Am 14. Februar 2020 meldete Ägyptens Regierung den ersten Corona-Fall. Damit hatte das Virus den afrikanischen Kontinent erreicht. Nun breitet sich das Coronavirus zunehmend in Afrika aus. Nach Angaben der WHO gibt es auf dem Kontinent aktuell fast 34.000 Fälle.

Warum kann die Corona-Pandemie Afrika schwer treffen?

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen befürchtet katastrophale Auswirkungen der Corona-Pandemie in Afrika. Viele Länder in Afrika haben schwache Gesundheitssysteme und nicht ausreichend Mittel, um etwa genug medizinische Ausrüstung zu beschaffen. Maximilian Gertler, Epidemiologe vom Tropeninstitut der Berliner Charité, hält zudem die soziale Distanzierung beispielsweise in großen Armenvierteln keinesfalls für so umsetzbar wie hierzulande. Der Zugang zu sauberem Wasser sei teilweise nur an Brunnen außerhalb der eigenen Wohnung möglich. Auch das Arbeiten von zuhause sei für einen Großteil der Menschen keine Option. Zudem mangle es oft an Desinfektionsmitteln, Seife und Schutzmaterial. Außerdem gebe es zu wenig medizinisches Personal: „Ganz zu schweigen von Intensivkapazitäten, die sind quasi nicht vorhanden“, sagt Gertler.

Mit diesen Risiken und Folgen muss in Afrika gerechnet werden

Bereits Anfang April warnte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell vor verheerenden Folgen in Afrika durch die Corona-Pandemie. „Die Pandemie könnte dort sehr schnell außer Kontrolle geraten.“ Das Gesundheitssystem in Afrika sei nicht mit dem in Europa vergleichbar. So komme in Afrika beispielsweise nur ein Arzt auf zehntausend Einwohner, während es in Europa 37 Ärzte seien. „Covid-19 hat das Potenzial, nicht nur Tausende Tote zu verursachen, sondern auch eine ökonomische und soziale Verwüstung auszulösen“, sagte WHO-Regionadirektor Matshidiso Moeti mit Hinweis auf eine in vielen Ländern nur schwach ausgeprägte medizinische Infrastruktur.
Daneben drohen auch wirtschaftlich negative Folgen: Nach Angaben der Wirtschaftskommission für Afrika (ECA) könnten die Volkswirtschaften vieler Länder auf dem Kontinent durch die Folgen der Krise stark in Mitleidenschaft gezogen werden.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warnte kürzlich davor, dass Millionen Menschen im südlichen Afrika wegen des Corona-Lockdowns hungern könnten. Sie forderte die Regierungen in der Region deshalb auf, ihren Bürgern Nahrungsmitteln zu Verfügung zu stellen. Viele Menschen könnten es sich nicht leisten, eine Woche oder länger im Lockdown zu verbringen, weil sie keine finanziellen Mittel für das Anlegen von Vorräten haben. Viele stünden vor der Wahl: Entweder die Maßnahmen einhalten und hungern oder für Besorgungen ausgehen und Strafen riskieren.
In Ostafrika könnte sich die Zahl der von Nahrungsmittelknappheit betroffenen Menschen durch die Krise mehr als verdoppeln. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) erklärte, die Versorgung mit Lebensmitteln sei derzeit bereits für rund 20 Millionen Menschen gefährdet. Ihre Zahl könnte innerhalb von drei Monaten auf bis zu 43 Millionen ansteigen. Betroffen sind demnach neun Länder in der Region, darunter Äthiopien, Ruanda und Uganda.

Welche Länder in Afrika sind besonders vom Coronavirus betroffen?

Eine Karte der Johns Hopkins Universität zeigt, dass sich das Coronavirus mittlerweile in fast allen afrikanischen Ländern ausgebreitet hat.
Eine Karte der Johns Hopkins Universität zeigt, welche Länder in Afrika vom Coronavirus betroffen sind. (Stand 28. April)
Eine Karte der Johns Hopkins Universität zeigt, welche Länder in Afrika vom Coronavirus betroffen sind. (Stand 28. April)
© Foto: Screenshot Karte der Johns Hopkins Universität

So ist die Lage in Ägypten

  • Am 14. Februar wurde in Ägypten der erste Corona-Fall bekannt, womit das Virus den afrikanischen Kontinent erreicht hatte. Beim ersten Fall in Ägypten handelte es sich nach Angaben der Regierung um eine 33 Jahre alte ausländische Person. Der Fall sei nach der Ankunft des Patienten in Ägypten durch ein Screeningprogramm entdeckt worden.
  • Nach Angaben der Johns Hopkins Universität haben sich seitdem, Stand 6. Mai, 7.201 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Die Zahl der Todesfälle liegt derzeit bei 452.
  • In Ägypten starb Anfang März der erste Deutsche nachweislich am Coronavirus. Es handelte sich um einen 60 Jahre alten Mann, der nach Ägypten eingereist war. Gleichzeitig war er der erste bekannte Todesfall im Zusammenhang mit Covid-19 in Afrika.
  • Normalerweise lockt Ägypten um diese Jahreszeit bereits zahlreiche Urlauber. Doch in diesem Jahr sind die Strände von Hurghada und Scharm El-Scheich menschenleer. Wegen der Corona-Krise sind Urlauber abgereist, Hotels und Restaurants wurden geschlossen – Einnahmen sind jetzt weggebrochen. Einige Experten vermuten, dass die Branche daher pro Monat Verluste in Höhe von einer Milliarde Dollar machen könnte.

So ist die Lage in Südafrika

  • Vergleichbar hoch wie die Zahl der Corona-Infizierten in Ägypten ist auch jene in Südafrika. Dort sind, Stand 6. Mai, 7.572 Menschen an Covid-19 erkrankt. 148 starben an den Folgen von Corona.
  • Am 23. März wurde eine Reihe von Maßnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus in Südafrika verkündet: unter anderem ein nationaler „Lockdown“. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes gilt die am 27. März verhängte landesweite Ausgangssperre in Südafrika nach ihrer Verlängerung mindestens noch bis zum 30. April.
  • Die Ausgehsperre in Südafrika zählt zu den strengsten der Welt. Polizei und Armee kontrollieren die Beschränkungen. Ein Verlassen der Wohnung ist nur bei medizinischen Notfällen oder dringenden Versorgungsgängen vorgesehen. Das damit einhergehende strikte Verbot des Alkohol- und Tabakverkaufs führte vor allem in der Westkap-Provinz rund um Kapstadt zu Plünderungen von Spirituosenläden. Auch Lebensmittelgeschäfte wurden in Südafrika geplündert.
  • Zur Umsetzung der Beschränkungen im Kampf gegen das Coronavirus mobilisiert Südafrika weitere Streitkräfte: zusätzlich zu den 2.820 eingesetzten Soldaten sollen weitere 73.180 Militärs aufgeboten werden. Präsident Cyril Ramaphosa begründet das mit der Aufrechterhaltung der Ordnung, aber auch der Grenzkontrollen. Die Soldaten sollen demnach bis zum 26. Juni eingesetzt werden können.
  • Aus Kuba kamen 217 Ärzte zur Unterstützung nach Südafrika. Die Kubaner würden in alle Provinzen des Landes geschickt. Präsident Ramaphosa hatte Kubas Präsident um die Unterstützung gebeten.

So ist die Lage in Marokko

  • 5.382 Menschen haben sich laut Johns Hopkins Universität bis zum 6. Mai mit dem Coronavirus infiziert. In dem nordafrikanischen Land gibt es 182 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19.
  • In Marokko besteht eine landesweite Ausgangssperre. Die Menschen können sich eine Bescheinigung zum Verlassen des Quartiers für dringende Ausnahmen wie etwa Arztbesuche und Lebensmitteleinkäufe ausstellen lassen.
  • Für die Dauer des Fastenmonats Ramadan wurde zudem eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.
  • Wie das Auswärtige Amt mitteilt, gibt es seit dem 30. März 2020 ein verschärftes Reiseverbot für den Verkehr zwischen marokkanischen Städten. Die öffentlichen Verkehrsmittel, das heißt Zug- und Busverbindungen sowie Taxiangebotewurden eingestellt. Zudem besteht eine im ganzen Land eine Maskenpflicht, sobald man die eigene Wohnung verlässt – sie gilt auch in Fahrzeugen.

So ist die Lage in Algerien

  • Nach Ägypten hatte mit Algerien am 26. Februar als zweites afrikanisches Land einen Coronavirus-Fall gemeldet. Dabei handelte es sich um einen italienischen Patienten, der eingereist war.
  • In Algerien wurden die Restriktionen während des Fastenmonats gelockert. In mehreren algerischen Regionen wurde die Ausgangssperre um zwei Stunden reduziert.
  • Laut Johns Hopkins Universität sind in Algerien insgesamt 4.838 Personen an Covid-19 erkrankt. Es starben 470 Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus.

So ist die Lage in Somalia

  • Somalia befindet sich seit rund 30 Jahren im Bürgerkrieg. Das Land am Horn von Afrika ist von Konflikten zerrüttet. Jetzt ist dort zudem das Coronavirus ausgebrochen.
  • Aktuell, Stand 28. April, gibt es in Somalia nach Angaben der Johns Hopkins Universität 835 Corona-Infektionen und 38 Todesfälle. Tatsächlich könnten aber viel mehr Menschen infiziert sein. Sollte es zu einer deutlichen Ausbreitung des Virus kommen, könnte dies das schwache Gesundheitssystem des ostafrikanischen Staates schnell überfordern.
  • Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, hat die Regierung dort versucht, schnell Schutzausrüstung zu beschaffen, denn in ganz Somalia gibt es kein einziges Beatmungsgerät.
  • Der ehemalige Regierungschef von Somalia Nur Hassan Hussein hat sich in London mit dem Coronavirus infiziert und ist an den Folgen gestorben.