In diesem Jahr findet in Deutschland mal wieder eine Volkszählung statt. Alle zehn Jahre müssen EU-Mitglieder einen solchen Zensus durchführen. Der Zensus 2022 hätte eigentlich schon 2021 stattfinden sollen. Wegen der Corona-Pandemie hat man sich jedoch entschieden, die Zählung um ein Jahr zu verschieben. Am 15. Mai 2022 hat also die Zählung begonnen, die zwölf Wochen lang andauern wird.
Fast acht Wochen nach dem Stichtag des Zensus 2022, dem 15. Mai 2022, liegt die Rücklaufquote bei der Gebäude- und Wohnungszählung bereits bei 72 Prozent. Mittlerweile wurden schon 16,8 Millionen Fragebogen - online oder als Papierfragebogen - von den angeschriebenen Eigentümerinnen und Eigentümern von Wohnraum beantwortet. Weiterhin haben rund 2,5 Millionen Bürgerinnen und Bürger den Fragebogen zur Haushaltebefragung ausgefüllt. Insgesamt sind so beim Zensus 2022 bereits 19,3 Millionen Meldungen eingegangen.
- Was ist der Zensus?
- Wer wird befragt?
- Ist die Teilnahme verpflichtend oder darf man verweigern?
- Wer sind die Interviewer?
- Woran kenne ich einen echten Interviewer?
- Welche Fragen werden gestellt?
- Bis wann muss ich auf die Fragen antworten?
- Berichte über Softwareprobleme: Gab es wirklich Probleme?
Was ist der Zensus?
Das Wort „Zensus“ kommt aus dem lateinischen „cencus“ und bedeutet „Begutachtung, Schätzung, Volkszählung“. Beim Zensus werden also die Menschen, die in einem Land leben, erfasst. Es werden wichtige Personendaten wie Namen, Wohnorte, Berufe, Geschlechter und Staatsangehörigkeiten aufgenommen, damit der Staat weiß, wer in dem Land lebt.
Warum gibt es einen Zensus?
Regelmäßige Volkszählungen sind notwendig, um zu wissen, welche Bedürfnisse das Volk hat. Aufgrund dieser Daten können Städte, Gemeinden aber auch Länder planen und diese Pläne an die Bedarfe der Bevölkerung anpassen. So wissen Städte dadurch zum Beispiel, wie viele Wohnungen sie bauen müssen, oder wie viele Kindergartenplätze benötigt werden oder wie die Gesundheitsversorgung in der Region aussehen muss. Es ist aber auch wichtig, um zu wissen wie Wahlkreise aufgeteilt werden müssen und wieviel Geld die Länder bekommen müssen.
Massive Probleme beim Zensus: Gab es Software-Probleme?
In den Städten und Kreisen gibt es erhebliche Bedenken, ob der aktuell laufende Zensus 2022 erfolgreich zu Ende geführt werden kann. „Gegenwärtig erreicht uns eine Vielzahl von Problemanzeigen aus verschiedenen Bundesländern von den örtlichen Erhebungsstellen zur Durchführung des Zensus 2022“, heißt es in einem Brief, den der Deutsche Städtetag und der Deutsche Landkreistag an den für Digitalisierung zuständigen Innenstaatssekretär Markus Richter geschickt haben.
Hauptproblem sei die eigens für den Zensus entwickelte Software, die trotz entsprechender Angebote der Kommunen „nicht ausreichend und belastbar erprobt worden ist“, heißt es in dem Brief, über den zuerst das Nachrichtenportal „The Pioneer“ berichtet hatte. Die Software zeige in der praktischen Anwendung nun „erhebliche Performanceprobleme“. So führten die Schwierigkeiten mit dem Programm zu Verzögerungen in der Datenerfassung. Zudem komme es zu Programmabbrüchen bei der Datenerfassung durch die Erhebungsstellen.
Das Statistische Bundesamt teilt nun mit, dass die Zensus-Befragung weiterhin erfolgreich sei. „Die hohe angestrebte Qualität der Ergebnisse des Zensus, insbesondere der Bevölkerungszahlen, ist zu jedem Zeitpunkt gegeben,“ so das Bundesamt laut Pressemitteilung. „Bei einzelnen Funktionalitäten in der Software zur Unterstützung der Haushaltebefragung kommt es punktuell zu Einschränkungen, die den Ablauf jedoch nicht beeinträchtigen. Diese Einschränkungen sind vielfach bereits gelöst oder werden in den nächsten Wochen durch neue Software-Veröffentlichungen behoben.“
Zensus 2022: Wer wird befragt?
Beim diesjährigen Zensus werden 30 Millionen Menschen über einen Zeitraum von zwölf Wochen befragt. Per Zufallsverfahren werden Anschriften ausgewählt, an denen alle dort lebenden Personen befragt werden. Das sind etwa 10,2 Millionen Bürgerinnen und Bürger. Außerdem werden alle Bewohnerinnen und Bewohner in Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften gezählt. Die Gebäude- und Wohnungszählung richtet sich an alle 23 Millionen Wohnungs- und Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer.
Die ausgesuchten Bürgerinnen und Bürger werden von ihren Interviewern angeschrieben. Man muss sich also nirgends anmelden. Alle Wohnungseigentümer werden per Post kontaktiert.
Muss ich beim Zensus mitmachen?
Die Teilnahme am Zensus ist für alle verpflichtend. „Alle Menschen, die beim Zensus zur Auskunft aufgefordert werden, sind dazu verpflichtet, die Angaben wahrheitsgemäß, vollständig und innerhalb der von den Erhebungsstellen gesetzten Fristen zu machen“, erklärt das Statistische Bundesamt. Wer ausgewählt wurde, muss also die Fragen beantworten. Wer nicht antworte, werde an die Auskunft erinnert und nochmals um die Angaben gebeten. „Wenn Befragte ihrer Auskunftspflicht auch nach mehrmaliger Erinnerung nicht nachkommen, sind Zwangs- oder Bußgelder möglich“, erklärt das Bundesamt. Die Höhe werde von den Bundesländern festgelegt. Die Höhe der Strafe bestimmen die Bundesländer, sie kann theoretisch bis zu 5.000 Euro betragen.
Zensus 2022: Wer sind die Interviewer?
Jede Person kann sich bei ihrer kommunalen Verwaltung melden, um Interviewer für die Volkszählung zu werden. Bis zum 15. Mai 2022 werden Leute gesucht, die bei der Erhebung der Daten helfen wollen und können.
Sorge um Betrug: Woran erkennt man Fake Interviewer?
Zur Volkszählung gibt es keine überraschenden Besuche an der Tür. Wer befragt werden soll, wird darüber vorab schriftlich informiert. Darauf weist das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hin. Aus der Ankündigung geht ein Termin samt konkretem Zeitfenster sowie die Kontaktdaten des Interviewers oder der Interviewerin hervor. Erhebungsbeauftragte würden zudem keinen unvermittelten telefonischen Kontakt aufnehmen.
An der Türe selbst weisen sich Erhebungsbeauftragte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes immer mit einem Zensus-Ausweis aus. Nur in Kombination mit einem amtlichen Lichtbildausweis sei dieser gültig.
Grundsätzlich gilt: Fragen nach Bankdaten oder Einkommen werden beim Zensus 2022 nicht gestellt. Alle Fragen sind in den Musterfragebogen auf der Zensus-Website veröffentlicht.
Zensus 2022: Bis wann muss man antworten?
Die Befragung geht zwölf Wochen, bis Mitte August also. Bis dahin müssen die Fragen beantwortet werden. Wer dem nicht gleich nachkommt wird erinnert. Wer die Beantwortung der Fragen ganz verweigert, erhält ein Bußgeld. Jede Person, die für die Zählung ausgewählt wurde, erhält aber persönlich Informationen zu den einzuhaltenden Fristen.
Nach Abschluss der Befragung im August werden die Daten gesammelt und aufbereitet und bis Ende 2023 werden Ergebnisse mitgeteilt.
Gibt es eine Aufwandsentschädigung für den Zensus?
Für Interviewer gibt es eine Aufwandsentschädigung von bis zu 1000 Euro. Wer mitmacht, kann sich die Termine so legen, wie er oder sie möchte. Vor der Datenerhebung gibt es Schulungen für Interviewer. Alle Interviews müssen in Person geführt werden.
Zensus 2022 Fragebogen: Welche Fragen werden gestellt?
Beim Zensus gibt es sowohl eine Online-Befragung als auch eine Befragung mit einem Interviewer in Person. Grund für die doppelte Befragung ist es, sicherzustellen, dass die angegeben Informationen auch stimmen.
Die Online-Befragung dauert in der Regel 5 Minuten, die persönliche Befragung 15 Minuten. Es gibt drei Themenfelder: Demografie, Bildung und Erwerbstätigkeit. Hier auf dieser Seite können die Musterfragebogen angeschaut werden.
Der Online-Fragebogen der Bevölkerungszählung wird neben Deutsch auch in 14 weiteren Sprachen angeboten (Arabisch, Bulgarisch, Englisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch, Persisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Russisch, Spanisch und Türkisch).
Die Angaben werden anonym verwertet. Die Erhebungen sollen bis Mitte August abgeschlossen sein.
Wohnungszählung beim Zensus: Was ist das?
Die Gebäude- und Wohnungszählung richtet sich an alle 23 Millionen Eigentümerinnen und Eigentümer von Wohnraum. Hier geht es also darum zu erfahren, wie viele Wohnraum es in Deutschland gibt – und was eigentlich noch fehlt. Es bildet also die Grundlage für spätere politische Entscheidungen zum Wohnungsbau.
Zur Gebäude- und Wohnungszählung des Zensus 2022 erhalten alle Eigentümerinnen und Eigentümer von Wohnraum oder deren Beauftragte postalisch Zugangsdaten für einen Online-Fragebogen. Dort beantworten sie Fragen zu Wohnungsgröße, zum Baujahr, zum Wohnungsleerstand und zu den Gründen dafür, zur Nettokaltmiete, zur Heizungsart und zum Energieträger der Wohnimmobilie.