Am Sonntag, 13.08.2023, ging es für die ARD-Zuschauer mal wieder in den Norden: In der Sommerpause der Erfolgsreihe zeigte das Erste die Wiederholung des Kieler Krimis „Tatort: Borowski und die Angst der alten weißen Männer“ aus dem Jahr 2021.
Darin bekamen es die Kommissare Klaus Borowski, gespielt von Axel Milberg, und Mila Sahin, gespielt von Almila Bagriacik, mit der Incel-Bewegung zu tun – Männer, die sich von Frauen abgelehnt fühlen und deshalb einen Hass gegen das andere Geschlecht entwickeln.
Darum geht es im „Tatort: Borowski und die Angst der weißen Männer“
Wie so viele unguten Strömungen und Entwicklungen spielt sich diese Verachtung hauptsächlich in geschützten Internetforen ab, wo frustrierte Männer über angeblich demütigende Erfahrungen mit Frauen klagen, sich in regelrechte Wutphantasien hineinsteigern und sich gegenseitig zu Gewalt gegen Frauen, aber auch gegen Migranten, Juden oder Schwule aufstacheln – der Menschenhass macht vor kaum etwas Halt, die Grenzen zum rechtsextremen Milieu sind in diesen Chatrooms fließend.
Auch im Krimi „Tatort: Borowski und die Angst der weißen Männer“ lädt sich ein junger Mann mit diesem Hass im Internet regelrecht auf, bevor er zur Tat schreitet. Der Film, für den die Drehbuchautoren Peter Probst und Daniel Nocke umfassend in der Incel-Szene recherchiert haben (Incel steht für Involuntary Celibate, was übersetzt unfreiwilliges Zölibat bedeutet), ist ein spannender Krimi über ein wichtiges Thema und erzählt zugleich die durchaus tragische Geschichte eines fehlgeleiteten Außenseiters, der keineswegs als gefühlloses Monster gezeichnet wird.
„Tatort“ aus Kiel mit Joseph Bundschuh und Jördis Triebel
Der Kieler „Tatort“, in dem die beiden Kommissare voll gefordert sind, beginnt mit einer klassischen weiblichen Angstsituation: Eine Frau wird von bedrohlichen Gestalten in einem nächtlichen Parkhaus verfolgt und überfallen. Die tödliche Gewalttat, um die sich die ersten Ermittlungen von Borowski und Sahin drehen, findet jedoch an anderer Stelle statt: Auf einer verwahrlosten Brachfläche in der Nähe eines Clubs wurde eine mit K.-o.-Tropfen betäubte junge Frau brutal misshandelt und getötet. Der findige Borowski muss am Fundort der Leiche buchstäblich im braunen Schmutz wühlen, um einen ersten Hinweis zu finden, und es gelingt ihm: Der Täter hat die Zahl 14 in den Dreck geritzt, ein Erkennungszeichen amerikanischer Neonazis – es steht für 14 Wörter, die einen Glaubenssatz dieser Bewegung bilden.
Die Spur führt zu Mario Lohse, einem schüchternen jungen Mann, der tagsüber im Parkhaus an der Kasse sitzt und in der fraglichen Nacht im Club mit dem Opfer gesehen wurde. Der vorübergehend festgenommene Lohse, ein im Grunde seines Herzens eher sanftmütiger Außenseiter, ist ein Anhänger des extrem frauenfeindlichen Populisten Hank Massmann, der im Internet seine Hassbotschaften verbreitet und von der angeblichen Domestizierung des deutschen Mannes schwadroniert.
Borowski beschließt, dem Hass-Propheten undercover auf den Zahn zu fühlen, seine Kollegin Sahin warnt derweil die Kieler Politikerin Birte Reimers, die Massmann in einer Talkshow Paroli bot und deshalb akut bedroht wird. Als Mario Lohse wieder auf freien Fuß gesetzt wird, sind die Kommissare alarmiert, denn sie ahnen, dass der fehlgeleitete junge Mann eine tickende Zeitbombe ist.
„Tatort“ Kritik: Wie ist „Borowski und die Angst der weißen Männer“?
Der Borowski-„Tatort“ ist gut recherchiert, beklemmend und spannend. Ein weiterer großer Pluspunkt: Die schon mehrfach mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Regisseurin Nicole Weegmann verzichtet darauf, die Not der Opfer voyeuristisch auszuschlachten, wie das allzu oft in Krimis über Gewalt gegen Frauen geschieht. Ihr Krimi geht in manchen Szenen ans Eingemachte, weidet sich aber nicht am Schrecken und verzichtet fast völlig auf grausame Details. Das bringt dem Kiel-„Tatort“ drei von vier Pistolen ein: Kann man nichts falsch machen.
Das ist die Besetzung von „Borowski und die Angst der weißen Männer“
Neben den beiden Kommissarinnen gibt es im Kiel-Krimi einige Rollen. Wer die Schauspieler im Cast sind, erfahrt ihr hier:
Rolle – Schauspieler
- Klaus Borowski – Axel Milberg
- Mila Sahin – Almila Bagriacik
- Mario Lohse – Joseph Bundschuh
- Birte Reimers – Jördis Triebel
- Hank Massmann – Arnd Klawitter
- Vicky – Mathilde Bundschuh
- Duschanka Tomi – Vidina Popov
- Nils Balde – Patrick Heinrich
- Cybercop Paulig – Jan-Peter Kampwirth
„Tatort“ am Sonntag: Sendetermine und Mediathek
Die Erstausstrahlung des „Tatort“ aus Kiel war am 7. März 2021. Jetzt zeigt das Erste ihn erneut zur Primetime.
- Sonntag, 13.08.2023, um 20:15 Uhr im Ersten
- Sonntag, 13.08.2023, um 21:40 Uhr auf ONE
- Montag, 14.08.2023, um 01:30 Uhr auf ONE
- Dienstag, 15.08.2023, um 01:10 Uhr im Ersten
In der ARD Mediathek ist der „Tatort“ im Livestream zu verfolgen. Zudem stehen die Sonntagskrimis nach der Ausstrahlung für gewöhnlich noch bis zu sechs Monate lang als Stream zur Verfügung.