Mit 82 Jahren ist am 13. Juli 2022 der Star-Regisseur Dieter Wedel gestorben. Eigentlich sollte im Juli entschieden werden, ob ein Prozess gegen ihn wegen eines jahrzehntealten Vergewaltigungsvorwurfs vorangehen könnte. Jetzt wurde das Verfahren eingestellt.
Kurz nach dem Tod von Wedel ist auch seine Witwe, Ursula Wolters, gestorben. Das berichtete zuerst die „Bild“.
Wer war Dieter Wedel? Woran ist er gestorben? Welche Filme hat er gemacht und worum ging es in seinem Prozess? Hier alle Infos im Kurzporträt.
Kinder, Frauen, Filme: Das war Dieter Wedel im Steckbrief
- Name: Dieter Karl Cäsar Wedel
- Geburtstag: 12.11.1939 oder 1942
- Alter: 82 oder 85
- Todestag: 13.07.2022
- Geburtsort: Frankfurt am Main
- Wohnort: Hamburg
- Eltern: Vater Ingenieur, Mutter Pianistin
- Ehefrau: Ursula Wolters
- Kinder: sechs von sechs verschiedenen Frauen
- Beruf: Regisseur
- Filme: z.B. „Der große Bellheim“, „Der Schattenmann“, „Der König von St. Pauli“, „Papa und Mama“, „Gier“, „Mein alter Freund Fritz“ u.v.m
Dieter Wedel ist tot: Todesursache nach langer Krankheit
Der Regisseur Dieter Wedel ist tot. Er starb bereits am 13. Juli in Hamburg, wie das Landgericht München I am 20. Juli 2022 mitteilte, wo ein Strafverfahren gegen Wedel anhängig war. Wie er gestorben ist, war zunächst unklar. Nach Angaben des Landgerichts starb Wedel, der die Vorwürfe gegen ihn stets bestritten hat, schon am 13. Juli in einer Hamburger Klinik. Er sei „nach langer, schwerer Krankheit verstorben“, teilt die Kanzlei von Peter Gauweiler mit, die Wedel im Vergewaltigungsverfahren vertrat. Medienberichten zufolge war er an Krebs gestorben.
Ursula Wolters stirbt kurz nach Dieter Wedel
Wie die „Bild“ Ende Juli berichtet ist die Ehefrau von Dieter Wedel, Ursula Wolters, nur 13 Tage nach ihrem Ehemann gestorben, am 26.07.2022. Sie wurde 74 Jahre alt. Das Paar hat 2014 geheiratet, nachdem sie viele Jahre zusammen waren, zum Teil in Dreiecksbeziehungen.
Prozess Jany Tempel gegen Wedel: #MeToo und Sexismus-Vorwürfe
Dieter Wedel war in den vergangenen Jahren vor allem wegen eines Seximus-Skandals im Rampenlicht. So gilt er als der größte Me-Too-Fall in Deutschland: Zahlreiche Schauspielerinnen und Assistentinnen warfen im Belästigung und sogar Vergewaltigung vor.
Am Tag, an dem sein Tod bekannt wurde, sollte das Gericht in München eigentlich bekannt geben, ob es zum Prozess gegen Wedel kommt. Das Verfahren gegen ihn wird nach Gerichtsangaben nun eingestellt. Die Staatsanwaltschaft hatte Wedel schon im März vergangenen Jahres wegen eines Vorwurfs aus dem Jahr 1996 angeklagt. Die Schauspielerin Jany Tempel gibt an, Wedel habe sie damals in einem Münchner Luxushotel vergewaltigt – ein Vorwurf, den Wedel bestritten hat. Wedels Anwälte sprachen bei der Anklageerhebung von Vorverurteilung und betonten die Wahrscheinlichkeit, dass die Anklage gar nicht zugelassen werden könnte – obwohl das in der deutschen Justiz nur selten vorkommt.
Der Anwalt der Nebenklägerin Tempel hatte dagegen die Verzögerung im Verfahren gegen Regisseur erst kürzlich gerügt. „Seit Anklageerhebung sind nunmehr über 14 Monate vergangen“, schrieb Rechtsanwalt Alexander Stevens Mitte Mai in einer Verzögerungsrüge an das Gericht. Tempel leide „sehr unter der langen Verfahrensdauer.“
Sie war sogar kurzzeitlich in einen Hungerstreik getreten, um dagegen zu protestieren, dass das Gericht sich mit der Entscheidung so lange Zeit gelassen hatte. Auch bevor die Staatsanwaltschaft überhaupt Anklage erhob, hatte diese schon drei Jahre lang ermittelt.
Jany Tempel zeigt sich nach dem Tod des Regisseurs „völlig perplex“. Das sagt ihr Anwalt Alexander Stevens der Deutschen Presse-Agentur. Er spricht Wedels Angehörigen sein Beileid aus, betont aber auch, dass er davon ausgehe, dass der Prozess gegen Wedel eröffnet und dieser dann im Verfahren auch verurteilt worden wäre.
Dieter Wedel: Ein „Menschenquäler“ und Tyrann
Sein Ruf als Frauenheld war in der Filmbranche bekannt. Bis zu den Vorwürfen galt Wedels Verhältnis zu den Frauen als schillernd, von manchen verachtet, von manchen bewundert. Der Regisseur hatte neben einer seit Jahrzehnten andauernden Beziehung offen weitere Beziehungen: Er hatte sechs Kinder von sechs Frauen und machte keinen Hehl aus parallelen Beziehungen.
Seine prominentesten Gefährtinnen waren die Schauspielerinnen Hannelore Elsner und Ingrid Steeger; mit der 2019 verstorbenen Elsner hatte er einen Sohn. Einer seiner Söhne, der Fotograf Dominik Elsner sprach 2019 öffentlich über seinen Vater, den er lediglich den „Erzeuger“ nannte. Seine Mutter habe kaum über Wedel gesprochen, so Elsner.
Wedel war aber auch generell als Tyrann in der Branche bekannt. Der Schauspieler und Regisseur Simon Verhoeven schrieb 2018: „Fakt ist: Jeder, der in der Filmbranche eine Zeitlang gearbeitet hat, wusste von den ätzenden Geschichten über Wedel. Dass er am Set Schauspieler tyrannisiere, dass er ein eitler, egomanischer Schreihals sei, ein Arschloch.“ Schauspieler Til Schweiger sagte im gleichen Jahr bei Markus Lanz, dass Wedel ein „Menschenquäler“ war.
Dieter Wedel Lebenslauf: Einer der erfolgreichsten Regisseure
Wedel zählte zu den erfolgreichsten deutschen Filmemachern. Mit seinen Mehrteilern begeisterte er ein Millionen-Publikum und schrieb Fernsehgeschichte. Zu seinem 75. Geburtstag hatte er noch gesagt, er wolle arbeiten, bis er umfalle. „Ich habe das Glück, an meinem Beruf Spaß zu haben. Ich kann mich selbstverwirklichen. Ich lese immer, ich sei ein Workaholic. Das stimmt aber nicht. Wenn es Spaß macht, ist es ja keine Arbeit.“ Als die Vorwürfe gegen ihn bekannt wurden, sah er sich als Opfer einer Verleumdungskampagne.
Über Wedels Geburtsdatum gab es zu seinen Lebzeiten widersprüchliche Aussagen. Geboren wurde er nach jetzigen Angaben des Münchner Gerichts am 12. November 1939. Damit war er zum Zeitpunkt seines Todes 82 Jahre.
Sein Vater war Ingenieur, die Mutter Pianistin. Der geliebte Vater fiel eines Tages vor Dieters Augen auf einmal tot um. "Von dem Moment an war meine Kindheit und Jugend zu Ende", sagte der zum Zeitpunkt des Todes des Vaters 14 Jahre alte Wedel einmal der Wochenzeitung "Die Zeit".
Wedel studierte unter anderem Theaterwissenschaften sowie Publizistik und promovierte. Seine berufliche Laufbahn als Fersehspielregisseur begann er 1967 beim Norddeutschen Rundfunk in Hamburg, wo er sich einen Ruf als begnadeter Geschichtenerzähler erwarb. Sein Durchbruch bei einem breiteren Publikum war das mehrteilige satirische Fernsehspiel "Einmal im Leben" rund um die fiktive Familie Semmeling aus dem Jahr 1972, das später auch noch Fortsetzungen erfuhr.
Mit seiner Arbeit startete er in den 1990er Jahren durch. Ein Erfolg jagte den nächsten: „Der große Bellheim“ (1993), „Der Schattenmann“ (1996), „Der König von St. Pauli“ (1998) und „Die Affäre Semmeling“ (2002). Wenn der Geschichten-Erzähler sein neuestes Werk herausbrachte, sprach man mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Neugier vom „neuen Wedel“. Das klang wie ein Gütesiegel – und bewahrheitete sich oft.
Bevor die Vorwürfe gegen ihn im Rahmen der sogenannten #MeToo-Debatte bekannt wurden, war Wedel Intendant der Bad Hersfelder Festspiele. Bei dem Freilicht-Theaterfestival hatte der promovierte Theaterwissenschaftler Zuschauer-Rekorde aufgestellt und dafür gesorgt, dass viel Prominenz zur Eröffnung über den roten Teppich lief.