 45 Jahre im Beruf.“ Von klein auf hat er seinen Eltern in der Gastwirtschaft geholfen, wurde später erst Fleischer in Albstadt und lernte dann noch Koch im Feinschmeckerlokal des Hotels Kleber Post in Bad Saulgau. Auch Promis wie Königin Silvia oder Gloria von Thurn und Taxis habe er dort bekocht. „Ich hab auch mal den Koffer von Harald Juhnke hochgetragen. Der ist die Treppe hoch gestolpert und hat sich ins Bett geworfen.“ Trinkgeld habe es von dessen Sekretärin gegeben, während der Entertainer den Rausch ausschlief.
Willy Millowitsch habe Teufel gar am Ohr in die Küche gezogen, als dieser spät abends nicht mehr kochen mochte. „Du machst mir jetzt ein Fellchen“, habe er den jungen Koch dabei genötigt – mit Erfolg.

Vater Anton Teufel war ein Original

Zu Hause in Straßberg übernahm er 2003 das Ruder von Vater Anton, einem absoluten Original. „Der hat zu jedem einen Spruch gehabt.“ Auch vor einem Bischof habe dieser kein Blatt vor den Mund genommen und darauf hingewiesen, dass er sich bewusst sein müsse, beim Teufel eingekehrt zu sein. Auf einem Zettel hat Reiner Teufel für den Pressetermin notiert, wer die Vorgänger waren: ab 1972 Anton, davor ab 1930 Jakob Teufel, zuvor ab 1890 Anton Teufel, der die Gaststätte nach Gründer Johann Teufel (1848) im Jahr 1890 übernommen hatte.
Inzwischen ist der 61-Jährige finanziell unabhängig, nimmt nur noch selten große Gesellschaften an Samstagen oder Hauptversammlungen an. Diese seien auch beim Personal nicht unbedingt beliebt. Mit seiner Frau Jasmina und etwa 14 Helferinnen öffnet er nur noch vier Tage die Woche abends das Lokal, das auch für seine Tellersulzen-Wochen weithin bekannt ist.

Neuer Regiomat an der „Sonne“ in Straßberg

Zum einen produziert er an den anderen Tagen seine beliebten Bratwürste und viele andere, saisonal wechselnde Fleischspezialitäten für Geschenkkörbe und den „Regiomat“-Lebensmittel-Automaten vor der Tür, der gut angenommen werde. „Was ich angefangen habe, ist gelaufen“, resümiert er bereits die Karriere. Ob eine seiner Töchter die „Sonne“ übernimmt, sei noch nicht klar.
Zum anderen gönnt er sich mehr freie Zeit. „Es macht immer noch großen Spaß“, betont Jasmina Teufel, die schon lange im Betrieb ist, zwar die Vorteile: „die vielen schönen Begegnungen“. Doch sie pflichtet ihrem Ehemann auch bei, wenn dieser sagt: „Die Leute waren früher viel geselliger und sind länger im Lokal geblieben.“ Ob der Kunde bei Teufels König ist? „König ist er schon. Aber in meinem Schloss bin ich Kaiser“, sagt Teufel, und schmunzelt.

Info Im Jubiläumsjahr gibt es schwäbisches Kabarett in der 175-jährigen „Sonne“: Am 6. Mai werden „Alois und Elsbeth Gscheidle“ um 20 Uhr auftreten. Tickets für die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit den Schmeia-Hexa gibt es vor Ort und in der Bäckerei Ströbel.

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