Vor einigen Jahren wurde an einem Flughafen im Handgepäck einer Frau eine Flasche Cognac entdeckt. Wegwerfen wollte die Passagierin das teure Getränk aber nicht und trank es komplett aus. Kurze Zeit später zeigte sich die Wirkung, die Frau wälzte sich brüllend am Boden – und durfte erst recht nicht ins Flugzeug. Solche Szenen könnte es langfristig in Deutschland nicht mehr geben: An Flughäfen fällt die Obergrenze für Flüssigkeiten Schritt für Schritt weg. Künftig dürfen auch größere Behälter wie Cognac-Flaschen wieder an Bord.
Flüssigkeit und Handy im Handgepäck: Warum kein Aus- und Einpacken mehr?
Bereits jetzt lassen sich am Flughafen Frankfurt Flaschen ins Flugzeug bringen – mit Glück: An 7 der 170 Sicherheitskontrollen des Rhein-Main-Flughafens sind Computertomografen im Einsatz, an allen anderen gilt weiterhin die Obergrenze von 0,1 Liter pro Gefäß. Die neuen Röntgenapparate liefern eine dreidimensionale Ansicht des Handgepäcks und überprüfen den Inhalt auf verbotene Stoffe.
„Dank der neuen Computertomografen müssen keine elektrischen Geräte oder Flüssigkeiten mehr unter Zeitdruck aus- und später wieder eingepackt werden und mit der neuen Technik können auch die Flüssigkeitsbeschränkungen zukünftig entfallen“, heißt es auch von der oberbayerischen Regierung, die für die Anschaffung der Geräte am Münchner Airport verantwortlich ist. Auch Gele und Aerosole dürfen in der Tasche bleiben.
Neue Scanner fürs Handgepäck machen Flugreisen angenehmer
An neuen Kontrollen des Franz-Josef-Strauß-Flughafens können vier Fluggäste gleichzeitig ihr Handgepäck auflegen. Die durch die Scanner geringere Anzahl von Wannen wird durch ein vollautomatisches Rückführsystem zusätzlich beschleunigt. 160 Prozent Geschwindigkeitsgewinn gegenüber konventionellen Linien ist das Ergebnis.
Jedes Gerät kostet einen sechsstelligen Betrag. Die 45 Millionen Euro Ausgaben für 60 spezielle Scanner und 48 neue Kontrollspuren sollen über die Luftsicherheitsgebühr der Ticketverkäufe finanziert werden, sagt die Regierung. Nach dem derzeitigen Planungsstand könnte die Ausstattung bis zum Jahr 2025 abgeschlossen sein, teilt Sprecher Wolfgang Rupp mit. Der Airport München wird dann der erste Flughafen in Deutschland sein, der nahezu vollständig mit der neuen Sicherheitstechnik ausgestattet ist.
Die strenge Handgepäck-Regel wurde im EU-Raum Ende des Jahres 2006 eingeführt, nachdem Täter versucht hatten, Flugzeuge mit Flüssigsprengstoff vom Himmel zu holen. Gegenstände, die sich als Waffe eignen, wie Scheren, durften bereits kurz nach den Attentaten vom 11. September 2001 nicht mehr an Bord. Die Zeit für die Sicherheitskontrolle an den Flughäfen verlängerte sich daraufhin um ein Viertel. Die auch aus der Medizin bekannte Computertomografie ermögliche nun laut Frankfurter Flughafen „eine zuverlässige, schnelle und differenzierte Erfassung unterschiedlichster Materialien und Gegenstände“.
Handgepäck-Regeln: 1-Liter-Plastiktüte überflüssig
Am Flughafen Köln/Bonn sind ebenfalls bereits zwei Scanner im Einsatz, teilt die Bundespolizei mit, die für Sicherheitskontrollen an zwölf Flughäfen verantwortlich ist. An Kontrollstellen mit den neuen sogenannten CT-Scannern können elektronische Geräte wie Laptops und Smartphones in den Taschen bleiben. Alle Döschen und Fläschchen müssen auch nicht mehr in die maximal 1 Liter fassende Tüte.
Mittelfristig sollen alle Flughäfen mit den CT-Scannern ausgestattet werden. Die Umsetzung sei von der Verfügbarkeit der Geräte abhängig, außerdem habe das Bundesinnenministerium ein Wort mitzureden. An vielen Flughäfen wie Stuttgart gibt es die Geräte allerdings noch nicht. „Eine vollständige Aufhebung der Flüssigkeitsregeln an den Flughäfen ist praktisch nur mit einer vollständigen Umstellung auf CT-Geräte möglich“, teilt die Bundespolizei mit.
Am Londoner City Airport ist es schon so weit. Passagiere können generell Behälter von bis zu zwei Litern in ihrem Handgepäck mitnehmen, berichtet die Zeitung The Guardian. Bis Juni 2024 sollen alle großen britischen Airports die neuen Kontrollgeräte installieren und damit das Ende der 100-ml-Regel besiegelt werden. Bislang sind Australien und die Niederlande die einzigen anderen Länder, die die Umrüstung vorgeschrieben haben.