Wenn es um Metallbearbeitung geht, macht den deutschen Herstellern kein anderes Land so schnell etwas vor. Die deutschen Werkzeugmaschinenbauer sind weltweit führend. Neun der zehn größten europäischen Unternehmen haben ihren Sitz zwischen Rostock und Freiburg. Die Werkzeugmaschine gilt als Mutter aller Maschinen. Auf ihr entstehen Teile, aus denen andere Maschinen gefertigt werden.
Die Emag-Gruppe aus Salach (Kreis Göppingen) nahm im vergangenen Jahr mit einem Umsatz von 673 Mio. € (plus 17 Prozent) und rund 3200 Mitarbeitern den vierten Platz in Europa ein. Der Metallspezialist, der neben vielen Standorten in Baden-Württemberg auch mit einem seiner weltweit zwei Produktionswerke (Zerbst/Sachsen-Anhalt) und einem seiner Technologiezentren (Leipzig) in Ostdeutschland vertreten ist, steht stellvertretend für die Branche.
Sicherer Datenaustausch
Die Branche hat 2018 die Spitze eines jahrelangen Aufschwungs erlebt. Doch der ist nun vorbei. „Wir spüren seit dem vierten Quartal 2018, dass sich unsere Kunden zurückhalten“, sagt Achim Feinauer, der Chef des operativen Geschäfts von Emag. Aufgrund des hohen Auftragsbestands und der Lieferfristen wird sich dies nach seinen Worten vorrangig im kommenden Jahr auswirken, wenngleich er bereits für dieses Jahr mit einem deutlichen Umsatzminus rechnet. Angesichts der schwächeren Nachfrage der Kunden. Vor diesem Hintergrund werde sich Emag vorrangig darauf konzentrieren, in die Entwicklung zu investieren.
Kommunikation von Maschinen mit IT-Systemen
Mit acht anderen deutschen Herstellern, zu denen unter anderem DMG Mori, Chiron, Liebherr und Trumpf gehören, hat Emag eine Standardschnittstelle für die Kommunikation von Maschinen mit IT-Systemen namens Umati entwickelt. Sie macht den Datenaustausch sicherer und einfacher. Feinauer freut sich über die hohe länderübergreifende Akzeptanz von Umati – einem neuen Standard in der Fertigung.
Heinz-Jürgen Prokop – der Trumpf-Manager ist Vorsitzender des Branchenverbandes VDW – nennt Umati den Start in eine neue Ära der Fertigung. „Die Verbindung und die einheitliche Sprache von Maschinen, Anlagen und Software ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um in der Fertigung Nutzen aus der Digitalisierung zu ziehen,“ sagte er gestern bei der Vorstellung von Umati auf der Fachmesse Emo in Hannover. Davon profitiere jede einzelne Firma, weil sie sich nun auf die Bedürfnisse der Kunden konzentrieren könne. Zudem lassen sich laut Prokop aus den Daten neue Dienstleistungen entwickeln. Das führe zu einer engeren Zusammenarbeit von Lieferant und Kunde.
Vernetzung ist Riesenthema
Auch bei Emag ist Vernetzung ein Riesenthema. Ausgehend von internen Prüfungen würden die Lösungen über Testkunden in den Markt gebracht, erläutert Feinauer. Während die Ferndiagnose früher nur unter erschwerten Bedingungen realisierbar war, tausche Emag heute mit einem großen deutschen Kunden mehrere Gigabyte Daten je Tag – gut geschützt in einer öffentlichen Cloud abgespeichert. „Vor kurzem war das noch undenkbar.“
Innovationsdruck bleibt hoch
Neben der Digitalisierung fordert auch die E-Mobilität die Branche heraus. Die Zahl der Bauteile wird deutlich sinken. Neben neuen Teilen der E-Maschine, Batterie, Kühlkomponenten für die elektrischen Elemente verändern sich auch die Anforderungen an die verbleibenden Bauteile wie Fahrwerk und Zwischengetriebe. Das halte den Innovationsdruck hoch.
Mit einiger Sorge blickt der Emag-Manager auf den Handelskonflikt zwischen China und den USA. Den hat der Werkzeugmaschinenhersteller bereits voll zu spüren bekommen. Die Hälfte der Maschinen stellt das Unternehmen im chinesischen Jintan her. Das sind Maschinentypen, die Emag von dort in die ganze Welt liefert. „Die Strafzölle stellen für uns daher einen großen Nachteil gegenüber unseren japanischen und koreanischen Konkurrenten dar,“ betont Feinauer.
Deutsch-chinesisch
Die deutschen Werkzeugmaschinenbauer haben im Rekordjahr 2018 einen Umsatz von rund 17 Mrd. € erwirtschaftet. Die Branche, die mehr als 73 500 Mitarbeiter beschäftigt, bekommt allerdings die flaue Konjunktur und die Krise in der Autoindustrie voll zu spüren. Der Auftragseingang in den ersten sechs Monaten 2019 brach um 21 Prozent ein.
Die Emag GmbH & Co. KG aus Salach (Kreis Göppingen) ist ein Familienunternehmen. Es gehört zur Hälfte der Familie Heßbrüggen (Markus Heßbrüggen ist geschäftsführender Gesellschafter) und seit dem Jahr 2009 der chinesischen Familie Pan.