Der Krieg in der Ukraine und die Geschichte der Separatistengebiete, die von Russland anerkannt wurden, ist keine neue. Georgien hat 2008 etwas ähnliches erlebt – und spürt noch heute die Konsequenzen. Die damals von Russland als unabhängige Staaten anerkannten Gebiete heißen Abchasien und Südossetien. Letzteres hat jetzt angekündigt, dass es im Juli 2022 ein Referendum zur Eingliederung nach Russland halten will.
- Wo liegt Südossetien?
- Wann soll das Referendum stattfinden?
- Was ist 2008 in Georgien passiert?
- Alle Hintergründe hier im Überblick.
Südossetien und Abchasien: Wo liegen die Separatistengebiete?
Südossetien ist eine Region zwischen Georgien und Russland. Das Gebiet, in dem seit 2008 russische Soldaten stationiert sind, liegt direkt an der russisch-georgischen Grenze am südlichsten Zipfel von Russland.
Dieses Gebiet wurde 2008 von Russland als unabhängiger Staat anerkannt, international jedoch nicht. Georgien sieht diese Region eigentlich als Teil seines Landes – der Konflikt zwischen Georgien und Russland ist deshalb seit Jahren eingefroren.
Georgien 2008: Was ist im Krieg mit Russland passiert?
Die Geschichte von Südossetien und Georgien ist äußert lang und entflammte nicht erst 2008. Tatsächlich haben Südossetien und Georgien bereits mehrere Kriege gegeneinander geführt. Dafür gibt es mehrere Gründe, eines davon ist, dass in der Region eine ethnische Minderheit lebt, die Osseten. Die Osseten sprechen eine eigene Sprache, haben eine eigene Kultur und Herkunftsgeschichte. Immer wieder haben die Osseten versucht, einen autonomen Staat zu gründen. Die georgische Regierung in Tiflis sieht jedoch Südossetien als Teil von Georgien an. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1990 ist der Konflikt zwischen Georgien und Südossetien wieder entflammt. Es hat einen Krieg gegeben, der mal mehr, mal weniger stark ausgefochten wurde. Nach jahrelangen Kämpfen wurde der Streit 1996 zunächst beigelegt, 2004 gab es schließlich ein erstes Waffenstillstandsabkommen.
2006 hat Südossetien ein umstrittenes Referendum zur Unabhängigkeit abgehalten. Dabei haben 99 Prozent der Bürgerinnen und Bürger für die Unabhängigkeit gestimmt. Vom Westen wurde das Referendum verurteilt und nicht anerkannt. Ethnische Georgier durften bei der Wahl nicht mitbestimmen.
Im Sommer 2008 begann der Krieg in der Region, genannt der Kaukasuskrieg. Zuvor hatte es Hinweise gegeben, dass Russland einen Angriffskrieg plane und die Regionen Südossetien und Abchasien annektieren könnte. Als Reaktion darauf hat Georgien Truppen und militärisches Gerät an die Grenze zu Südossetien verlegt. Am 8. August 2008 versuchte Georgien, das Gebiet zu besetzen – woraufhin russische Truppen in das Gebiet eindrangen. Am 12. August war der Krieg in der Region beendet, am 10. August wurde ein neuer Waffenstillstand vereinbart. Am 26. August erklärte Russland, dass Südossetien unabhängiger Staat sei – und hat seitdem dort Truppen stationiert. Das Gebiet wird seitdem von Russland de facto kontrolliert.
Südossetien Referendum: Werden sie jetzt doch Teil von Russland?
Die georgische Separatistenregion Südossetien hat für den 17. Juli eine Volksbefragung über einen Beitritt zur russischen Föderation angekündigt. Der Präsident des Gebietes, Anatoli Bibilow, unterzeichnete am 13. Mai ein entsprechendes Dekret, wie sein Büro mitteilte. Damit entspreche er dem "historischen Streben" der Menschen in Südossetien. Bibilow hatte über sein Vorhaben Ende März bereits im russischen Fernsehen gesprochen. Die georgische Regierung hatte das Vorhaben als "inakzeptabel" verurteilt.
Bibilows Ankündigung erfolgte vor dem Hintergrund des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine. Diesen hatte Russland am 24. Februar gestartet, nachdem es die dortigen pro-russischen "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk als eigenständig anerkannt hatte. Bibilow hatte im März mitgeteilt, er habe südossetische Soldaten in die Ukraine entsandt, um "beim Schutz von Russland zu helfen".