Ein Spielzeug-Radlader, ein Bräter, ein Bewegungsmelder, eine Handbrause und ein Schrägsitzventil für Textilmaschinen – das alles ist fein säuberlich aufgereiht im Konferenzsaal Transparenz der Frankfurter Messe. Neben dem Original steht dabei jeweils eine dreiste, minderwertige Kopie.
Der Verein Aktion Plagiarius verleiht seit 1977 einen Schmähpreis für dreiste Kopien von hochwertigen Produkten. So auch am Freitag anlässlich der weltgrößten Konsumgüter-Messe Ambiente. In diesem Jahr kommen die höchst fragwürdigen Preisträger ausnahmslos aus China. „Es wird weiter munter abgekupfert“, sagt Plagiarius-Sprecherin Christine Lacroix. „Das bewegt sich weiter auf hohem Niveau.“
Beim Ventil hat die chinesische Firma Ningbo alle Elemente des Originalprodukts der Bürkert Werke aus dem baden-württembergischen Ingelfingen kopiert, den Spielzeug-Radlader der Bruder Spielwaren GmbH aus Fürth hat die chinesische Hengheng Toys Factory in kleiner nachgebaut, allerdings mit billigen Materialien und schlecht verarbeitet. Extrem dreist hat die chinesische Zheijang Keland den Bräter der renommierten Firma Zwilling aus Solingen nachgemacht. Statt Gusseisen wurde einfach billiges Aluminium verwendet.
Es gehe ja nicht nur um die schlechte Qualität der kopierten Produkte, sagt Lacroix. „Es geht auch um Sicherheit und Gesundheit.“ In der Regel werden die Kopien aus dem Handel genommen. In wenigen Fällen können die Originalhersteller eine Unterlassungserklärung durchsetzen, wie jüngst im Fall des Bräters, berichtet Lacroix.
Die fragwürdigen Preisträger markieren freilich nur die Spitze des Eisbergs. Der Zoll hat an den EU-Außergrenzen 2017 mehr als 31 Mio. rechtsverletzende Produkte mit einem Gesamtwert von mehr als 580 Mio. € beschlagnahmt.
Die Folgen für die betroffenen Original-Hersteller sind immens. Ihnen gehen Umsätze und Gewinne verloren, sie tragen die meist hohen Entwicklungskosten. Professor Arndt Sinn, Direktor des Zentrums für Europäische und Internationale Strafrechtsstudien an der Universität Osnabrück, schätzt, dass allein in Deutschland 70 000 bis 80 000 Arbeitsplätze mehr zur Verfügung stünden, würde es die Produkt- und Markenpiraterie nicht geben.
Allein im deutschen Maschinenbau, schätzt der Branchenverband VDMA, sind mehr als 70 Prozent der Unternehmen von Fälschungen betroffen. Schaden: Rund 7,3 Mrd. €. Auch hier sei China das Ursprungsland Nummer eins bei Plagiaten. Gleich dahinter folge aber Deutschland mit einem Anteil von 19 Prozent.