Der Warenhauskonzern, Galeria Karstadt Kaufhof, sucht erneut Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Das teilte ein Unternehmenssprecher am Montag in Essen mit. Auf den Handelsriesen kommen damit weitere Filialschließungen zu. Galeria-Chef Miguel Müllenbach sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, das Filialnetz müsse im Zuge des Schutzschirmverfahrens „um mindestens ein Drittel reduziert werden“. Betriebsbedingte Kündigungen seien unvermeidbar.
Galeria in der Region: Müssen die Filialen schließen?
Galeria Kaufhof hat auch unter anderem in Ulm und Reutlingen Filialen. Ob diese von den geplanten Schließungen und Stellenabbau betroffen sind, ist noch unklar. In Ulm hatte der Betriebsrat im März 2021 einen eindringlichen Brief an die politischen Spitzen geschrieben und um Hilfe gebeten. Ein Standort des Konzerns in Göppingen wurde 2020 geschlossen.
(Anmerk. d. Red.: In einer ersten Version des Artikels hieß es, dass die Filiale in Göppingen noch besteht. Wir haben den Fehler korrigiert).
(Anmerk. d. Red.: In einer ersten Version des Artikels hieß es, dass die Filiale in Göppingen noch besteht. Wir haben den Fehler korrigiert).
Der Konzern betreibt mit 17.000 Mitarbeitern im Moment noch 131 Warenhäuser in 97 deutschen Städten. Über das Schutzschirmverfahren hatte auch die „Wirtschaftswoche“ berichtet.
Galeria Kaufhof: Bereits 40 Filialen geschlossen
Es ist das zweite Mal innerhalb von weniger als zwei Jahren, dass der aus dem Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof entstandene Warenhauskonzern den Weg zum Insolvenzgericht antreten muss. Denn bereits während des ersten Corona-Lockdowns im April 2020 hatte das Unternehmen Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Das Insolvenzverfahren dauerte damals bis Ende September.
Damit verbunden waren harte Einschnitte: Die Schließung von rund 40 Filialen, der Abbau von rund 4000 Stellen und die Streichung von mehr zwei Milliarden Euro Schulden sollten dem Unternehmen einen Neustart ermöglichen. Doch die Hoffnung, dass der Konzern danach von vielen Altlasten befreit erfolgreich durchstarten könnte, erfüllte sich nicht.
Im Gegenteil: Anfang 2021 und Anfang 2022 musste der geschrumpfte Handelsriese angesichts der Pandemie um staatliche Unterstützung bitten. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit 680 Millionen Euro unter die Arme.
Ukrainekrieg, Inflation und Energiekrise belasten Konzern
Schon in den vergangenen Tagen zeichnete sich ab, dass auch das nicht ausgereicht hat, dem Konzern die nötige Stabilität zu geben, um die durch den Ukrainekrieg und die Inflation ausgelöste Konsumflaute zu überstehen. In einem Mitarbeiterbrief warnte Müllenbach vor wenigen Wochen, Galeria befinde sich aufgrund der explodierenden Energiepreise und der Konsumflaute „in bedrohlicher Lage“. Der Konzern brauche frisches Geld, um weitermachen zu können. Nach dpa-Informationen benötigte der Konzern mehr als 200 Millionen Euro.
Weitere Staatshilfen waren jedoch umstritten. Kritiker halten das Geschäftsmodell für überholt, bemängeln eine mit den Hilfen verbundene Wettbewerbsverzerrung oder sehen den Galeria-Eigentümer, den österreichischen Immobilienmilliardär René Benko, in der Pflicht. Befürworter von Staatshilfen verwiesen auf die große Bedeutung der Warenhäuser für die Attraktivität vieler Innenstädte.
Verdi will möglichst jeden Arbeitsplatz bei Galeria erhalten
Die Gewerkschaft Verdi will um die Arbeitsplätze bei Deutschlands letzter großer Warenhauskette kämpfen. „Für uns geht es jetzt darum, möglichst jeden Arbeitsplatz zu erhalten“, sagte Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger am Montagabend.
Nutzenberger forderte ein größeres Engagement des Galeria-Eigentümers, des österreichischen Immobilienmilliardärs René Benko, zur Rettung des Unternehmens. „Unsere Kolleginnen und Kollegen in den 131 Warenhäusern fragen sich, wo der Eigentümer ist in dieser existenziell höchst bedrohlichen Situation für 17 400 Menschen und ihre Familien.“ Es müsse jetzt zusätzliches Geld ins Unternehmen. „Da gibt es klare Erwartungen an den Eigentümer.“
Außerdem müsse die Konzernführung ein tragfähiges Zukunftskonzept präsentieren. „Die Beschäftigten haben viele konkrete Vorschläge für eine erfolgreiche Zukunft gemacht, die im Management wenig Gehör gefunden haben“, sagte Nutzenberger. Verdi habe die Unternehmensleitung aufgefordert, umgehend in Verhandlungen einzutreten.