Der Krieg in der Ukraine geht in eine neue Phase über. Die Eroberung der Hauptstadt Kiew ist gescheitert. Stattdessen rückt der Fokus auf den Donbass in der Ostukraine. In der belagerten Stadt Mariupol gibt es erste unverifizierte Berichte über den Einsatz von Chemiewaffen.
Der Begriff der Massenvernichtungswaffen ist vielen geläufig, doch wirft er die Fragen auf, worum es sich in der allgemeinen Definition genau handelt. Worin liegt etwa der Unterschied zwischen Biowaffen und Chemiewaffen? Hier soll erklärt werden, was es damit auf sich hat.

Gibt es eine Definition für Massenvernichtungswaffen?

Mit Betroffenheit und Sorge blicken die Menschen derzeit auf den Krieg in der Ukraine. Dabei stehen häufig Begriffe im Raum, deren Bedeutung und Definition vielen nicht ganz klar ist, nicht zuletzt weil man sich mit diesen Themen ungern häufiger befasst – so etwa bei Massenvernichtungswaffen. Sowohl moralisch als auch ethisch ist der Begriff negativ besetzt und wird laut Bundeszentrale für politische Bildung von den jeweiligen politischen Akteuren unterschiedlich verstanden. Geläufig dürfte vielen die Bezeichnung von atomaren, biologischen, chemischen und radiologischen Waffen als Massenvernichtungswaffen sein. Sie sei jedoch problematisch und fragwürdig, da zwischen einzelnen Waffenarten Unterschiede bestehen, unter anderem im Hinblick auf ihre Wirkung und Einsetzbarkeit.
Klar ist jedoch, dass der Begriff Massenvernichtungswaffe eine Kategorie bestimmter Waffen bezeichnet. Diese zeichnen sich aus, weil sie besonders zerstörerisch sind und gravierende Auswirkungen auf Leben, Gegenstände und Umwelt haben. Mit deren Einsatz sollen Gegner militärisch behindert oder ausgeschaltet werden.

Was versteht man unter ABC-Waffen?

Früher wurde nur die Formulierung ABC-Waffen verwendet.
  • A: atomar
  • B: biologisch
  • C: chemisch
Mittlerweile wurde der Begriff ersetzt und dadurch auch erweitert durch CBRN-Waffen. Die A-Gefahren (atomar) werden also unterteilt in radiologische und nukleare Bedrohungen.
  • C: chemisch
  • B: biologisch
  • N: radiologisch
  • R: nuklear

Definition chemische Waffen: Was sind Chemiewaffen?

Chemische Waffen, die auch als Chemiewaffen bezeichnet werden, gehören zu den Massenvernichtungswaffen. Erstmals wurden sie im 1. Weltkrieg in Form von Chlorgas eingesetzt. Sie sind laut Genfer Protokoll verboten. Per Definition versteht man unter einer chemischen Waffe toxisch wirkende Substanzen oder Gemische in Verbindung mit einer notwendigen Waffentechnik zur Ausbringung (Granaten, Sprühvorrichtungen). Hergestellt wurden sie ursprünglich, um Menschen im Krieg oder bei Terrorakten vorübergehend kampf- bzw. handlungsunfähig zu machen oder zu töten. Im erweiterten Sinn werden auch Brand- (Napalm), Nebel- und Rauchstoffe sowie Entlaubungsmittel (Herbizide) und Nesselstoffe zu den chemischen Waffen dazugezählt. Soldaten können sich verhältnismäßig gut gegen chemische Waffen schützen, daher bestimmt die größte Gefahr für die Zivilbevölkerung.
Als chemische Kampfmittel bezeichnet man jede Art von Gegenständen, die es ermöglichen, einen chemischen Kampfstoff zu transportieren. Letztere wiederum können eingeordnet werden in verschiedene Kategorien wie etwa Lungenkampfstoffe (z.B. Chlor), Hautkampfstoffe (z.B. Senfgas) oder Nervenkampfstoffe.
Das Napalm-Mädchen in Vietnam: Dieses Bild der neunjährigen Kim Phuc Phan Thi ging 1972 um die Welt. Es zeigt die Folgen eines Chemiewaffen-Angriffs der USA in Vietnam.
Das Napalm-Mädchen in Vietnam: Dieses Bild der neunjährigen Kim Phuc Phan Thi ging 1972 um die Welt. Es zeigt die Folgen eines Chemiewaffen-Angriffs der USA in Vietnam.
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Definition Biologische Waffen: Was sind Biowaffen?

Zu den Massenvernichtungswaffen zählen auch biologische Waffen. Davon ist die Rede, wenn Krankheitserreger oder natürliche Giftstoffe gezielt als Waffe eingesetzt werden. Sie können sich nicht nur gegen Menschen und Tiere richten, sondern auch gegen Nutzpflanzen und Material. Rund 200 Erreger sind aktuell bekannt, die bisher schon als Biowaffe verwendet wurden. Im Gegensatz zu chemischen Kampfstoffen müssen biologische erst aufbereitet werden. Zu den bekanntesten B-Kampfstoffen zählen einige der sogenannten pathogenen Bakterien.

Biowaffen-Verbot

1975 trat das Übereinkommen über das Verbot der Entwicklung, Herstellung und Lagerung bakteriologischer (biologischer) Waffen und von Toxinwaffen sowie über die Vernichtung solcher Waffen (BWÜ) in Kraft. „Es enthält ein umfassendes Verbot biologischer Waffen und ist als der erste multilaterale Vertrag, der eine Waffenart in ihrer Gesamtheit ächtet, ein wichtiger Pfeiler des internationalen Nichtverbreitungsregimes von Massenvernichtungswaffen“, informiert das Auswärtige Amt.

Beispiele für Biowaffen: Erreger

Es gibt einige Beispiele für Biowaffen. Dabei gibt es bestimmte Erreger, die am ehesten für einen Biowaffenanschlag in Frage kommen. Als am gefährlichsten werden unter anderem Pocken, Pest und Milzbrand eingestuft. Ebenfalls zur Liste potentieller Biowaffen gehören Gelbfieber-Virus, Tuberkulose-Bakterien, Q-Fieber oder Tularämie.