Die vom Robert-Koch-Institut (RKI) täglich verkündeten Corona-Zahlen für Deutschland steigen aktuell wieder. Der Sommer hat 2020 und 2021 für ein Aufatmen in der Corona-Pandemie gesorgt. Doch dieses Jahr verunsichert das zuletzt sich wieder verschärfende Infektionsgeschehen viele. Laut den Experten ist eine neue Variante des Corona-Virus daran Schuld. Dessen Name: Omikron BA.5.
Verbreitung, Ansteckung, Symptome – hier gibt es alles über die aktuelle Corona-Variante nachzulesen.

Wie verbreitet ist die neue Corona-Variante Omikron BA.5?

Die Inzidenz liefert kein vollständiges Bild der Infektionslage, Vergleiche sind wegen des Testverhaltens, Übermittlungsproblemen oder Nachmeldungen nur eingeschränkt möglich. Experten gehen seit einiger Zeit zudem von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik.
Erwartet wird demnach, dass sich die Omikron-Subvarianten namens BA.4 und BA.5 stärker verbreiten, „so dass es auch insgesamt zu einem Anstieg der Infektionszahlen und einem erneut verstärkten Infektionsdruck auf vulnerable Personengruppen schon im Sommer kommen kann“, schrieben die RKI-Experten in dem Wochenbericht zu Covid-19. Saisonale Effekte - die das Virus eigentlich ein Stück weit ausbremsen - könnten die Verbreitung dieser Varianten nicht kompensieren, wenn Verhaltensregeln nicht mehr beachtet werden.
„Das aktuell stärkste Wachstum zeigt der Anteil der Sublinien BA.4 und BA.5“, schrieb das RKI. Die Folge: Bereits in wenigen Wochen könnten diese Erreger die Mehrzahl der Nachweise ausmachen. BA.5 ist laut Bericht bei Untersuchungen von vorletzter Woche in jeder zehnten Probe gefunden worden. Damit setzte sich die Verdopplung des Anteils von BA.5 von Woche zu Woche fort.

Labore: BA.5 wohl bereits mit Anteil von 40 bis 50 Prozent

Bei den Omikron-Sublinien BA.4 und BA.5, die derzeit zu steigenden Corona-Fallzahlen beitragen, geht ein Laborverband aktuell bereits von hohen Anteilen in Deutschland aus. Für diese Woche sei anhand der bisherigen Ausbreitungsgeschwindigkeit anzunehmen, dass BA.4 vermutlich etwa 15 bis 16 Prozent des Infektionsgeschehens ausmache und BA.5 40 bis 50 Prozent, sagte der Vorsitzende des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM), Michael Müller, am Dienstag. Er rechne mit einer weiteren Ausbreitung bis etwa Mitte Juli und im Zuge dessen mit hoch bleibenden Infektionszahlen. In den nächsten Wochen könnte sich BA.4 noch gegen BA.5 durchsetzen.

Was unterscheidet die neue Corona-Variante von den bekannten?

Fachleuten zufolge spielt bei dem Vorteil, den etwa BA.5 im Vergleich zu den bisherigen Omikron-Sublinien hat, sogenannte Immunflucht eine Rolle. Damit ist gemeint, dass sich das Viruserbgut verändert hat, so dass es Antikörpern von Geimpften und Genesenen besser entkommt.

Ist BA.5 gefährlicher als vorherige Omikron-Varianten?

Auch wenn es nach Berichten aus Portugal Sorgen vor einer womöglich wieder wachsenden Krankheitsschwere gibt, sieht das RKI dafür bisher keine Belege. Die bisherigen Daten ließen nicht darauf schließen, dass Infektionen mit BA.4 oder BA.5 schwerere Krankheitsverläufe oder anteilig mehr Todesfälle verursachten als die Sublinien BA.1 und BA.2, schrieb das Institut. Diese hatten die vergangenen Wellen verursacht. BA.2 war kürzlich noch in annähernd jeder positiven Probe gefunden worden, die in die Untersuchung einfloss - mittlerweile ist der Wert auf 87,5 Prozent abgesunken.

Wie sehen die Symptome von Omikron BA.5 aus?

Die Symptome der aktuellen Corona-Varainte unterscheiden sich nicht von den bekannten. Demnach sind die häufigsten Symptome Husten und Fieber. Auftreten können aber auch Schnupfen, Atemnot, Abgeschlagenheit, Hals- und Kopfschmerzen sowie Muskel- und Gelenkschmerzen. Einige Betroffen klagen zudem über die Beeinträchtigung des Geruchs- und Geschmacksinns. Symptome wie Bauchschmerzen, Durchfall, Benommenheit oder eine Lymphknotenschwellung treten in nur ganz wenigen Fällen auf.

Wie gut schützen die aktuellen Impfstoffe gegen die neuen Omikron-Varianten?

Wie gut schützen die aktuellen Impfstoffe vor Infektion und Erkrankung durch alle bisher bekannten Virusvarianten? Und welche weiteren Entwicklungen bei Varianten lassen sich überhaupt erkennen? Vor allem zu diesen beiden Punkten lägen derzeit keine ausreichenden, belastbaren Daten vor, erklärte Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko). „Das Vorliegen der Daten ist eine Voraussetzung für eine begründete neue Impfempfehlung für alle und muss auch beim ‚Handlungswillen‘ der Politik unbedingt Berücksichtigung finden.“ Außerdem müsse noch beachtet werden, ob es neue Aspekte bei der Sicherheit der Impfstoffe gibt und wie sich die Immunität von Geimpften und/oder Genesenen entwickelt.
(mit Material von dpa und AFP)