Wer Anfang 2020 noch fleißig Urlaubspläne geschmiedet, sich schon am Strand liegen oder durch die Berge wandern gesehen hat, dem hat Corona gehörig einen Strich durch die Rechnung gemacht. Rasend schnell hat sich das Coronavirus auf der ganzen Welt ausgebreitet. Die Folgen: Ausgangssperren in zig Ländern, Reisewarnungen, geschlossene Geschäfte, nahezu Stillstand im Luftverkehr und geschlossene Grenzen. Wie steht es denn nun um unser Urlaubsjahr 2020?
Sommerurlaub nur mit Einschränkungen.
Sommerurlaub nur mit Einschränkungen.
© Foto: Jens Büttner/dpa

Touristen müssen sich auf Einschränkungen einstellen

Außenminister Heiko Maas will die derzeit geltende weltweite Reisewarnung am 15. Juni aufheben und durch Reisehinweise ersetzen. Urlauber haben so die Möglichkeit selbst zu erkennen, welche Urlaubsziele aufgrund von Corona lieber gemieden werden sollten. Trotzdem wird ein Urlaub wie im vergangenen Jahr nicht möglich sein. Gäste müssen mit erheblichen Einschränkungen wie etwa an Stränden, Restaurants und auch den Innenstädten rechnen. Von Reisen ins nichteuropäische Ausland rät der Außenminister allerdings, wegen der anhaltenden Ausbreitung des Coronavirus ab, insbesondere Lateinamerika. Dort werde der Infektions-Peak in den Sommermonaten erwartet.

Urlaub der besonderen Art

Die Reiseveranstalter rüsten sich nun nach wochenlangem Stillstand für den Start in die Sommersaison in Europa. „Wir haben uns in den vergangenen Wochen sehr intensiv mit den Regierungen der Urlaubsländer abgestimmt und begrüßen den Schritt, Sommerurlaub in den europäischen Feriengebieten darstellen zu können“, sagte ein Tui-Sprecher. Die Veranstalter haben Hygiene- und Schutzmaßnahmen für Reisen in Zeiten von Corona erarbeitet. Tui könne entsprechend beginnen, die Mitarbeiter in den Hotels und Urlaubsgebieten vorzubereiten, sagte der Sprecher. „In enger Abstimmung mit den Urlaubsländern werden wir unseren Gäste einen sicheren Urlaub ermöglichen - das Interesse der Deutschen ihren Sommerurlaub am Mittelmeer zu verbringen ist da und wird jetzt neuen Schub bekommen.“

Lockerungen bei Reisen

Gute Nachrichten in der Corona-Krise für alle Menschen in Deutschland, die Urlaub machen, pendeln oder Verwandte im nahen Ausland besuchen wollen: Die Kontrollen an der deutschen Grenze sollen von diesem Samstag, 16. Mai an schrittweise gelockert werden. Das sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) bei einer Pressekonferenz am Mittwoch zu den Beschlüssen der Bundesregierung in einer Kabinetts-Sitzung.

Um die weltweite Reisewarnung aufzuheben, müssen einige Bedingungen erfüllt sein

  • Grenzen müssen für den Reiseverkehr offen sein, Flugverbindungen wieder aufgenommen werden.
  • Es muss sicher sein, dass Auslandsreisende ohne Probleme wieder zurückkommen. Das Auswärtige Amt hat gerade erst mehr als 240.000 wegen der Corona-Krise gestrandete Touristen nach Hause zurückgeholt. Das soll eine Ausnahme bleiben. „Schleswig-Holstein bietet Platz für alle, aber nicht für alle gleichzeitig in bestimmten Top-Destinationen wie Sylt oder Timmendorfer Strand“, sagte Wirtschaftsminister Bernd Buchholz den Kieler Nachrichten.

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Brüssel

Sommerurlaub in Bayern

Hotels dürfen ab 30. Mai, also pünktlich zu den Pfingstferien, wieder ihren Betrieb aufnehmen. Allerdings gelten strenge hygienische Vorschriften. So sind Sauna, Wellness und Schwimmbäder ausgeschlossen.

Tourismus auf den ostfriesischen Inseln läuft wieder an

Nach Borkum und auch Norderney wurden am ersten Tag, an dem wieder Übernachtungen in Ferienwohnungen, -häusern und Campingplätzen erlaubt waren, deutlich mehr Überfahrten registriert. Unter welchen Voraussetzungen die Touristen kommen dürfen, ist indes unterschiedlich. Während im übrigen Niedersachsen seit Montag gilt, dass in Ferienwohnungen alle sieben Tage neue Gäste kommen dürfen, diese aber nicht für die gesamten sieben Tage gemietet werden muss, sieht die Landesverordnung für die Inseln eine Mindestmietdauer von einer Woche vor.

Österreich: Offene Grenzen nach Deutschland

Österreich schreibt derzeit noch einen "triftigen Grund" für die Einreise vor, wie der ADAC berichtet. Dazu zählt auch der Transitverkehr. Man darf das Land also nur passieren, sofern man gewährleistet, sich nirgends aufzuhalten. An Tankstellen oder Rastplätzen müssen Autofahrer mit deutschem Kennzeichen damit rechnen, dass sie von der Polizei kontrolliert werden. In Richtung Italien sind außerdem einige Grenzübergänge weiterhin geschlossen, so die Auskunft des österreichischen Innenministeriums.

Italien öffnet Grenzen am 3. Juni

Ab 3. Juni darf man auch innerhalb Italiens wieder reisen. Regionen wie Südtirol, die Hotels schon ab Ende Mai öffnen, buhlen um deutsche Touristen. In jedem Fall sollen überall Abstandsregeln gelten, Sonnenschirme am Strand weit genug voneinander entfernt stehen. Buchungen für den Zugang zu Strandbädern sollen verhindern, dass die Menschen zu dicht aneinander in der Sonne braten.

Ist ein Urlaub in Frankreich möglich?

Ob und welche Strände am Atlantik oder am Mittelmeer öffnen, wird von den regionalen Behörden entschieden. Auch die Insel Korsika ist für Urlauber weiterhin tabu.
Der Chef der Staatsbahn SNCF, Jean-Pierre Farandou, erklärt, er hoffe, dass bis Anfang des Sommers wieder 100 Prozent der TGV-Züge fahren.

Kroatien Urlaub 2020

Zumindest für tschechische Touristen soll Urlaub in Kroatien möglich sein. Wie lokale Medien berichteten, müssten tschechische Touristen, die ihren Sommerurlaub in Kroatien verbringen wollen, einen Nachweis erbringen, dass sie nicht mit dem Coronavirus infiziert sind. Dann könnten sie per Flugzeug oder mit dem Auto nach Kroatien reisen.
Für Deutsche gibt es noch keine Regelung. Allerdings twitterte Kroatiens Premierminister Andrej Plenković, dass er mit Angela Merkel über ein Modell für den Tourismussektor gesprochen habe.

Türkei: Reisen ab Juni?

Aus der Türkei kommen zuversichtliche Töne. Europa sei schon wieder auf dem Weg zur Besserung, so dass Gäste noch im Juni langsam wieder mit dem Reisen beginnen könnten, sagt Osman Ayik von der Türkischen Hotelföderation. Er hofft auf eine Aufbruchsstimmung nach der Aufhebung der Beschränkungen: Dann könnten die Menschen erst recht wieder danach dürsten, zu reisen. Ob das realistisch ist, ist fraglich. Denn auch in der Türkei gibt es über 100.000 Corona-Infizierte.

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Ulm

Einbruch im Südwest-Tourismus

Die Gäste- und Übernachtungszahlen im Südwesten sind wegen der Corona-Pandemie massiv eingebrochen. Die Gästezahlen gingen im erten Quartal des Jahres um 800.000 Gäste, sprich um 20 Prozent zurück, teilte das Statistische Landesamt am Freitag mit. Die Zahl der Übernachtungen sank um 16 Prozent - das bedeutet, dass es 1,6 Millionen Übernachtungen weniger gab als im Vorjahreszeitraum. Waren die Zahlen im Januar und Februar noch gestiegen, lag das Minus im März bei 60,6 Prozent und war damit «einen massiven Einbruch von bisher nicht da gewesener Wucht», wie die sonst eher zurückhaltende Statistikbehörde mitteilte.
Insgesamt wurden von Januar 2020 bis März 2020 rund 3,3 Millionen Ankünfte und knapp 8,7 Millionen Übernachtungen gemeldet - die Statistiker erheben dabei Beherbergungsbetriebe mit zehn und mehr Schlafplätzen. Nach wie vor kamen mit mehr als 80 Prozent die meisten Gäste aus dem Inland. Die Pandemie habe den ganzen Südwesten ohne Ausnahme zeitgleich erfasst, hieß es.