Die Corona-Lage in China verunsichert viele Regierungen in Europa. Deswegen wird in immer mehr Ländern eine Testpflicht für Einreisende aus China eingeführt. Jetzt hat das Auswärtige Amt in Berlin vor Reisen nach Cina abgeraten. Das Land gilt demnächst als „drohendes Virusvariantengebiet“. Hier gibt es alle Infos:

Reisen nach China: Was rät das Auswärtige Amt?

Das Auswärtige Amt rät angesichts der Corona-Lage in China „aktuell von nicht notwendigen Reisen“ in das Land ab. Darauf wies das Amt am Samstag , 7.1.2023, hin. „Die Infektionszahlen in China befinden sich derzeit auf dem höchsten Stand seit Beginn der Pandemie 2020. Das chinesische Gesundheitssystem ist überlastet, auch die ausreichende Versorgung in medizinischen Notfällen ist davon betroffen“, hieß es zur Erklärung in den Reise- und Sicherheitshinweisen auf der Internetseite des Amtes. Mit Wirkung vom 9. Januar sei China als „drohendes Virusvariantengebiet“ eingestuft.

Wie ist die Corona-Lage in China?

Seit Ende der Massentests im Dezember wird das Ausmaß der aktuellen Corona-Welle in China nicht mehr erfasst. Die Nationale Gesundheitskommission veröffentlicht keine tägliche Statistik zu Infektionen und Toten mehr. Außerdem wurden die Kriterien für einen Corona-Todesfall geändert. Seit Aufhebung der Corona-Maßnahmen ab 7. Dezember wurden in dem Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern nur 15 tödliche Infektionen gemeldet.
Überfüllte Krankenhäuser und überlastete Krematorien zeichnen jedoch ein anderes Bild. Um sich einen Überblick über das Infektionsgeschehen zu verschaffen, stützten sich die Behörden auf Online-Umfragen, Erhebungen von Krankenhäusern und Kommunalverwaltungen sowie Daten aus Notrufen und Verkäufen von Fiebermedikamenten, sagt Yin Wenwu vom chinesischen Zentrum für Seuchenkontrolle.

Könnte die Corona-Welle von China nach Europa überschwappen?

Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC erwartet derzeit nicht, dass der Anstieg der Fallzahlen in China die Corona-Situation in der EU beeinflusst. Die in China zirkulierenden Varianten gebe es auch hier, deshalb stellten sie keine besondere Herausforderung für das Immunsystem der Bürger dar. Außerdem hätten EU-Bürger im Schnitt eine vergleichsweise gute Immunität durch Ansteckungen und Impfungen. Der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb schätzt die Lage ähnlich ein.

In welchen Ländern gibt es eine Testpflicht für Reisende aus China?

Etliche EU-Staaten haben zuletzt auf eigene Faust die Regeln für Einreisen aus China verschärft. So sind etwa in Frankreich künftig PCR-Tests nach der Ankunft vorgeschrieben. Österreich will das Abwasser von Flügen aus China untersuchen. Und Spanien hat die 3G-Regel eingeführt - Reisende aus China müssen also geimpft, getestet oder genesen sein. Auch England führt die Testpflicht ein. Reisende aus China müssen vom 5. Januar an wieder negative Corona-Testergebnisse vorlegen, bevor sie ein Flugzeug nach England besteigen. Das bestätigte ein Regierungssprecher am Dienstag vor Journalisten in London. Auch Österreich, Schweden und Belgien kündigten am Donnerstag, 5.1.2023, eine Testpflicht für Einreisende aus China an.
Die EU-Staaten setzen an diesem Mittwoch, 3.12.2023, ihre Beratungen über eine gemeinsame Reaktion auf die massive Corona-Welle in China fort. Bereits am Dienstag hatten sich Vertreter der nationalen Gesundheitsministerien nach Angaben der EU-Kommission grundsätzlich auf ein „koordiniertes Vorgehen“ verständigt.

Wann kommt die Testpflicht für Reisen nach Deutschland?

Auch Deutschland wird für Einreisende aus China wegen der dortigen Corona-Welle eine Testpflicht einführen. Das teilte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Donnerstag, 5.1.2023, mit. Die deutsche Einreiseverordnung werde kurzfristig verändert, Reisende aus China benötigten künftig bei Reiseantritt nach Deutschland mindestens einen Antigenschnelltest, sagte der SPD-Politiker. Die Testpflicht soll ab Montag, 9. Januar 2023 gelten.
Vorher hatte die deutschen Amtsärzte eine einheitliche Corona-Testpflicht in der Europäischen Union gefordert. Bei einer explosionsartigen Ausbreitung wie derzeit in China müsse man damit rechnen, dass das Virus mutiere, sagte Johannes Nießen, Vorsitzender des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). Deswegen müsse man vorbereitet sein.
„Wir brauchen jetzt ein europaweit einheitliches Schutzkonzept“, so der Mediziner. „Jeder Reisende aus China sollte bei der Einreise in die EU per Schnelltest getestet werden.“ Die Regel müsse für Geschäftsreisende, Touristen und andere Besucher gelten. Bei einem positiven Testergebnis müsse ein PCR-Test folgen und die Probe sequenziert werden. Wer sich infiziert habe, solle in jedem Fall in Isolation gehen müssen, so Nießen.

Was sagt die EU zur Testpflicht für China-Reisende?

Auf eine Testpflicht für Reisende aus China konnten sich die 27 EU-Staaten am Mittwoch, 4.1.2023, nicht einigen. Stattdessen wird nun nachdrücklich empfohlen, vor der Abreise in China einen negativen Corona-Test vorzuschreiben, der nicht älter als 48 Stunden sein soll. Einig sei man sich unter anderem darin, das Tragen einer medizinischen oder einer FFP2-Maske an Bord der Flugzeuge zu empfehlen, teilte die schwedische EU-Ratspräsidentschaft am Mittwochabend mit. Die Entscheidung ist für die einzelnen EU-Staaten nicht bindend, gilt jedoch als wichtige Leitschnur. Mitte des Monats sollen die Maßnahmen überprüft werden.

Wie reagiert China auf mögliche Reisebeschränkungen?

In China hat sich die Regierung in Peking gegen strikte Einreisebestimmungen anderer Länder für Reisende aus der Volksrepublik ausgesprochen. „Die Maßnahmen sollten normale Reisen nicht beeinträchtigen“, sagte Außenamtssprecherin Mao Ning am Dienstag vor der Presse in Peking. Auch wies sie darauf hin, dass chinesische Behörden „zeitgerecht, offen und transparent“ Informationen über die jüngste Ausbreitung des Virus in China mit dem Ausland geteilt hätten.
(mit Material von AFP und dpa)