Laut dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden hatte jede fünfte Frau in Deutschland im Alter zwischen 45 und 49 Jahren im vergangenen Jahr keine leiblichen Kinder. Die Kinderlosenquote in diesem gebärfähigen Alter liegt seit zehn Jahren nahezu unverändert bei 20 Prozent. Vor 15 Jahren lag die Quote etwas niedriger bei 17 Prozent.

Regionale Unterschiede: Quote in Westdeutschland höher

Die Daten von 2022 zeigen deutliche regionale Unterschiede: In Westdeutschland lag die Kinderlosenquote bei 20 Prozent, während sie in Ostdeutschland (ohne Berlin) bei 14 Prozent lag. Betrachtet man die einzelnen Bundesländer, waren Frauen im Alter zwischen 45 und 54 Jahren in den Stadtstaaten Hamburg (29 Prozent) und Berlin (25 Prozent) deutlich häufiger kinderlos als beispielsweise in Thüringen, wo die Quote bei 13 Prozent lag.
Martin Bujard vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) erklärt: „Großstädte bieten viel mehr Möglichkeiten, was Freizeit und Karriere - aber auch was einen wechselnden Partnermarkt betrifft. Da wollen sich viele nicht binden und festlegen“. Zudem seien Städte mit dem vielen Verkehr oder dem teuren Wohnraum meist weniger familienfreundlich.

Welche Rolle spielt der Bildungsgrad?

Bei Frauen im Alter von 45 bis 49 Jahren mit einem hohen Bildungsgrad betrug die Kinderlosenquote 23 Prozent. Bei mittlerer Bildung lag sie bei 21 Prozent und bei niedrigem Bildungsstand sogar nur bei 11 Prozent. Allerdings war die Quote bei den höher Gebildeten vor einigen Jahren mit 28 Prozent noch höher. "Diese Entwicklung ist ein Erfolg und hat viel mit der verbesserten Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu tun, beispielsweise mit der Einführung des Elterngelds", erklärt Bujard.

Experte sieht drei Gründe für Kinderlosigkeit

Der Experte sieht vor allem drei Gründe für Kinderlosigkeit: „Da sind die Frauen, die generell nie Nachwuchs wollten. Dann gibt es diejenigen, die biologisch keine Kinder bekommen können. Und dann noch jene, die keinen Partner finden oder zu lange warten.“
Gleichzeitig suchen immer mehr Frauen über 40 Hilfe in Kinderwunschkliniken. Während es im Jahr 2011 noch etwa 8.000 Patientinnen in dieser Altersgruppe waren, stieg die Zahl zehn Jahre später auf über 12.600 an. Das Deutsche IVF-Register, das Daten aus mehr als 130 Kinderwunschzentren bundesweit sammelt, berichtete kürzlich, dass die Frauen oft überrascht seien, wie gering die Aussichten auf ein Baby trotz reproduktionsmedizinischer Hilfe seien. Ab dem Alter von 40 Jahren sinkt nicht nur die Schwangerschaftsrate, sondern auch die Rate von Fehlgeburten steigt deutlich an.
„Der Erfolg von Kinderwunschkliniken wird von älteren Frauen oft überschätzt. Und auch das social freezing - also das Einfrieren von Eizellen - gibt die falsche Sicherheit, dass man die Entscheidung für ein Kind immer weiter aufschieben kann“, sagt Bujard. Politik und Gesellschaft sollten vielmehr Voraussetzungen schaffen, um bereits bei jüngeren Erwachsenen eine Elternschaft interessanter zu machen.

Weniger Kinder im vergangenen Jahr geboren als in den Vorjahren

Laut vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamts wurden im vergangenen Jahr in Deutschland insgesamt weniger Kinder geboren als in den Vorjahren. Es kamen 739.000 Babys zur Welt, was einen Rückgang von 7,1 Prozent im Vergleich zu 2021 und einen Rückgang von 5,6 Prozent im Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021 bedeutet. Auch zu Beginn des Jahres 2023 blieben die Geburten auf einem niedrigen Niveau. Eine der Hauptursachen für den rückläufigen Geburtenrückgang ist laut dem Bundesamt die geringere Anzahl von Frauen im Alter zwischen Ende 20 und Ende 30, dem Zeitraum, in dem die meisten Kinder geboren werden.„Auch die Verunsicherung der Bevölkerung durch zahlreiche Krisen könnte sich negativ auf die Familienplanung ausgewirkt haben“, vermutet das Team für demografische Analysen.
(mit Material von dpa)