Angesichts der steigenden Corona-Zahlen werden die Rufe nach flächendeckenden Drittimpfungen immer lauter. Auch viele Virologen plädieren langfristig für eine Auffrischung. Experten betonen, dass die dritte Impfung gegen Corona den Schutz „nach oben katapultiert“.
  • Deutschland befindet sich im zweiten Winter in Folge in einer angespannten Corona-Situation.
  • Um Impfdurchbrüchen vorzubeugen und die Schutzwirkung der Corona-Impfung zu erhöhen, haben sich die Gesundheitsminister der Länder darauf geeinigt, die Booster-Impfung für alle in Deutschland freizugeben.
  • Die zweite Dosis des Corona-Impfstoffs muss lediglich vor mehr als sechs Monate gespritzt worden sein.
  • Ist dieses Kriterium erfüllt, kann man sich in Deutschland die 3. Impfung geben lassen.
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie haben Forschende die Bedeutung von Auffrischungsimpfungen betont. „Die Boosterimpfungen katapultieren den Impfschutz erneut deutlich nach oben“, erklärte Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen. Der Schutz vor einem schweren Verlauf sei nach vorliegenden Daten sogar effektiver als der kurz nach der zweiten Impfung.
Auch der Corona-Forscher Gerd Fätkenheuer ruft trotz einer steigenden Zahl von Impfdurchbrüchen zu einer möglichst umfassenden Impfung gegen das Coronavirus auf. In einer vollständig geimpften Bevölkerung biete die Impfung möglichst der gesamten Bevölkerung „den vielversprechendsten Weg, aus den vielen Zumutungen der Pandemie herauszukommen“.
Doch woher weiß ich, ob ich eine dritte Impfung wirklich brauche?

Brauche ich überhaupt eine Booster-Impfung gegen Covid-19? – Antikörpertest

Ob eine Auffrischungsimpfung aber tatsächlich notwendig ist, selbst wenn die letzte Impfung länger als sechs Monate zurückliegt, fragen sich derzeit viele, die vor der Entscheidung für oder gegen eine Booster-Impfung stehen. Denn viele nehmen an, dass es im Fall einer hohen Zahl an Antikörpern auch noch länger als sechs Monate nach der 2. Impfung keine Booster-Impfung bräuchte. Deswegen könne ein Antikörpertest Klarheit bringen, ob es die dritte Dosis überhaupt bräuchte. Das Bundesgesundheitsministerium (BGM) und Experten sehen das anders. Laut BGM ist kein Antikörpertest vor der Auffrischungsimpfung notwendig. Denn: Bisher gibt es keinen Grenzwert, an dem abgelesen werden könnte, dass diese Antikörperkonzentration ausreichend vor dem Coronavirus schützt. Nach dem BGM ist „die Kenntnis, ob und wie viele Antikörper man gegen Corona hat, für die Entscheidung über eine Auffrischungsimpfung nicht erforderlich.“

Antikörpertest vor der Booster-Impfung: Ist das nötig?

Derzeit werden weltweit Studien durchgeführt, um solche Grenzwerte zu ermitteln. Es gibt folglich noch keine Belege dafür, dass viele Antikörper besonders gut schützen. Erst wenn es Erkenntnisse zu einem möglichen Schwellenwert an Antikörpern gibt, kann ein Antikörpertest vor einer dritten Impfung relevant werden. „Es muss also kein Antikörpertest vor einer Auffrischungsimpfung durchgeführt werden“, informiert das BGM abschließend auf seiner Website Zusammen gegen Corona.
Der Hintergedanke erscheint sinnvoll: Wissen, wie hoch der durch die bisherigen Corona-Schutzimpfungen aufgebaute Immunschutz ist. Und so abschätzen können, ob die Auffrischungsimpfung notwendig oder (noch) verzichtbar ist.
Hier könnten Antikörpertests Klarheit schaffen, sagt Andreas Bobrowski, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte. Er stellt aber auch klar: Es mache keinen Sinn, diese Tests pauschal zu empfehlen. Wer allerdings etwa anfällig für Infekte oder allgemein immungeschwächt ist, dem gibt so ein Test womöglich eine wichtige Info dazu, wie gut die Impfungen angeschlagen haben.
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat indes eine klare Botschaft: Es sei nicht empfohlen, vor der Auffrischungsimpfung einen Antikörpertest zu machen, um zu prüfen, ob weiterhin Schutz vor Covid-19 bestehe. Ein Grund dafür sei, dass man noch gar nicht genau wisse, ab welchem Antikörperwert man von einem ausreichenden Schutz ausgehen kann.
Bei einem Antikörpertest werden Andreas Bobrowski zufolge in der Regel die sogenannten Anti-Spike-Antikörper (IgG) geprüft, die sich in Folge der Impfung bilden. Wichtig ist, dass so ein Test aussagekräftige und vergleichbare Ergebnisse ergibt. Das geschieht mit einem Standard der Weltgesundheitsorganisation WHO, der in BAU/ml angegeben wird (BAU = Binding Antibody Units).
Sichere Grenzwerte, ab welchem BAU/ml-Wert man noch als geschützt gilt, gibt es aber eben keine. Man kenne sie (noch) nicht, schreibt Watzl auf Twitter. Die Frage, ob man vor der Booster-Impfung die Antikörper bestimmen müsse, beantwortet er wie das RKI: „Nein.“

Booster Corona-Imfpung: Trotz Antikörpern die dritte Dosis – ist das gefährlich?

Es gibt keine Hinweise und Studienergebnisse darauf, dass eine Impfung gefährlich ist, wenn eine Person eine hohe Antikörperkonzentration im Blut aufweist, heißt es weiter auf der Website des BGM. Jemand, der wenig Antikörper im Blut hat, kann darüber hinaus trotzdem gegen das Virus geschützt sein – denn das Immunsystem des Menschen wehrt sich nicht allein über Antikörper gegen Viren. Auch die zelluläre Abwehr durch aktivierte T-Zellen spielt bei der Immunantwort gegen Viren eine Rolle.

Booster Impfung gegen Corona: Wirksamkeit der 3. Impfung gegen Covid-19

Der Leiter der Forschungsgruppe für Infektionsimmunologie an der Berliner Charité, Leif Erik Sander, sagte am Mittwoch, 03.11.21, dass der Schutz nach einer dritten Impfung höher liegen könnte als nach der zweiten Corona-Impfung. „Deswegen gehe ich fest davon aus, dass sich für die mRNA-Impfstoffe über kurz oder lang ein Drei-Dosis-Regime etablieren wird und wir im Verlauf auch allen Erwachsenen eine Booster-Impfung anbieten werden“. Studien aus Israel belegten nach der dritten Impfung einen um das 20fache erhöhten Schutz. Außerdem: Wichtig sei die 3. Impfung vor allem für Ältere: 40 Prozent der Menschen über 70 wiesen nach sechs Monaten keine Antikörper gegen die Delta-Variante mehr auf. Das wäre aber laut Sander „vollkommen erwartbar“ gewesen.

Was bringt eine Auffrischungsimpfung?

Sie stärkt das Immunsystem nochmals gegen das Sars-CoV-2-Virus. Daher kommt die Bezeichnung Booster, also Verstärker.
Eigentlich sei schon der Begriff Auffrischung nicht ganz korrekt, schreibt der Immunologe Carsten Watzl auf Twitter. Dadurch scheine es, dass mit der Impfung etwas wieder hergestellt wird, das verloren gegangen sei. Doch mit dem Booster stelle man nicht nur den Zustand nach der zweiten Impfung wieder her: Die Immunität sei nach dem Booster besser als nach der zweiten Impfung.
Das mache auch Sinn, so der Experte. Denn jedes Mal, wenn das Immunsystem mit dem Erreger oder dem Impfstoff in Kontakt komme, werde die Immunität stärker, besser und dauerhafter.

Corona-Antikörper: Schützt das Medikament „Regeneron“ vor einer Covid-19-Infektion?

Ein Antikörper-Cocktail verringert nach Angaben des US-Herstellers Regeneron neuen Studienergebnissen zufolge das Risiko einer Covid-19-Erkrankung deutlich. Zwischen zwei und acht Monaten nach Verabreichung einer Kombination der monoklonalen Antikörper Casirivimab und Imdevimab - Handelsname Regn-CoV2 - sei das Risiko einer Covid-19-Erkrankung um rund 80 Prozent gesunken, teilte Regeneron, Partner der Schweizer Firma Roche, am Montag in New York mit. Die entsprechende Phase-III-Studie ist allerdings noch nicht veröffentlicht oder unabhängig untersucht worden. Das Präparat ist vor allem für nicht infizierte Menschen mit Risikofaktoren gedacht, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können oder deren Immunsystem auf die Impfung nicht ausreichend anspricht. Zudem soll es zur Behandlung von milden bis moderaten Covid-19-Erkrankungen eingesetzt werden. In den USA gibt es für diese Fälle schon eine Notfallzulassung der Arzneimittelbehörde FDA, ebenso in Europa. Auch die WHO empfiehlt den Cocktail zur Vorbeugung gegen schwere Verläufe bei Patienten mit milden Symptomen aber mit Risikofaktoren.