Es fließt kein Gas mehr aus Russland nach Deutschland. Seit dem 31. August hat Russland die Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 eingestellt. Das treibt den Gaspreis in die Höhe, aber auch Strom wird teurer. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen zunehmend Strom sparen. Die Schweizer Beratungsfirma Prognos hat nun berechnet, wie teuer Strom im kommenden Jahr werden könnte.

Was kostet eine Megawattstunde Strom bei weiterem Lieferstopp?

Ein dauerhafter russischer Gaslieferstopp würde auch Strom in den kommenden Monaten noch einmal stark verteuern. In Modellrechnungen für die bayerische Wirtschaft gehen die Prognos-Fachleute in ihrem „oberen Strompreispfad“ davon aus, dass die Großhandelspreise im Laufe des nächsten Jahres bei über 500 Euro pro Megawattstunde liegen könnten, um erst anschließend wieder zu sinken. Die Schätzung beruht auf der Annahme, dass Russland kein Gas mehr liefert.
Für den „mittleren Strompreispfad“ gehen die Autoren davon aus, dass Russland in reduziertem Umfang weiter Gas an Deutschland verkauft. In diesem Fall rechnen sie damit, dass die Strom-Großhandelspreise 2023 bei etwa 189 Euro liegen würden, nicht wesentlich höher als derzeit. Auftraggeber war die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) in München.

Strompreis aktuell: Was kostet eine kWh Strom und wie teuer wird es?

Fünfhundert Euro pro Megawattstunde würden einem Kilowattstundenpreis von 50 Cent entsprechen. Die Prognos-Schätzungen beziehen sich auf den Großhandel. Als Endverbraucher zahlen viele Privatkunden derzeit noch unter 30 Cent/kWh. Nach Angaben des Energiemonitors von Zeit.de liegt der Preis für eine Kilowattstunde Strom für Neuverträge bei einem Jahresverbrauch von 4000 kWh bei 55,6 Cent. Auch der Verivox Verbraucherpreisindex Strom zeigt einen Wert über 50 Cent/kWh an.
Sollte Russland die Gaslieferungen in vollem Umfang wieder aufnehmen, könnten die Preise laut Prognos im „unteren Strompreispfad“ im nächsten Jahr auf gut 100 Euro pro Megawattstunde sinken. Die Autoren betonen, dass die Entwicklung der Strompreise bis Mitte des Jahrzehnts sehr unsicher sei.

Strompreise sinken bis 2027/28

Bis 2027/28 erwarten die Prognos-Berater dann wieder deutlich sinkende Strompreise. In allen drei Szenarien gehen sie jedoch davon aus, dass Strom dauerhaft teurer bleiben wird als vor Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg.

Merit-Order-Prinzip: Gaspreis und Strompreis hängen zusammen

Gas- und Strompreise hängen zusammen, weil Erdgas auch in Kraftwerken für die Stromproduktion verwendet wird. Ist Gas knapp, schlägt das auf die Strompreise durch, außerdem ist auch Kohle teurer geworden. „Strom ist für deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich einfach zu teuer“, sagte Bertram Brossardt, der Hauptgeschäftsführer der vbw. „Die hohen Strompreise sind enorme zusätzliche Belastungen für die Unternehmen.“

Was kostet eine kWh Gas für Neukunden aktuell?

Nachdem der Gaspreis bei Neuverträgen zuletzt leicht gesunken war, liegt er laut Vergleichsportal Verivox für eine durchschnittliche vierköpfige Familie mit einem Durschnittsverbracuh von 20 000 Kilowattstunden bei 37,3 Cent/kWh.

Empfehlung aus der Redaktion

Besuchen Sie unsere Themenseite und finden Sie dort weitere spannende Hintergrundgeschichten und Empfehlungen aus der Redaktion.