Ach, was waren die Kinder traurig, wenn ihr kleines virtuelles Haustier das Zeitliche gesegnet hatte. Ab 1997 gab es Tamagotchis in Deutschland, kleine runde Spielzeuge mit Displays, auf denen einfach gestaltete Tierchen um Aufmerksamkeit baten. Man musste es füttern, pflegen und hegen – sonst war es tot. Nach dem Motto: „Spiele, füttere, pflege, erziehe und umsorge es, wenn es krank ist oder Zuneigung benötigt – nur dann wird es dein bester Spielgefährte überhaupt werden“, wie die Firma heute noch wirbt. Tot war es dann, bis man den Reset-Knopf drückte und ein weiteres Wesen nach Zuwendung verlangte.
Nun hat der Hersteller Bandai Namco Toys in einer Pressemitteilung angekündigte, dass es ein neues Tamagotchi geben soll, das den Zusatz „Uni“ im Namen trägt. Laut Ankündigung soll es den Spielzeugmarkt „erneut aufmischen“. Schließlich habe das Original Mitte der 90er Jahre einen Hype um virtuelle Haustiere ausgelöst und sei weltweit 91 Millionen mal verkauft worden, schreibt das Unternehmen selbstbewusst. Und nicht genug: Im Jahr 1997 wurde auf der Erde pro Sekunde ein Tamagotchi verkauft, heißt es auf Fanseiten.
Figuren weiterhin sehr einfach gehalten
Schaut man sich das Werbevideo für die neue Version an, ist vieles wenig überraschend. Das Gerät an sich ist klein und bunt, die Figuren sind sehr einfach gehalten und können essen, baden, schlafen oder mit nach draußen gehen, wie es heißt. Im Lieferumfang ist nun allerdings auch ein Armband enthalten, sodass man es wie eine Uhr am Handgelenk tragen kann.
Es gibt aber doch mehrere große Neuheiten: Das „Tamagotchi Uni“ spricht mit seinen Besitzern und ist das erste Modell, das über eine WiFi-Verbindung verfügt. Damit erhält die Figur Zugang zu einer Art Metaverse, in diesem Fall Tamaverse genannt. Dort kann man laut Unternehmen mit Freunden spielen oder um die Welt reisen. Insgesamt sollen über 20 Charaktere verfügbar sein, „darunter die beliebtesten aus den Tamagotchi-Serien sowie sieben neue Haustiere“, wie Bandai ankündigt. Diese sollen weitaus mehr und individueller gestaltet werden können als zuvor. Die Batterie kann per USB-Kabel aufgeladen werden, Batterien braucht das Spielzeug nicht mehr.
Preis bei Vorbestellung ab 80 Euro
Es kann bereits vorbestellt werden, auf Amazon beispielsweise für 79,99 Euro, als Liefertermin wird der 21. Juli genannt. Ältere Modelle gibt es dort für gut 20 Euro. Bei Smyths Toys soll die neue Version 89,99 Euro kosten. Dort ist unter „Voraussichtlich lieferbar“ der 15. Juli angegeben.
Tamagotchi bedeutet – aus dem japanischen übersetzt – übrigens „kleines niedliches Ei“. Die Idee zu dem Spielzeug hatte bei der Spielefirma Bandai die damals 30-jährige Angestellte Aki Maita. Viele Kinder wünschen sich ein Haustier, doch in der Enge und Hektik des japanischen Alltags ist das in der Wirklichkeit kaum vorstellbar. Maita wollte Kindern also eine Möglichkeit geben, den Alltag mit einem Haustier zu erleben – aber eben unverbindlicher und ohne Kosten für Tierarzt oder Futter.
Sie dachte sich deswegen einen Ersatz aus: winzige Alien-Kreaturen in ein Plastikgehäuse. Damit sie sich entwickeln konnten, musste der Besitzer sie pflegen. Das Display zeigte an, ob ein Tamagotchi zum Beispiel hungrig ist – dann musste man es füttern. Ein Spiel mit dem kleinen Gefährten zu spielen, machte es glücklich. Gelegentlich mussten auch Hinterlassenschaften „weggeräumt“ werden – mit anderen Worten, es war in etwa so, wie ein echtes Haustier zu haben. Kümmerte man sich nicht gut genug darum, wurde ein Tamagotchi „krank“ und ging schließlich aus.
Beziehung zwischen Mensch und Maschine
Bandai, eine der führenden japanischen Spielzeugfirmen, die unter anderem mit Modellautos und Action-Figuren groß geworden war, konnte voll seine Vertriebskanäle ausspielen. Und wenige Monate nach dem Japan-Start im November 1996 waren die Tamagotchis in über zwei Dutzend Ländern auf dem Markt und wurden zu einem Kult-Spielzeug der 90er Jahre.
Historisch gesehen waren die Tamagotchis sogar mehr als das. Lange vor künstlicher Intelligenz und Sprachassistenten im Alltag, zehn Jahre vor dem ersten iPhone, das die Tür für die heutige App-Vielfalt aufstieß, schufen sie mit einfacher Technik einen kulturellen Meilenstein: eine Beziehung zwischen Mensch und Maschine. In Großbritannien machte ein Haustier-Friedhof Platz für verstorbene Tamagotchi.
Dabei gab es auch einigen Ärger. So konnten Modelle der ersten Generationen so schnell „sterben“, dass Kinder sie zum Teil auch zur Schule mitnahmen. Die Lehrer sahen das als Ablenkung, und die Geräte wurden in einigen Schulen zum Beispiel in den USA verboten.
Ganz verschwunden waren die Tamagotchis auch vor der neuen Version nicht. Aus Anlass des 25. Geburtstags vor einem guten Jahr brachte Bandai die Tamagotchi Smart heraus. Bereits 2017 hatte es exklusiv beim Drogeriemarkt Müller eine neue Auflage gegeben.