In Indien kam es am 14.09.2023 zu einem Ausbruch des Nipah-Virus. Zwei Menschen sind bereits an dem tödlichen Virus gestorben, mehrere Menschen sind infiziert. In den betroffenen Regionen wurde das öffentliche Leben eingeschränkt. Alle Infos über das Virus im Überblick.
Nipah-Virus – Was ist das?
Laut Website des Tropeninstituts verdankt das Nipah-Virus seinem Namen seinem Entdeckungsort "Nipah" in Malaysia. Erstmals wurde der Erreger im Jahr 1999 nach dem Auftreten mehrerer Krankheitsfälle unter Schweinebauern beschrieben. Demnach sind bislang zwölf kleinere Nipah-Ausbrüche dokumentiert, darunter auch Erkrankungsfälle in Bangladesch und Indien. Laut Website des RKI starb in den beobachteten Ausbrüchen mehr als jeder zweite Betroffene. Das Virus gehört zur Familie der Paramyxoviridae und verursacht Enzephalitis (eine Entzündung des Gehirns) sowie schwere Atemwegsinfektionen.
Wie wird das Virus übertragen?
Wirt des Virus sind laut RKI Flughunde der Gattung Pteropus, diese scheiden die Viren z.B. in Urin und Speichel aus. In bisherigen Ausbrüchen wurden Menschen durch den Kontakt zu Schweinen infiziert. Arbeiter auf Schweinefarmen und in Schlachthöfen gelten laut Tropeninstitut deshalb als Risikogruppe Nummer 1. Aber auch durch von Flughunden angebissene Früchte oder Verunreinigungen mit erregerhaltigem Kot wurde das Virus auf den Menschen übertragen. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist ebenfalls möglich: bei den in der 90er Jahren aufgetretenen Erkrankungsfällen wurde etwa die Hälfte der Infizierten von erkrankten Familienmitgliedern angesteckt.
Symptome und Verlauf einer Nipah-Virus-Infektion
Die Erkrankung äußert sich zunächst durch hohes Fieber und grippeähnliche Symptome. Im späteren Krankheitsverlauf treten Symptome wie Enzephalitis, Schwindelanfälle, Krampfanfälle, Desorientierung und Bewusstseinsstörungen auf. Innerhalb von ein bis zwei Tagen kann es zu einem Koma kommen.
Wie tödlich ist das Nipah-Virus?
Etwa die Hälfte der Betroffenen erliegt laut Tropeninstitut den Folgen einer Nipah-Virus-Infektion – laut WHO liegt die Sterberate bei 40 bis 75 Prozent. Manchmal verläuft die Krankheit jedoch milder. Es gibt sogar Fälle, bei denen die Erkrankten anfangs keine nennenswerten Beschwerden zeigen. Allerdings können diese Personen später, möglicherweise erst Monate später, eine Enzephalitis entwickeln. Dies kann zu dauerhaften Gesundheitsproblemen wie Persönlichkeitsveränderungen und Epilepsie führen.
Gibt es Medikamente oder Impfstoffe?
Derzeit stehen noch keine hochwirksamen Medikamente zur direkten Bekämpfung des Nipah-Virus zur Verfügung. Es ist möglich, die Symptome medikamentös zu lindern, jedoch kann die eigentliche Ursache der Krankheit nicht unmittelbar behandelt werden. Es gab jedoch Erfolge bei der Verwendung des antiviralen Wirkstoffs Ribavirin, der die Sterblichkeitsrate senken konnte. Einen Impfstoff gibt es nicht.
Wie kann man sich vor einer Infektion schützen?
Die genaue Übertragungsweise des Nipah-Virus ist laut Tropeninstitut noch nicht vollständig geklärt. Personen, die sich vor einer Infektion schützen möchten, sollten keine Baumfrüchte konsumieren, auf denen Spuren tierischen Bisses sichtbar sind. Ebenso können Baumfruchtsäfte wie Palmen- oder Dattelsaft den Erreger beherbergen. Die zuverlässigste Methode, um die Erreger abzutöten, ist die Erhitzung auf mindestens 70 Grad Celsius. In Regionen, in denen Fälle der Erkrankung aufgetreten sind, sollten Reisende Abstand von Schweineställen und Schlachthöfen halten. Insgesamt ist das Risiko einer Infektion für Reisende äußerst gering.
Ist eine Verbreitung des Nipah-Virus auch in Deutschland möglich?
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist das Nipah-Virus ein Erreger, der eine weltweite Epidemie auslösen könnte. Laut RKI wären menschliche Infektionen mit dem Virus in Deutschland als weitere "bedrohliche Krankheit" gemäß § 6 IfSG an das Gesundheitsamt zu melden. Dieses kann dann Maßnahmen treffen, die eine weitere Verbreitung verhindern.
(mit Material von afp)