Die aktuellen Gaspreise sind auf dem höchsten Niveau jemals. Noch nie war das Heizen mit Erdgas so teuer – und Experten befürchten, dass die Prognosen für 2022 nicht gut aussehen. Hauptgrund für den steigenden Gaspreis ist der Krieg in der Ukraine und das Streben Europas nach der Unabhängigkeit von russischer Energie. Der Markt ist extrem instabil. Wir erklären in diesem Text:
- Gründe für die Gaspreisentwicklung 2022
- Prognose: Steigen die Preise für Gas noch weiter?
Gaspreise 2022: Gaspreisentwicklung und Prognose
Die Gaspreise sind 2022 so hoch wie noch nie. Importierte Energie war im Juli 2022 knapp 132 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Hauptgrund sind stark steigende Gaspreise, die mehr als dreimal so hoch liegen wie vor einem Jahr. Strom kostet sogar fast viermal so viel. Allein gegenüber Juni erhöhten sich die Preise für importierten Strom um knapp 42 Prozent. Viele Vorleistungsgüter verteuerten sich ebenfalls kräftig.
Europäisches Erdgas hat sich Ende September aber deutlich verbilligt. Der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas sank um gut 5 Prozent bis auf 172 Euro je Megawattstunde. Wenige Tage zuvor hatte er bei rund 188 Dollar gelegen. Der TTF-Kontrakt gilt als Richtschnur für das europäische Preisniveau. Ende August war der Preis über 300 Euro gestiegen. Allerdings befinden sich die Preise trotz des aktuellen Rückgangs auf einem historisch hohen Niveau.
Die Verbraucherpreise für Gas haben dem Vergleichsportal Verivox zufolge neue Rekordwerte erreicht. Im Jahresvergleich hätten sich die Gaskosten verdreifacht. Die Bundesregierung erklärte zwar, dass die weitere Entwicklung am Energiemarkt nicht absehbar sei, Verivox geht dennoch von weiteren Preissteigerungen aus.
Mit dem Preisniveau vom August 2021 ergaben sich laut Berechnungen von Verivox für eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Schnitt Kosten von 1258 Euro. Nach aktuellen Preisen müsste dieselbe Familie 3568 Euro zahlen - "ein Anstieg um 184 Prozent", erklärte das Vergleichsportal.
"Der Preis wird jedoch noch deutlich höher steigen, denn die Großhandelspreise für Gas liegen derzeit deutlich über diesem Niveau", analysierte das Portal. "Daher müssen sich Verbraucherinnen und Verbraucher auch in den kommenden Monaten auf weiter steigende Preise einstellen."
Warum sind die Gaspreise so hoch?
Wie oben bereits beschrieben ist eines der Hauptgründe für den Anstieg aktuell der Krieg in der Ukraine. Das erklärt aber noch nicht alles. Die Hintergründe zu den hohen Preisen sind vielfältig:
1. Der Ukraine-Krieg und die Auseinandersetzung der EU mit Russland
Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat ein neues Zeitalter begonnen. Die EU und der gesamte Westen wollen mit Russland nichts mehr zu tun haben. Und doch: Deutschland hat bis vor kurzem 40 Prozent seines Gases aus Russland bezogen. Um sich von dieser Abhängigkeit zu befreien sucht Deutschland nach neuen Versorgungsquellen. Das dauert jedoch – und Russland nutzt die Abhängigkeit gnadenlos aus. So hat Russland die Gaslieferungen nach Deutschland gedrosselt, um absichtlich den Gasmarkt unter Druck zu setzen.
2. Der Winter 2020/21 war sehr kalt
Wir erinnern uns an die klirrende Kälte im Januar 2021: In Deutschland war der Winter 2020/21 besonders kalt. Dadurch wurden viele Gasvorräte aufgebraucht – die aber im Sommer 2021 nicht wieder vollständig aufgefüllt werden konnten. Der Sommer 2021 war außerdem sonnen- und windarm. Dadurch war es nicht möglich, in den Sommermonaten hauptsächlich auf Solar- und Windenergie zu setzen – es musste weiter mit Gas versorgt werden.
3. Corona
Auch hier hat die Pandemie ihre Finger im Spiel gehabt. Denn die Gasnachfrage hat sich auf dem Weltmarkt extrem erhöht, da die Wirtschaft vor allem in Asien wieder angezogen hat. Auch die USA haben sich schneller erholt als erwartet. Die Industrie verbrauchte also wieder mehr Gas als üblich. Der Rohstoffmarkt ist leergefegt.
4. Der CO2-Preis
Seit Januar 2021 hat Deutschland einen CO2-Preis eingeführt. Dieser wirkt sich auch auf die Energiepreise aus, wenn sie von fossilen Energieträgern kommen. Seit dem 1. Januar 2022 liegt er bei 30 Euro pro Tonne CO2 und soll jährlich weiter steigen. Energieversorger geben diese Kosten zumindest teilweise an die Kunden weiter – weshalb die Energierechnung steigt.
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