Das Interesse an Photovoltaik ist riesig. Das zeigte sich beim Webinar der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, den Regionalen Energieagenturen und der SÜDWEST PRESSE, an dem mehr als 500 Leserinnen und Leser teilgenommen haben. 90 Minuten lang blieben die meisten dabei, stellten mehr als 250 Fragen im Chat und hörten einen informativen Vortrag. Dementsprechend positiv fielen die Kommentare für die „ausgezeichnete, interessante und gut strukturierte Veranstaltung“ aus. Entscheidenden Anteil daran hatten die Energieexperten der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg Tina Götsch, Birgit Groh, Tina Schwenk und Hans-Joachim Horn. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie groß sollte eine PV-Anlage sein?
Die optimale Größe ist vom jährlichen Stromverbrauch abhängig. Ganz allgemein sollte die PV-Anlage mehr Strom über das Jahr liefern, als Sie benötigen. Die Anlage nur so klein zu dimensionieren, dass sie für den Eigenverbrauch optimiert ist, stellt oft nicht die wirtschaftlich beste Lösung dar. Denn kleine Anlagen sind pro Kilowatt Leistung teurer als größere. Grund hierfür sind die Fixkosten wie zum Beispiel die Einspeisetechnik oder das Gerüst zum Aufbau. Diese Kosten sind nahezu unabhängig von der Anlagengröße und erhöhen die Kosten pro Kilowatt-Peak (kWp) bei kleinen Anlagen. Also lieber mehr Module installieren. Die Grenze setzen das eigene Budget und die verfügbare Dachfläche.
Was bedeutet Kilowatt-Peak?
Eine 1 kWp Photovoltaikanlage kann im Durchschnitt etwa 1000 Kilowattsunden (kWh) jährlich erzeugen. Für die Installation von rund 1 kWp Anlagenleistung werden etwa 6 bis 8 Quadratmeter Fläche benötigt. Wenn Sie sich in Zukunft ein Elektroauto oder eine Wärmepumpe anschaffen wollen, denken Sie bei der Planung bereits an den höheren Strombedarf.
In welche Himmelsrichtungen sollten die Module ausgerichtet sein?
Den höchsten Ertrag erzielt man bei einer Südausrichtung. Aber eine Ost-West-Ausrichtung kann sinnvoller sein, da der meiste erzeugte Strom verbraucht wird, wenn jemand zu Hause ist. Morgens steht die Sonne im Osten und abends im Westen, dies macht eine Ost-West-Ausrichtung vor allem für Berufstätige attraktiv. Für die Heizungsunterstützung eigenen sich steil nach Süden ausgerichtete Flächen sehr gut, da die Sonne im Winter ja eher etwas tiefer steht. Die Südfassade kann gute Erträge im Winter liefern.
Soll man nicht selbst verbrauchten Strom ins Netz einspeisen oder selbst speichern?
Am besten legen Sie den Stromverbrauch im Haus auf die Zeiten, in den die Solarmodule Sonnenstrom erzeugen. Das reduziert den Einkauf von teurem Strom aus dem Netz. Der nicht genutzte Strom kann entweder gegen eine Vergütung ins allgemeine Netz eingespeist oder für die spätere eigene Nutzung in einer Solarbatterie gespeichert werden. Wer sich für einen Speicher entscheidet, macht sich unabhängiger von Stromversorgern und gestaltet die Energiewende mit. Die Speicherung von Strom ist aber mit Kosten verbunden und häufig nicht wirtschaftlich.
Was kostet eine PV-Anlage?
Sie müssen mit Anlagenkosten von 1500 bis 2000 Euro pro kWp rechnen. Die Stromerzeugungskosten liegen zwischen 8 bis 15 Cent pro kWh. Wenn Sie den überschüssigen Strom ins Netz einspeisen, erhalten sie bei einer 10-kW-Anlage, die in diesem Jahr ans Netz geht, 8,2 Cent pro kWh. Zum Vergleich: Die Strombezugspreise für Haushalte liegen derzeit in der Regel zwischen cirka 28 und 50 Cent pro kWh.
So berechnen Sie die Wirtschaftlichkeit
Wie berechne ich die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage?
Das hängt von vielen Faktoren ab. Eine vereinfachte Beispielrechnung könnte so aussehen: Der Jahresstromverbrauch beträgt 4500 kWh. Installiert wird eine PV-Anlage mit 5 kWp, die 900 kWh/kWp im Jahr produziert. Die produziert in 20 Jahren 90 000 kWh. Diese Menge würde bei einem Preis von 0,28 Euro pro kWh 25 200 Euro an Strombezug ausmachen. Nimmt man weiter an, dass 70 Prozent des Sonnenstroms eingespeist werden für 8,2 Cent pro kWh, erhält man 5170 Euro vergütet. Durch den Eigenverbrauch spart man 7560 Euro. Der Investition von 9000 Euro steht also ein Einsparpotential von 12 730 gegenüber. Das ist ein Plus von 3730 Euro.
Die Angebote, die ich für PV-Anlagen eingeholt habe, sind deutlich teurer.
Wir haben einen angespannten Markt. Die Handwerksbetriebe ächzen vor Aufträgen. Diese nehmen häufig Aufträge für kleine Anlagen nicht mehr an oder setzen dafür höhere Preise an, weil sie in der gleichen Zeit eine größere Anlage montieren könnten, an der sie besser verdienen. Manche Anlagen werden derzeit so teuer angeboten, dass sie als Hausbesitzerin oder Hausbesitzer nie in die Wirtschaftlichkeit kommen. Sie sollten den Markt beobachten, mehrere Angebote einholen. Die Umwelt hat den gleichen Nutzen, wenn Sie eine überteuerte Anlage kaufen. Wenn der Preis aber zu hoch ist, muss man den Mut haben, noch ein Jahr zu warten.
Wie lange halten Module?
Mittlerweile geben die meisten Hersteller eine Produktgarantie von 10 Jahren und mehr, und eine Leistungsgarantie auf die Photovoltaik-Module von 20 bis 25 Jahren. In der Praxis sehen wir, dass dies absolut realistisch ist. Viele PV-Anlagen sind schon mehr als 20 Jahre alt und laufen immer noch gut. Es ist möglich, dass die Leistung der Module nach dieser langen Zeit etwas geringer ist, aber deshalb müssen sie nicht ausgetauscht werden.
Wie groß muss eine Batterie sein?
Richtig dimensioniert ist die Batterie, wenn sie den durchschnittlichen Stromverbrauch zwischen abends und morgens abdeckt. Wenn Sie im Jahr 3600 Kilowattstunden Strom verbrauchen, wäre grob geschätzt ein Speicher von bis zu 5 Kilowattstunden Kapazität richtig dimensioniert (3600 kWh/365/2). In der Praxis werden häufig viel zu große Speicher installiert, was dazu führt, dass der Ladezustand der Batterie zwischen halb voll und voll schwankt. Dieser hohe Ladezustand beschleunigt die Alterung der Batterie. Eine andere Faustregel lautet: Sie können von einem Richtwert von etwa 1 Kilowattstunde Batteriekapazität pro 1000 kWh Jahresstromverbrauch ausgehen. Bei kleinen Photovoltaikanlagen sollte außerdem die Speicherkapazität der Batterie in Kilowattstunden nicht viel größer sein als die Leistung der Photovoltaikanlage in Kilowatt. Für einen Haushalt mit einer 5 kWp-PV-Anlage und einem Jahresstromverbrauch von 5000 kWh wäre also ein Speicher von 5 bis 7 kWh ideal.
Batteriespeicher altern schneller als Module
Wie lange hält ein Batteriespeicher?
Die erwartete Lebensdauer beträgt 10 bis 15 Jahre. Grund dafür ist, dass in den Batteriezellen chemische Prozesse stattfinden, die zu einer Alterung der Materialien führen. Einige der Alterungsprozesse finden sogar unabhängig vom Laden und Entladen statt, weshalb Batterien so etwas wie ein „Verfalldatum“ haben, das sich aber nicht exakt vorhersagen lässt. Die Alterung führt im Lauf der Zeit zu einer sinkenden Speicherkapazität, die über lange Zeit nur langsam abnimmt, sich zum Ende der Lebensdauer aber beschleunigt. Eine Batterie altert am Anfang also langsam, später aber schneller.
Welche Stromspeicher sind bereits verfügbar?
Auf dem Markt gibt es verschiedene technische Lösungen. Am weitesten verbreitet sind Lithium-Ionen-Batterien. Die Vorteile der Lithiumbatterien sind vor allem der hohe Wirkungsgrad, die hohe Energiedichte und die vergleichsweise lange Lebensdauer auch bei intensiver Nutzung. Die Speicherkapazität kann im Dauerbetrieb fast vollständig genutzt werden, ohne dass die Batterie darunter leidet. Obwohl sie auf dem Markt praktisch keine Rolle spielen, werden zwei Batterietechniken gelegentlich angepriesen: die Redox-Flow-Batterie und die sogenannte Salzwasserbatterie. Beide Speichertechniken sind derzeit am Markt nicht mehr bzw. noch nicht erhältlich. Die noch vor Jahren verwendeten Bleibatterien spielen als Heimspeicher keine Rolle mehr.
Und wie hoch sind die Kosten?
Die Anschaffungskosten für Speicher sind in den letzten Jahren deutlich gesunken. Aktuell sinken die Preise kaum mehr, was durch die derzeit hohe Nachfrage, aber auch die Knappheit z.B. bei Steuerungschips begründet werden kann. Ganz grob geschätzt müssen Sie mit Kosten von 750 und 1.200 Euro pro Kilowattstunde bei Speichern größer als 5 kWh rechnen. Dabei kosten kleinere Speicher pro Kilowattstunde deutlich mehr als größer dimensionierte Systeme. Die Kosten hängen entscheidend vom Speichersystem (AC- oder DC-System) und vom Funktionsumfang ab. Speichersysteme, die zum Beispiel auch eine Not- oder Ersatzstromfunktion bieten, sind meist teurer.
Die Haken und Ösen beim Mieten
Lohnt sich ein Mietmodell?
Als Alternative zum Kauf lässt sich eine PV-Anlage auch mieten oder pachten. Die Anbieter – lokale Stadtwerke und überregionale Unternehmen – werben mit wenig Aufwand und der wegfallenden Anfangsinvestition. Solche Angebote kosten Sie meist zwischen 80 und 300 Euro im Monat. Das klingt überschaubar, summiert sich aber über die sehr lange Laufzeit von meist mindestens 20 Jahren auf einen hohen fünfstelligen Betrag. Dieser übersteigt die Anschaffungskosten beim Kauf einer Anlage fast immer deutlich, manchmal um das Zwei- bis Dreifache. Grund dafür ist, dass vermietende Unternehmen die Photovoltaik-Anlage nicht nur anschaffen und installieren müssen, sondern auch Kosten für Finanzierung, Wartung, Reparaturen, Versicherung und weitere Risiken sowie den unternehmerischen Gewinn einkalkulieren. Meist ist eine Miete oder Pacht am Ende deutlich teurer als ein Kauf. Dafür brauchen Sie sich im besten Fall um die Wartung, Instandhaltung und Versicherung nicht zu kümmern, da das die Vermieter:innen übernehmen.
Auf was muss ich achten?
Weil die Angebote aber sehr unterschiedlich ausgestaltet sind, lohnt es sich, die Vertragsbedingungen vorab gründlich zu prüfen. Achten Sie dabei auf versteckte Kosten und darauf, dass die Miete nur dann zu zahlen ist, wenn die Anlage wie versprochen Strom produziert und das vermietende Unternehmen allen vertraglichen Verpflichtungen (Wartung, Reparaturen) nachkommt. Vorteil der Miete ist, dass Sie sich bei der Anschaffung nicht mit technischen Details beschäftigen müssen und während des Betriebs keine größeren Kostenrisiken bestehen, wenn Solarmodule oder Wechselrichter nicht wie erwartet funktionieren. Nachteil ist, dass diese Mietverträge bis zu 20 Jahre laufen und praktisch nicht kündbar sind. Auch bei einem Hausverkauf oder wenn das Haus vererbt wird, müssen diese weitergeführt werden, was nachteilig sein kann.
Wer darf eine Photovoltaik-Anlage installieren? Kann ich das mit handwerklichen Geschick und Elektrik-Kenntnissen selbst montieren?
Grundsätzlich ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, dass ein Fachbetrieb für die Installation einer Solaranlage von Ihnen beauftragt werden muss. Das bedeutet, dass Sie grundsätzlich dazu befugt wären, einen Teil Ihrer PV-Anlage selbst zu montieren – beispielsweise die Installation der Solarmodule oder den Großteil der Modul-Kabelverlegung und deren Anschluss. Für bestimmte Schritte sind Sie aber verpflichtet, zertifizierte Elektroinstallateur:innen hinzuzuziehen. Hierzu gehört der Anschluss Ihrer Solaranlage an die Hauseinspeisung und an das öffentliche Stromnetz. Dieser ist notwendig, damit Sie die Einspeisevergütung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz erhalten können. Wichtig zu beachten ist aber, dass die Hersteller ihre jahrzehntelangen Garantien von einer fachgerechten Montage abhängig machen.
Ist eine Kombination von Photovoltaik-Anlage und Wärmepumpe sinnvoll?
Der Strom Ihrer PV-Anlage hilft dabei den Strombedarf der Wärmepumpe zu decken, kann ihn aber nicht vollständig decken. Denn zum einen möchten Sie ja auch andere Geräte im Gebäude mit Solarstrom betreiben und zum anderen muss auch nachts geheizt werden, wenn kein Solarstrom zur Verfügung steht. Im Winter reicht auch tagsüber die Leistung Ihrer Photovoltaik-Anlage meist nicht aus, um die Wärmepumpe rein mit Solarstrom zu betreiben. Wie groß der solare Anteil ist, hängt zunächst von gegebenen Größenverhältnissen ab, wie zum Beispiel vom Stromverbrauch der Wärmepumpe und dem Ertrag der Photovoltaikanlage. Bei einem gut gedämmten Einfamilienhaus kann er bis zu 30 Prozent betragen.
Ab welcher Größe muss eine Photovoltaik-Anlage angemeldet werden?
Eine Anlage müssen Sie sowohl beim Netzbetreiber als auch bei der Bundesnetzagentur ins Marktstammdatenregister eintragen lassen. Dies gilt generell und kommt nicht auf die Größe der Anlage an. Deshalb müssen auch Balkon-Anlagen beim Netzbetreiber gemeldet und im Marktstammdatenregister eingetragen werden
Keine Mehrwertsteuer auf PV-Anlagen
Seit Jahresbeginn ist beim Kauf von PV-Anlagen und auch neuen Anlagenkomponenten keine Umsatzsteuer mehr fällig. Die einzige Einschränkung ist, dass die Anlagen in der Nähe eines Wohngebäudes installiert werden. Also auf dem Dach, dem Carport, Gartenhäuschen oder Ähnlichem. Diese Regelung gilt für alle Komponenten einer Photovoltaik-Anlage: für Module, Wechselrichter, Befestigung und auch Speicher. Übrigens gilt der neue Nullsteuersatz auch für Balkonkraftwerke.