Über das „köstliche Liedchen“ war ein gewisser Sylvester Paumgartner, seines Zeichens habsburgischer Beamter und Amateur-Cellist, „ganz entzückt“. Weshalb er Franz Schubert ersuchte, auch noch Variationen über „Die Forelle“ zu komponieren. So entstand wohl 1819 eines der populärsten Werke für Kammermusik – und dieses „Forellenquintett“ erklingt kommende Woche, am Freitag, 21. April, 20 Uhr, im Stadthaus: im Jubiläumskonzert der Reihe „klassisch!“.
„In einem Bächlein helle,/ Da schoss in froher Eil/ Die launische Forelle/ Vorüber, wie ein Pfeil“ – so hatte Christian Friedrich Daniel Schubart, der Schwabe, gedichtet. Und was auch immer diese Verse tiefsinnig oder volkstümlich erzählen wollen: Die vor zehn Jahren gegründete „klassisch!“-Reihe der SÜDWEST PRESSE in Kooperation mit dem Stadthaus Ulm, kräftig unterstützt von den Sponsoren Utzin Utz Group und Noerpel, hat sich jedenfalls nicht als launische, flüchtige Unternehmung entpuppt.
Damals hatte in Ulm und Neu-Ulm die Frage an das Kammermusik-Publikum gelautet: „Haben auch Sie Konzerte mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern bei uns an der Donau vermisst?“ Ja? Damit war die Zeit des Reisens bald vorbei, jedenfalls für die Zuhörerinnen und Zuhörer. Denn die musikalischen Gäste kommen aus aller Welt. Unvergessen: Am 24. April 2013 spielten Natalia Prishepenko (Violine) und Thomas Hoppe (Klavier) den mitreißenden Auftakt.
Das Jubiläum wird natürlich gebührend gefeiert. So tritt fast auf den Tag zehn Jahre nach dem „klassisch!“-Debüt das Busch Trio aus den Niederlanden in Ulm auf. Mathieu van Bellen (Violine), Ori Epstein (Violoncello) und Omri Epstein (Klavier) haben sich nach dem legendären Geiger Adolf Busch benannt – und sie arbeiten an dem Traum, eine Amsterdamer Holzkirche aus dem 17. Jahrhundert in ein florierendes Kammermusikzentrum zu verwandeln. Gleichzeitig touren sie durch die Welt, dieses Ensemble zählt zu den herausragenden Klaviertrios seiner Generation.
Aber wie wollen sie jetzt eigentlich in Ulm das „Forellenquintett“ spielen? Genau, dafür benötigen sie personelle Verstärkung. Sie bringen also Gäste zum „Geburtstagskonzert“ mit. Da wäre zunächst die 2001 in Israel geborene Noga Shaham an der Bratsche, die schon mit großen Orchestern und etwa bei Projekten der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker mitwirkte. Und die 1997 geborene Naomi Shaham übernimmt den Kontrabass – sie war Solo-Kontrabassistin in Daniel Barenboims West Eastern Diva Orchestra und wurde 2021 für diese Position vom Leipziger Gewandhausorchester verpflichtet.

Feiern mit Bridge und Brahms

Das klassisch!“-Jubiläumskonzert läuft dann so ab: Zunächst spielt das Busch Trio das „Phantasie Klaviertrio“ in c-Moll des britischen Komponisten Frank Bridge (1879-1941); es ist ein spätromantisches Werk, beeinflusst vom Impressionismus, 1907 entstanden. Dann stößt Noga Shaham zu den Musikern – und es erklingt das Klavierquartett Nr. 3 op. 60 von Johannes Brahms (1861 in Hamburg mit Clara Schumann am Klavier uraufgeführt). Schließlich hat die Kontrabassistin Naomi Shaham nach der Pause ihren Einsatz: beim „Forellenquintett“ von Franz Schubert.
Dieses Programm soll beispielhaft für die „klassisch!“-Reihe stehen: internationale Klasse der Interpreten, besondere Programme, die Hits der Klassik und der Romantik und gleichermaßen Unbekanntes, Neues. Ein Ziel: möglichst kein Werk zu wiederholen. Das ist in den zehn Jahren fast gelungen: Mehr als 200 Stücke von rund 90 Komponisten und Komponistinnen erklangen in bisher 43 Konzerten (wegen Corona fehlen eineinhalb Spielzeiten), darunter Zeitgenössisches von Peteri Vasks, Kaja Saariaho oder Toshio Hosokawa. David Philip Hefti, Erkki-Sven Tüür und Sven-Ingo Koch reisten zu ihren Konzerten an; auch Robert Grislot, von ihm gab‘s die Uraufführung des Streichtrios „The Vigiland Quest“. Fast 150 Musikerinnen und Musiker aus mehr als 20 Ländern traten im Stadthaus auf.

Der geliebte Schubert

Franz Schubert hat eine Hauptrolle in den „klassisch!“-Konzerten: Herausragend das Vogler Quartett und Misha Meyer mit dem Streichquintett, das Quatuor Hermès mit dem Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ oder das Cuarteto Casals mit dem B-Dur Streichquartett. Das Boulanger Trio und das Atos Trio boten die Klaviertrios. Und bei den beiden Liederabenden sangen Diana Haller und Samuel Hasselhorn sowie Mirella Hagen und Ludwig Mittelhammer selbstverständlich auch Schubert. Fehlt auf jeden Fall noch das „Forellenquintett“ – das erklingt am 21. April am „klassisch!“-Geburtstag.

Das Programm für die kommende „klassisch!“-Saison 2023/2024

Das Isidore Quartet, in New York gegründet, hat den internationalen Streichquartett-Wettbewerb im kanadischen Banff gewonnen und geht jetzt auf Tournee: Elbphilharmonie, Festspiele Luzern oder Amsterdamer Concertgebouw – und am 13. September eröffnen die Amerikaner im Stadthaus die „klassisch!“-Saison 2023/2024.
Fünf Konzerte gehören wieder zum Abonnement – darunter ein weiteres mit einem aktuell hoch dekorierten Streichquartett: Das Barbican Quartet, das 2022 beim ARD-Musikwettbewerb siegte, spielt am  18. Oktober: Werke von Webern, Britten und Schubert.
Er kommt aus Ulm, ist mit 30 Jahren Ensemblemitglied der Bayerischen Staatsoper, sammelt Auszeichnungen: Der international schon viel gerühmte Bariton Konstantin Krimmel singt am 24. Januar, begleitet von Daniel Heide am Klavier, einen Liederabend.
Seit dem Gewinn des Deutschen Musikwettbewerbs 2021 startet das Trio E.T.A. durch. Auch auf seiner Debüt-CD überzeugt das junge Klaviertrio, das der Südwestrundfunk zum „SWR2 New Talent 2023“ gewählt hat: Im Stadthaus spielen sie am 20. März 2024 Werke von Haydn, Pawollek und Smetana.
Schon in der ersten „klassisch!“-Saison 2013/2014 war das Nightingale String Quartet zu Gast und begeisterte das Publikum – die vier Däninnen kehren nun zurück zu einem Konzert am 24. April 2024. Natürlich werden sie auch wieder ein Stück aus ihrem Land mitbringen, eines von Vagn Holmboe.
Das bestehende Abonnement kann für die fünf Konzerte der „klassisch!“-Saison 2023/2024 ab 21. April und dann bis zum 12. Juni verlängert werden – der bisherige Sitzplatz bleibt reserviert. Neue Abo-Wünsche werden vorgemerkt. Kontakt: Chris Mertl, Telefon 0731/156-674. E-Mail: [email protected]