In der Nähe des Wracks der Titanic im Atlantik findet ein Wettlauf gegen die Zeit statt, während Rettungskräfte nach fünf vermissten Personen in einem verschollenen U-Boot suchen. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: da der Sauerstoff in der knapp sieben Meter langen „Titan“ nach Betreiberangaben für 96 Stunden reicht. „gehen wir davon aus, dass derzeit zwischen 70 und 96 Stunden verfügbar sind“, sagte Kommandant John Mauger von der US-Küstenwache am Montagnachmittag (Ortszeit) in Boston. Das Boot wird bereits seit mehr als 24 Stunden vermisst.

Suche nach U-Boot: Alle verfügbaren Mittel eingesetzt

„Wir setzen alle verfügbaren Mittel ein, um sicherzustellen, dass wir das Schiff lokalisieren und die Menschen an Bord retten können“, sagte Mauger weiter. In einer Mitteilung bestätigte das Unternehmen Oceangate Expeditions, dass sich Personen an Bord befinden. Die britische BBC zitierte aus der Mitteilung: „Wir prüfen und mobilisieren alle Optionen, um die Besatzung sicher zurückzubringen“. Derzeit konzentriert sich die Suche darauf, das Tauchboot entweder an der Wasseroberfläche oder in der Tiefe des Ozeans zu lokalisieren, erklärte Kommandant Mauger.
Hierfür werden mehrere Flugzeuge, Schiffe und Bojen mit Sonargeräten eingesetzt, die Geräusche in einer Meerestiefe von fast 4000 Metern erfassen können. Erst wenn der genaue Standort des Bootes bekannt ist, kann eine mögliche Rettungsaktion durchgeführt werden. Die US-Küstenwache arbeitet bei dieser umfangreichen Rettungsaktion mit kanadischen Einsatzkräften sowie privaten Booten und Handelsschiffen zusammen. Der vermutete Standort liegt rund 1500 Kilometer östlich der US-Metropole Boston.
Das Expeditionsschiff Polar Prince, mit dem Touristen von Neufundland zum Wrack der Titanic transportiert wurden. Rettungsteams setzen die Suche nach einem Touristen-Tauchschiff fort, das während einer Reise zum Schiffswrack der «Titanic» verschwunden ist.
Das Expeditionsschiff Polar Prince, mit dem Touristen von Neufundland zum Wrack der Titanic transportiert wurden. Rettungsteams setzen die Suche nach einem Touristen-Tauchschiff fort, das während einer Reise zum Schiffswrack der «Titanic» verschwunden ist.
© Foto: Dirty Dozen Productions/PA Media/dpa

Fünf Vermisste Personen an Bord – inklusive britischem Milliardär

Gemäß den Angaben hatte die Besatzung der fünf Vermissten an Bord des Bootes von Oceangate Expeditions ihren Tauchgang am Sonntagmorgen (Ortszeit) gestartet. Etwa eine Stunde und 45 Minuten später verlor die Besatzung des kanadischen Begleitschiffs namens "Polar Prince" den Kontakt zu ihnen.
Unter den Vermissten ist auch der britische Geschäftsmann und Abenteurer Hamish Harding. Wie die britische Nachrichtenagentur PA am Dienstagmorgen meldete, bestätigte Hardings Unternehmen Action Aviation, der milliardenschwere Geschäftsmann sei einer der Insassen. An Bord sind auch ein pakistanischer Geschäftsmann und sein 19-jähriger Sohn. „Unser Sohn Shahzada Dawood und sein Sohn Suleman hatten sich auf eine Reise begeben, um die Überreste der Titanic im Atlantischen Ozean zu besichtigen“, zitierten britische Medien am Dienstagmorgen aus einer Mitteilung der Familie. Dawood lebt demnach in Großbritannien und arbeitet als Unternehmensberater. Laut „Daily Mail“ ist der 48-Jährige einer der reichsten Männer Pakistans.

Experten über die Schwierigkeit der Rettungsaktion

Robert Blasiak, ein Ozean-Forscher vom Stockholm Resilience Centre, wies auf die herausfordernden Bedingungen im Suchgebiet hin. In einem Interview mit der BBC erklärte er: „Der Ozean ist im Durchschnitt vier Kilometer tief, dieses U-Boot befindet sich also in großer Tiefe“. Blasiak betonte, dass das Licht höchstens einen Kilometer weit in die Meeresoberfläche dringe und es somit in der Tiefe absolut dunkel sei. Zudem herrsche ein erheblicher Wasserdruck. „Wir wissen, wo die Titanic ist, aber wir wissen nicht, wo das Tauchboot ist. Es könnte also sein, dass es bei weitem nicht so tief ist, und darauf sollten wir alle zum jetzigen Zeitpunkt hoffen.“
Alistair Greig, ein U-Boot-Experte vom University College London, nannte in einem Gespräch mit der BBC mehrere mögliche Szenarien für den Vorfall. Im Falle eines Strom- oder Kommunikationsausfalls könnte das Tauchboot an die Oberfläche getrieben werden. Die Situation wäre jedoch wesentlich schlechter, wenn der Rumpf beschädigt und ein Leck entstanden wäre. „Dann ist die Prognose nicht gut“, sagte Greig.
Eine weitere Schwierigkeit bestünde darin, dass das Tauchboot möglicherweise nicht mehr aus eigener Kraft vom Meeresboden aufsteigen könnte. Der Experte erklärte: „Auch wenn das Tauchboot möglicherweise noch intakt ist, gibt es, wenn es tiefer als 200 Meter ist, nur sehr wenige Schiffe, die so tief vordringen können, und schon gar keine Taucher“, sagte der Experte. „Die für die U-Boot-Rettung der Marine konzipierten Fahrzeuge können sicherlich nicht annähernd in die Tiefe der Titanic vordringen. Und selbst wenn sie es könnten, bezweifle ich sehr, dass sie an der Luke des Touristentauchboots fest machen könnten.“

250.000 US-Dollar für Titanic-Tauchgang

Das Unternehmen ermöglicht es gelegentlich wohlhabenden Privatpersonen gegen eine hohe Gebühr, zum Wrack der weltberühmten "Titanic" zu gelangen, die im Jahr 1912 gesunken ist und sich in einer Tiefe von 3800 Metern am Meeresboden befindet. Dabei handelt es sich bei der "Titan" im engeren Sinne um ein Tauchboot und nicht um ein U-Boot, da es nicht eigenständig in Häfen ein- und ausfahren kann. Nach Angaben des Unternehmens ist die "Titan" 6,70 Meter lang. Das Tauchboot bringt von seinem Heimathafen St. John's auf der kanadischen Insel Neufundland für 250 000 Dollar (229 000 Euro) pro Person gelegentlich Touristen zur „Titanic“. Darunter sind maximal drei Touristen.
Das Wrack der Titanic.
Das Wrack der Titanic.
© Foto: AFP PHOTO / Woods Hole Oceanographic Institution / HANDOUT
Den Angaben von Oceangate zufolge dauern die Touren des Unternehmens, die von der kanadischen Insel Neufundland aus starten, insgesamt acht Tage. Das Unternehmen bewirbt die Fahrten mit dem Kohlefaser-Tauchboot als eine Gelegenheit, "dem Alltag zu entfliehen und etwas wirklich Außergewöhnliches zu entdecken", wie die BBC berichtet. Das Unternehmen hatte kürzlich mitgeteilt, dass eine Expedition im Gange sei. Der britische Teilnehmer, der an der Expedition teilnehmen sollte, wurde von den Medien zitiert und erklärte, dass dies voraussichtlich die einzige solche Expedition in diesem Jahr sei.
Auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Jahr 1912 sank die "Titanic" im Nordatlantik, wobei mehr als 1500 der 2200 Menschen an Bord ums Leben kamen. Die Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden im Jahr 1985 in einer Tiefe von rund 3800 Metern entdeckt. Filme wie der Blockbuster "Titanic" von 1997 mit den Hollywood-Stars Kate Winslet und Leonardo DiCaprio haben das Interesse an der Tragödie weiter angeheizt. Kürzlich präsentierten Wissenschaftler mithilfe hochauflösender 3D-Bilder die bisher genaueste Darstellung des Wracks.
(mit Material von dpa)