Der 20. Mai 2023 geht in die Ulmer Fußball-Geschichte ein. Um 15.54 Uhr war es an diesem Samstag so weit. Der Abpfiff im Donaustadion erfolgte. Der SSV Ulm 1846 Fußball gewann sein letztes Heimspiel der Regionalliga-Saison gegen die SG Barockstadt Fulda klar mit 5:0 (2:0). Damit sind die Ulmer am Ziel ihrer Träume. Sie sind Meister und aufgestiegen. Nach mehr als 20 Jahren kehren die Spatzen also in den Profifußball zurück. Nächste Saison treten sie in der 3. Liga an – gegen Teams wie Rot-Weiss Essen, 1860 München oder MSV Duisburg.
Die Spatzen profitierten am Samstag von der 1:3-Niederlage der TSG Hoffenheim II bei der TSG Balingen. Dank der Balinger Schützenhilfe sind die Ulmer nicht mehr von der Spitze zu verdrängen. Was für ein Festtag für die Spatzen und ihren Anhang.
Die TSG Hoffenheim II verliert gegen die TSG Balingen – und macht Ulm zum Meister
19 Grad, Sonnenschein, leichter Wind. Alles war angerichtet, die äußeren Bedingungen waren perfekt. Und wie erwartet war richtig was los im und rund ums Donaustadion. Schon eine Stunde vor dem Anpfiff füllten sich die Tribünen im altehrwürdigen Rund. Vorfreude und Anspannung, sie waren beinahe mit den Händen zu greifen an diesem besonderen Tag. Die Fans standen, na klar, bedingungslos hinter ihrem Team.
Spatzen-Coach Thomas Wörle, der so zuversichtlich und selbstbewusst in die Partie gegangen war, nahm personell keine Änderungen vor. Er vertraute exakt auf jene Elf, die auch beim wichtigen 3:2-Heimsieg vor einer Woche gegen den VfB Stuttgart II auf dem Platz gestanden hatte.
Die Wörle-Elf nahm sofort das Zepter in die Hand, dominierte das Geschehen, drängte auf das frühe 1:0, wollte klare Verhältnisse schaffen. Der agile Nicolas Jann hatte die Führung zweimal auf dem Fuß. Zunächst strich sein Schuss aus 16 Metern knapp am Fuldaer Kasten vorbei, dann verfehlte der Linksfuß mit einem Heber sein Ziel nur um Haaresbreite.
Meister der Regionalliga Südwest Emotionen pur! Die Bilder zum letzten Heimspiel Spiel des SSV Ulm 1846 Fußball
Keine Frage: Die Ulmer waren klar Herr im Haus. Andreas Ludwig, Lennart Stoll und Philipp Maier kurbelten das Spiel immer wieder an. Hinten hielten Kapitän Jo Reichert und Thomas Geyer den Laden gegen insgesamt harmlose Gäste zusammen. Doch wann endlich würde der erlösende Treffer fallen?
Die Fans mussten sich gedulden. Auch der aufgerückte Abwehrmann Thomas Geyer hatte mit einem Fernschuss kein Glück (16.).
Kein Glück – das galt auch für den linken Außenverteidiger Lamar Yarbrough. Er musste nach einem schmerzhaften Pressschlag verletzt runter (28.). Für ihn kam Dennis Chessa aufs Feld, ein Offensivmann. Trainer Wörle erhöhte also das Risiko. Es war, wie sich herausstellte, die richtige Maßnahme. Denn kaum war Chessa auf dem Feld, klingelte es. Nach feinem Zuspiel von Romario Rösch zog Chessa präzise mit links ab. Fuldas Keeper Tobias Wolf gab alles, streckte sich jedoch vergeblich. 1:0 für den SSV (32.)!
Die spielfreudigen Spatzen drängten weiter, wollten sofort nachlegen. Fast hätte Chessa rasch seinen zweiten Treffer gemacht. Auch Rösch nahm Maß. Dann schoss Philipp Maier aus zehn Metern drüber. Es hätte zu diesem Zeitpunkt bereits 3:0 oder 4:0 für die Gastgeber stehen können, doch es blieb zunächst bei der knappen Führung.
Der SSV 46 Fußball ging ziemlich fahrlässig mit seinen Chancen um. Tja, bis sich Lucas Röser ein Herz fasste und einlochte. Und zwar mit dem Pausenpfiff. Der Spitzenreiter lag mit 2:0 vorne – und das absolut verdient (45.).
Das Ulmer Donaustadion steht kopf
Nach Wiederbeginn brandete plötzlich Riesenjubel im Donaustadion auf – die Kunde vom 2:1-Führungstor der Balinger gegen den ärgsten Ulmer Konkurrenten Hoffenheim II machte die Runde. Wenige Sekunden später erhöhten die Spatzen auf 3:0. Maier köpfte ein (51.). Das Stadion stand nun endgültig Kopf.
Und es wurde noch besser, Chessa im Fuldaer Strafraum von den Beinen geholt. Elfmeter für die Hausherren! Kapitän Jo Reichert trat an und traf wie gewohnt. 4:0, das Spiel war längst entschieden. „Oh, wie ist das schön“, sangen die Zuschauer.
Der Rest war ein einziger Jubel. Die Zuschauer hielt es nicht mehr auf den Sitzen. Hendrik Hansen erzielte sogar noch den fünften Spatzen-Treffer (85.).
Nach dem Abpfiff wurden die Tore geöffnet, tausende Fans liefen aufs Spielfeld, um mit den Spielern zu feiern. Der Platz verwandelte sich in ein schwarz-weißes Fanmeer. Dann verkündete der Stadionsprecher: „Jetzt gibt es Freibier!“
Die Aufstellung
Tor: 1:0 Chessa (33.), 2:0 Röser (45.), 3:0 Maier (51.), 4:0 Reichert (56., Foulelfmeter), 5:0 Hansen (85.).
SSV Ulm: Ortag – Stoll, Meyer, Reichert (80. Ahrend) , Yarbrough (32. Chessa) – Maier, Ludwig (80. Hansen), Jann (64. Hannemann), Allgaier – Rösch, Röser (64. Rühle).
Zuschauer: 10 282
Schiedsrichter: Fabian Reuter (DJK/FC Ziegelhausen-Peterstal)