Am Dienstagabend (4. Juli, 20:15 Uhr) zeigt das ZDF die Geschichte der DDR-Flüchtlinge Wolfgang Hilgert, Hans-Joachim und Jürgen Zorn. Die drei aus der DDR-Grenzstadt Weferlingen (Sachsen-Anhalt) träumten, in den Westen zu fliehen. Mit Erfolg!
Sehnsucht nach Freiheit wurde immer größer
Die drei Männer schauten regelmäßig West-Fernsehen, inklusive die Auto- und Urlaubswerbungen. Ihre Sehnsucht, in die BRD zu flüchten, wurde immer größer. „Man hat gesehen, wo die Leute Urlaub machten, dann ist schon das Herz weichgeworden“, betont Jürgen Zorn in der ZDF-Doku. „Ich hatte eigentlich nie die Idee, die DDR zu verlassen. Das kam eigentlich aus dem Spaß heraus“, wird der bereits verstorbene Wolfgang Hilgert zitiert.
Männer flüchteten mithilfe von Planierraupe
Im April 1982 setzten die drei Männer ihre gefährliche Idee in die Tat um. Hilgert hatte als LKW-Fahrer Zugang zu einem Sandwerk an der innerdeutschen Grenze. Sie entwendeten eine Planierraupe, die auf dem Gelände geparkt wurde. Ein lauter, langsamer Koloss – und kaum zu übersehen. Unbemerkt tuckerten die drei Männer mit der Raupe in Richtung Grenze.
Flucht hätte tödlich enden können
Die drei Insassen der Raupe wurden zwar von den bewaffneten Grenzsoldaten bemerkt. Dennoch gelang ihnen die Flucht: Der schwere Koloss machte einen Teil des Grenzzauns, der die DDR und die BRD trennte, platt. „Solche Angst, die ich da hatte, werde ich nie wieder haben“, erzählt Jürgen Zorn 41 Jahre nach seiner Flucht. Zurecht: Zwischen 1961 und 1989 sind laut Expertenschätzungen bis zu 1.000 DDR-Bürger bei der Flucht ums Leben gekommen. Die Grenzsoldaten seien dazu verpflichtet gewesen, Fluchtversuche mit der Schusswaffe zu unterbinden, so ein NVA-Offizier.
„Stern“-Interview nach der Flucht
Im Westen angekommen, genossen die drei Geflüchteten zunächst ihr neues Leben in Freiheit. Reporter vom „Stern“ interessierten sich für die spektakuläre Story. Die Gebrüder Zorn und Wolfgang Hilgert stimmten zu, ein Interview mit dem Magazin zu machen. Eine folgenschwere Entscheidung ...
Darum bereut Hans-Joachim Zorn seine Flucht
Die Stasi bekam Wind von der Flucht und suchte die Hinterbliebenen der Geflüchteten auf. Vor allem Liane Zorn, Schwester von Hans-Joachim und Jürgen, wurde vom Geheimdienst heftig schikaniert. Sie kam in Untersuchungshaft. „Im Nachhinein, was wir den Eltern und der Schwester angetan haben. Nein, das tut mir richtig, nicht leid, das tut mir weh! Ich würde es nicht noch einmal darauf ankommen lassen“, bereut Hans-Joachim Zorn seine Flucht. Auch sein Bruder Jürgen zeigt sich nachdenklich. Zum späteren Fall der Mauer sagt er: „Wenn man das gewusst hätte, dass es ein paar Jahre später so kommt, dann hätte man sein Leben ja nicht aufs Spiel setzen brauchen. Dann hätte ich noch gewartet.“ Die Folge „Die Flucht mit der Raupe“ könnt ihr ab sofort in der ZDF-Mediathek sehen.