Bei der Olympia-Eröffnungsfeier 2022 sind Eisschnellläuferin Claudia Pechsein und Bobfahrer Francesco Friedrich das Fahnenträger-Duo. Am heutigen Freitag, 4. Februar um 13 Uhr deutscher Zeit, werden die Olympischen Spiele in Peking eröffnet. Es wurde bereits im Vorhinein viel darüber spekuliert, wer dieses Mal die deutsche Fahne ins Stadion tragen darf. Dafür werden traditionell Athletinnen und Athleten ausgewählt, die in den letzten Jahren sportlich herausragende Erfolge feiern konnten. Wie bereits bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio im vergangenen Jahr wird das Team wieder von einem Duo ins Stadion geführt.
  • Wer darf dieses Jahr die Deutsche Fahne tragen?
  • Wie viele Fahnenträger gibt es?
  • Welche Athletinnen und Athleten stehen zur Auswahl?
  • Wie erfolgt die Abstimmung?

Fahnenträger bei Olympia 2022: Pechstein und Friedrich wurden gewählt

Eisschnellläuferin Claudia Pechstein nimmt bereits zum achten Mal bei Olympia teil. Damit ist sie Rekordteilnehmerin und erstmals nun auch Fahnenträgerin der deutschen Mannschaft. Bei der Abstimmung erhielten Pechstein und Bobfahrer Francesco Friedrich unter Sportlern und Fans die meisten Stimmen. Das gab der Deutsche Olympische Sportbund am Donnerstagmorgen bekannt.

Fahnenträger bei Olympia: Diese Athleten standen zur Wahl

Tokio hat es vorgemacht, in Peking soll es genauso sein: Statt einem Athleten, werden zwei die Deutsche Fahne bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele ins Stadion tragen. Das Duo soll aus einer Frau und einem Mann bestehen. Jeweils drei standen zur Wahl. Hier ein Überblick:

Diese drei Athletinnen stehen zur Wahl:

  • Claudia Pechstein (Eisschnelllauf)
  • Natalie Geisenberger (Rennrodeln)
  • Ramona Hofmeister (Snowboard)

Diese drei Athleten stehen zur Wahl:

  • Francesco Friedrich (Bob)
  • Moritz Müller (Eishockey)
  • Tobias Wendl (Rennrodeln)

Eröffnungsfeier Olympia: So wurden die Fahnenträger gewählt

Die Vorauswahl der möglichen Fahnenträger hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) getroffen. Seit den Sommerspielen in Rio de Janeiro (2016) entscheiden jeweils zur Hälfte die Fans – mit Unterstützung von ARD, ZDF, Eurosport und t-online – und Athletinnen und Athleten des deutschen Olympiateams in einer Onlineabstimmung über die Fahnenträger. Die prozentualen Ergebnisse beider Gruppen werden am Ende addiert. Der Athlet und die Athletin mit den meisten Stimmen darf am 4. Februar die Fahne ins Olympiastadion in Peking tragen.
Hier kann abgestimmt werden:
Bis zum 30. Januar konnte gewählt werden. Am 3. Februar werden die Fahnenträger bekanntgegeben. Um 9.15 Uhr (deutsche Zeit) werden die Athletin und der Athlet präsentiert.

DOSB trifft Vorauswahl: Das sind die Kandidaten

Ausgewählt wurden die sechs zur Wahl stehenden Athleten vom Vorstand und Präsidium des DOSB. Zu den Kriterien zählten neben sportlichen Erfolgen auch die Vorbildfunktion. Die Teilnahme an der Eröffnungsfeier musste außerdem mit dem Trainings- und Wettkampfplan der Sportler während der Spiele vereinbar sein.

Claudia Pechstein

Die Berlinerin ist die Frau für die Superlative. Fünf Goldmedaillen bei Winterspielen sind immer noch deutscher Rekord. Pechstein steht vor ihrer achten Teilnahme, damit würde sie den Bestwert des japanischen Skispringers Noriaki Kasai einstellen. Und: Pechstein, die zwei Tage nach der Schlussfeier ihren 50. Geburtstag feiert, wird in Peking zur ältesten Teilnehmerin an Winterspielen aufsteigen. Aber: Die ebenso meinungsstarke wie ehrgeizige Pechstein, die wie Geisenberger und Hofmeister Polizistin ist, polarisiert auch wie keine zweite im deutschen Team. Die Fahne zu tragen, wäre für sie der Höhepunkt in Peking: Auch aufgrund ihres Alters ist die internationale Konkurrenz längst an ihr vorbeigezogen.

Nathalie Geisenberger

Die 33-Jährige aus Miesbach dominierte in Sotschi 2014 und auch vier Jahre später in Pyeongchang in der Eisrinne. Zweimal Einzel-Gold, zweimal Team-Gold - mehr geht nicht. Geisenberger ist Mutter eines kleinen Sohnes, absolute Hundenärrin - und hält mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg: Nach den schlimmen Erfahrungen beim Weltcup-Auftakt auf der Olympia-Bahn in Yanqing drohte Geisenberger offen mit ihrem Startverzicht bei den Spielen, rief schließlich das Internationale Olympische Komitee an und rang dem Präsidenten Thomas Bach das Versprechen ab, die Rahmenbedingungen deutlich zu verbessern: "Es hieß, dass etwas geändert wird. Ob das jetzt so kommt, muss man sehen."

Ramona Hofmeister

Die Außenseiterin unter den drei nominierten Frauen. Die 25-Jährige aus Bischofswiesen ist eine Bank für Weltcup-Erfolge und Top-Resultate im Parallel-Riesenslalom. In Pyeongchang 2018 reichte es zu Bronze, bei ihren zweiten Spielen will sie nun aufs Ganze gehen. "Entweder es klappt, oder es klappt halt nicht. Vielleicht fahre ich ja durchs erste Tor durch", sagte Hofmeister im SID-Interview. Und die deutsche Fahne tragen? "Das wäre eine Riesenehre, so ein Moment bleibt für die Ewigkeit."

Tobais Wendl

Der Sportsoldat aus Berchtesgaden liegt beim Sammeln olympischer Goldmedaillen mit seinem Doppelsitzer-Partner Tobias Arlt gleichauf mit der bayerischen Kollegin Geisenberger - was dieses Trio in die Lage versetzt, mit zwei weiteren Goldmedaillen in Peking zu Deutschlands erfolgreichsten Olympiateilnehmern aufzusteigen. Und ganz nebenbei würde der 34-jährige Wendl bei seinen dritten Spielen auch zur Fahne nicht nein sagen: "Es wäre eine sehr große Ehre, Deutschland da reinzuführen. Davon kann man seinen Kindern später mal erzählen."

Francesco Friedrich

„Friedrich, der Große" ist bereits Rekordweltmeister und Rekordweltcupsieger. 2018 in Pyeongchang gewann er Gold im Zweier- und Viererbob. Nicht weniger soll auch diesmal rausspringen für den 31-Jährigen aus Oberbärenburg, der sich selbst nach dominanten Erfolgen über jeden noch so kleinen Fehler grandios ärgern kann. "Wir würden natürlich gern mit den zwei Goldmedaillien nach Hause kommen", sagte er kürzlich im ZDF-Interview. Die deutsche Fahne tragen zu dürfen, wäre für den Sachsen das "i-Tüpfelchen".

Moritz Müller

Der deutsche Mannschaftskapitän und Silberheld von Pyeongchang gilt bei der Abstimmung der Männer als Underdog. Martin Schröttle war 1932 in Lake Placid der bislang einzige Eishockeyspieler, der die deutsche Fahne ins Olympiastadion tragen durfte. "Es ist für mich eine unglaubliche Ehre, überhaupt in Erwägung gezogen zu werden", sagt Müller deswegen. Doch die Entscheidung liegt letztlich in der Hand eines breiten Publikums. Unabhängig davon schielt der 35-Jährige von den Kölner Haien auf etwas ganz anderes: "Natürlich reise ich dahin, um Gold zu gewinnen - auf jeden Fall", betonte Müller im SID-Interview.

Eröffnungsfeier Olympia: Wer war schon deutscher Fahnenträger?

Die Liste der deutschen Fahnenträger bei Olympischen Spielen ist lang. Bis zu den Winterspielen 1988 waren es durch die Trennung von Ost- und Westdeutschland jedes Mal zwei Athleten, die die Fahnen der BRD und der DDR trugen. Hier ein Überblick über die deutschen Fahnenträger seit 1928 – im Jahr 1924 gab es keine deutsche Teilnahme:
  • 2018: Eric Frenzel (Nordische Kombination)
  • 2014: Maria Höfl-Riesch (Ski Alpin)
  • 2010: Andre Lange (Bob)
  • 2006: Kathi Wilhelm (Biathlon)
  • 2002: Hilfe Gerg (Ski Alpin)
  • 1998: Jochen Behle (Skilanglauf)
  • 1994: Mark Kirchner (Biathlon)
  • 1992: Wolfgang Hoppe (Bob)
  • 1988: Peter Angerer (BRD/Biathlon) und Frank-Peter Roetsch (DDR/Biathlon)
  • 1984: Monika Holzner-Pflug (BRD/Eisschnelllauf) und Frank Ullrich (DDR/Biathlon)
  • 1980: Urban Hettich (BRD/Nordische Kombination) und Jan Hoffmann (DDR/Eiskunstlauf)
  • 1976: Wolfgang Zimmerer (BRD/Bob) und Meinhard Nehmer (DDR/Bob)
  • 1972: Walter Demel (BRD/Skilanglauf) und Klaus Bonsack (DDR/Rodeln)
  • 1968: Hans Plenk (BRD/Rodeln) und Thomas Köhler (DDR/Rodeln)
  • 1964: Georg Thoma (Nordische Kombination)
  • 1960: Helmut Recknagel (Skispringen)
  • 1956: Anderl Ostler (Bob)
  • 1952: Helmut Böck (Skilanglauf/Kombination)
  • 1936: Georg von Kaufmann (Skilanglauf)
  • 1932: Martin Schröttle (Eishockey)
  • 1928: Karl Neuner (Nordische Kombination)
  • 1924: keine deutsche Teilnahme