Am Samstag (26.02.2022) hatte die Bundesregierung beschlossen, die Ukraine mit Waffen militärisch im Kampf gegen die russische Armee zu unterstützen. Die ersten der rund 1000 Panzerwaffen und 500 Boden-Luft-Raketen wurden dem ukrainischen Militär bereits übergeben. Auch Flugabwehrraketen vom Typ „Strela“ stehen auf dem Lieferplan.
- Wie viele Flugabwehrraketen schickt die Bundeswehr in die Ukraine?
- Was sind Flugabwehrraketen?
- Was ist das Besondere am Typ „Strela“?
Die wichtigsten Informationen zu den Waffen gibt es hier.
Ukraine-Krieg: Deutschland schickt Flugabwehrraketen
Nach dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine vor einer Woche hat die Bundesregierung einen Kurswechsel vollzogen und eine erste Waffenlieferung an die Ukraine übergeben. Insgesamt 1000 Panzerwaffen und 500 Boden-Luft-Raketen vom Typ „Stinger“ sollen es insgesamt werden. Nun steht die Lieferung weiterer Waffen bevor: Das Bundeswirtschaftsministerium hat am Donnerstag (3.3.2022) die Abgabe von 2700 Flugabwehrraketen des Typs „Strela“ genehmigt. Die Lieferung muss nur noch durch den Bundessicherheitsrat.
Was sind Flugabwehrraketen des Typ „Strela“?
Flugabwehrraketen, oder auch Boden-Luft-Raketen, bekämpfen vom Boden aus Ziele in der Luft. Das Geschoss wird von der Schulter aus abgefeuert und steuert nach dem Abschuss selbst über Infrarot- und Ultraviolettsignale anfliegende Ziele an. Je nach Typ beträgt die Reichweite bis zu sechs Kilometer. Die Raketen unterscheiden sich darüber hinaus in Einsatzzweck und Technik. Die ersten Boden-Luft-Raketen wurden während des Zweiten Weltkriegs entwickelt.
Die Flugabwehrraketen vom Typ „Strela“ sind Waffen sowjetischer Produktion aus ehemaligen Beständen der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR. Bis heute ist sie die weltweit am weitesten verbreitete und genutzt Flugabwehrrakete. Auch sie wird von der Schulter abgefeuert und hat einen Infrarot-Suchkopf. Ihre Reichweite beträgt drei bis vier Kilometer. Deshalb trägt sie auch den Namen „Kurzstrecken-Luft-Rakete“. Ab 1968 wurde die sogenannte „Strela-2“ in der Sowjetunion hergestellt. Nur vier Jahre später kam die „Strela-2M“ auf den Markt, eine bessere Version des Originals, mit einer effektiveren Reichweite und einem neuen Suchkopf. Seit 1978 gibt es mit der „Strela-3“ einen moderneren und leistungsfähigeren Nachfolger.
Raketentyp „Strela“: Wie gut ist sie wirklich?
Wie gut die Raketen sind, wird sich noch zeigen. Immerhin sind die Waffen über 30 Jahre alt und weisen nach Aussagen der Bundeswehr in einer Pressemitteilung vom 17. Januar 2022 einige Mängel auf: „Die Flugkörper vom Typ „STRELA“ sind seit 2012 für die Nutzung gesperrt.“ Grund für das Verbot waren Mikrorisse im Treibsatz der Munition, die zu Oxidation führten. Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass von den Flugkörpern keine Gefahr ausginge. Außerdem seien die Verpackungskisten der „Strela“ von Schimmel befallen. Nur wer sich länger ungeschützt in den Lagerhäusern aufhält, sei gefährdet. Da die Bundeswehr die Boden-Luft-Raketen dieses Typs nicht mehr nutzt, sollten sie entsorgt werden.
Nach dem Beschluss des Bundeswirtschaftsministeriums die Raketen an die Ukraine auszuliefern, sagte Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne): „Was die Waffenlieferungen angeht beziehungsweise die Prüfung von Waffenlieferungen, so ist die Ukraine im Krieg und wir haben uns entschieden, die Selbstverteidigung der Ukraine nach diesem eklatanten Bruch des Völkerrechts und das Recht auf Selbstverteidigung auch militärisch zu unterstützen, indem wir Waffen liefern.“
Die „Strela-2“ im Einsatz
Heute ist die „Strela“ vor allem in ehemaligen Staaten des Warschauer Paktes weit verbreitet. Viele Armeen nutzen sie noch heute. Die Bestände der NVA wurden nach der Wiedervereinigung Deutschlands von der Bundeswehr übernommen. Einige der Waffen werden nun an die Ukraine geliefert. Nach Schätzung westlicher Militärexperten wurden von dem mehrmals modifizierten Flugabwehrsystem im Lauf der Jahrzehnte in mehreren Ländern insgesamt 50.000 Stück produziert.
Die Flugabwehrrakete „Stinger“: Was ist der Unterschied zur „Strela“?
Ebenso wie der Typ „Strela“ ist auch das Modell „Stinger“ eine infrarotgelenkte Flugabwehrrakete. Anders als die „Strela“ ist sie jedoch aus US-amerikanischer Herstellung und kann sowohl von der Schulter als auch von Land-, Luft- und Wasserfahrzeugen abgefeuert werden. 1980 begann die USA die „Stinger“ zu bauen, somit ist sie einige Jahre jünger. Erst 1989 folgte die Produktion in Europa. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine haben einige westliche Staaten Stinger-Raketen an die Ukraine geliefert. Auch die Bundeswehr hat bereits 500 Raketen aus ihren Beständen abgegeben.
Kennzahlen zur tragbaren Luftabwehrrakete „Strela“
Ob Flugzeug, Drohne oder Hubschrauber - die tragbare Luftabwehrrakete „Strela“ (Pfeil) ist für die Zerstörung von tief fliegenden Zielen gedacht. Die Basisversion wurde seit Ende der 1950er Jahre in der damaligen Sowjetunion entwickelt. Das 1,5 Meter lange und rund 15 Kilogramm schwere Waffensystem kann von einem einzelnen Soldaten bedient werden.
Der Flugkörper ist mit einem Infrarot-Suchkopf bestückt und hat nach Angaben der Bundeswehr bis zu 4200 Meter horizontale Reichweite, vertikal bis zu 2300 Meter. Mit einer maximalen Fluggeschwindigkeit von 580 Metern pro Sekunde kann er Ziele treffen, die mit bis zu 260 Metern pro Sekunde unterwegs sind. Der Wärmesucher lenkt die Rakete auf die heißen Triebwerke.