Seit Wochen und Monaten wird der Rapper Kanye West immer wieder wegen kontroverser, antisemitischen Äußerungen kritisiert. Der Anhänger von Donald Trump ist ein wiederkehrender Gast in US-amerikanischen konservativen Medien, wo er seine Meinungen oft unwidersprochen kundtun kann. Nachdem der Rapper von den sozialen Medien Instagram und Twitter zeitweise gesperrt wurde, gab es auch schon berufliche Konsequenzen: Adidas hat seine Zusammenarbeit mit Kanye West Ende Oktober 2022 eingestellt. Damit entgeht dem Konzern ein Gewinn von 250 Millionen Euro in diesem Jahr.
Auch das scheint Ye aber nicht zu stoppen. In den USA wird er nun immer mehr von rechtsextremen Medien als Gast geladen – wo er sein Bild als Antisemit nur stärkt.

Antisemitismus: Was hat Kanye West alles gesagt?

Kanye West hat mehrmals im Herbst 2022 kontroverse und antijüdische Aussagen getätigt. Viele seiner Aussagen beruhen auf alten antisemitischen Stereotypen, wie beispielsweise, dass Juden gierig und Geldversessen sind. Diese Stereotype wurden immer wieder in der Vergangenheit zur Unterdrückung der Juden verwendet. Was genau aber hat Ye gesagt?
Am 15. Oktober sprach Kanye West in einem Podcast von einer Verschwörung der „jüdischen Medien“ gegen die schwarze Bevölkerung. Er behauptete fälschlicherweise, dass Juden versuchen würden „uns auszunehmen und auszubeuten bis wir sterben“. Zudem sagte er, dass er nicht an das Wort „Antisemitismus“ glaube.
Am gleichen 15. Oktober postete Kanye West auf Twitter, dass er kein Antisemit sei, weil „Schwarze sind eigentlich Juden“. Auf Instagram schrieb er, dass der Produzent Sean „Diddy“ Combs von Juden kontrolliert werde. Von beiden Portalen wurde er dafür für einige Tage gesperrt.
Nachdem sich zahlreiche Personen an Adidas wandten mit der Bitte, Kanye West nicht mehr zu unterstützen, sagte West in einem Podcast: „Ich kann antisemitische Sachen sagen und Adidas kann mich nicht fallen lassen. Was jetzt? Was jetzt?“ Der Beitrag wurde später gelöscht, aber ein Video davon kursiert weiter in sozialen Medien.
Anfang Dezember 2022 wurde Ye als Gast des Podcasts von Verschwörungstheoretiker Alex Jones vorgestellt. Dort sagte er unter anderem: „Ich liebe Nazis“ und „Ich sehe das Positive an Hitler“. Später fügte er noch hinzu: „Wir müssen aufhören, Nazis immer zu dissen.“ Im gleichen Interview, das mehrere Stunden andauerte, leugnete Kanye West den Holocaust indem er behauptete, es gebe keine Beweise für den Mord an sechs Millionen Juden.

Rassismus: Kanye West wird von George Floyds Familie verklagt

Neben den Vorwürfen des Antisemitismus stand Kanye West auch wegen anderer Äußerungen in der Kritik. So wird er jetzt auch noch von der Familie des 2020 durch Polizeigewalt getöteten schwarzen Mann George Floyd verklagt. Im Podcast vom 15. Oktober sagte Ye, dass Floyd an einer Überdosis gestorben sei, nicht etwa durch den wegen Mordes verurteilten Ex-Polizisten Derek Chauvin, der neun Minuten lang auf dem Nacken von Floyd kniete.
Des Weiteren haben Ye und andere Models bei der Modeschau von Kanye Wests Kleidung in Paris T-Shirts mit der Aufschrift „White Lives Matter“ getragen. Der Slogan ist mit der gleichnamigen Neonazi-Bewegung in den USA verbunden.
Am 6. Oktober trug Kanye West bei einem Interview beim konservativen US-Sender Fox News eine Kette mit einem Ultraschall-Bild, um gegen Abtreibung zu demonstrieren. Im Gespräch sagte er dann, ohne Beweise für seine Behauptungen aufzuführen: „In New York werden mittlerweile mehr schwarze Babys abgetrieben als geboren werden. Fünfzig Prozent der schwarzen Toten in Amerika kommen durch Abtreibung.“ Für solche Behauptungen gibt es keinerlei Belege.

Warum sind die Aussagen von Ye so problematisch?

Die Aussagen von Kanye West haben weltweit für Entsetzen gesorgt. Das liegt daran, dass die Aussagen zum Teil als Hassrede oder sogar Volksverhetzung definiert werden können. So bedient sich Ye an einer uralten Verschwörungstheorie über die jüdische Bevölkerung: Sie würden angeblich die Welt regieren und hinter den Kulissen an den Strängen ziehen. Diese Verschwörungstheorie wurde insbesondere in der NS-Zeit als Vorwand genutzt, um den Holocaust zu rechtfertigen. Auch heute noch werden Juden von Verschwörungstheoretikern und Neonazis als Verantwortliche allen Übels beschimpft. Dieses Weltbild ist falsch und die Aussagen Yes könnten in Deutschland zumindest strafrechtlich verfolgt werden. Mit der Leugnung des Holocaust würde er sich in Deutschland auch strafbar machen.