Als der Säugling Joshua im Juli 2005 nach der Geburt ausgesetzt in dem kenianischen Ort Ukunda aufgefunden wurde, mussten Gudrun und Edmund Dürr nicht lange überlegen. Sie nahmen das Baby in ihrem Kinderdorf Nice-View an der Südküste Kenias auf. „Seitdem hat sich Joshua bei uns toll entwickelt und ist ein super intelligenter, junger Kerl“, berichtet Marcel Dürr, Sohn von Gudrun und Edmund. Die aus Ingstetten stammende Familie hatte Ende 1999 das Kinderdorf in Msambweni gegründet, in dem neben Joshua weitere 70 Waisenkinder aufgenommen wurden.
Trotz der Betreuung kämpft der Jugendliche seit Ende 2017 mit gesundheitlichen Problemen in der linken Hüfte. Familie Dürr brachte ihn zu verschiedenen kenianischen Ärzten, die ihm aber nicht helfen konnten. Es stellte sich heraus, dass Joshua an einer Epiphysenlösung des Femurkopfs leidet, auch jugendliche Hüftkopfablösung genannt.
Der Neu-Ulmer Augenarzt Harald Gäckle, der als Multiplikator den Förderverein unterstützt, besuchte im Herbst das Kinderdorf und brachte Röntgen-Aufnahmen mit nach Deutschland. „Anschließend haben wir beschlossen, dass wir die Operation in einer deutschen Spezialklinik durchführen lassen“, sagt Marcel Dürr und fügt hinzu: „Wenn wir nicht handeln, ist er später an den Rollstuhl gefesselt.“
Die Vorbereitungen für den Flug und den Eingriff laufen auf Hochtouren: Derzeit werden ein Pass und ein Medical-Visa für den 13-Jährigen beantragt, im April soll er in Deutschland eintreffen. Die Operation wird im Universitäts- und Rehabilitationsklinikum Ulm (RKU) stattfinden. „Wir freuen uns sehr darüber, dass das RKU 50 Prozent der OP- und Rehakosten übernimmt“, sagt Dürr.
Für die restlichen anfallenden Kosten von 4 900 Euro und 1 500 Euro für den Flug suchte der Förderverein Projekt Schwarz-Weiß in den vergangenen Wochen dann händeringend nach Sponsoren. Mit Erfolg. „Dank der großartigen Unterstützung von Privatpersonen und Vereinen haben wir nun die benötigte Summe zusammen.“
Begleitet wird Joshua auf der Reise nach Europa von Marcels Schwester Denise, die seit Jahren fest in Kenia lebt. Sie kümmert sich vor Ort insbesondere um das Klinik-Projekt. Mit einem kleinen Krankenhaus haben sich der deutsche Verein und die Dachorganisation Nice View Trust Foundation zum Ziel gesetzt, in einer der ärmsten Regionen Kenias eine stabile Basisversorgung für die Bevölkerung zu garantieren. Mutter Gudrun leitet das Kinderdorf, Bruder Pascal arbeitet in verschiedenen Projekten mit und Vater Edmund bringt den Einheimischen handwerkliche Fertigkeiten bei. „Er baut alles selber, wir brauchen keine externen Firmen“, erzählt Marcel Dürr. Der 37-Jährige hat als einziges Familienmitglied seinen Wohnsitz in Deutschland und übernimmt neben Vollzeitjob und Familie zahlreiche Aufgaben im Verein.
Dürr ist sich sicher, dass die Gründung des Kinderdorfes vor 20 Jahren der richtige Schritt war. „Wir helfen den Leuten nachhaltig vor Ort und geben ihnen eine Perspektive.“ Außer den Unterkünften und dem Krankenhaus errichteten die Initiatoren von Nice-View in den vergangenen Jahren eine Schule mit Kindergarten, in der heute über 200 Kinder aus ärmsten Verhältnissen die Chance auf eine Schulbildung haben. Zudem wurden ein Farm-Projekt zur teilweisen Selbstversorgung und eine Ausbildungs- und Arbeitsstätte für das Schreinerhandwerk sowie eine Schneiderei  ins Leben gerufen. Um die Infrastruktur und die Versorgung im Kinderdorf zu verbessern, sollen eine neue Küche, medizinische Geräte, ein Krankenwagen und Solarbatterien angeschafft werden.

Der Verein Schwarz-Weiß finanziert sich über Spenden

Beginn Während eines Kenia-Urlaubs im Jahr 1996 machte sich Familie Dürr auf, die Umgebung ihres Hotels zu erkunden. Der krasse Gegensatz der faszinierenden Natur zu den Lebensumständen in einer der ärmsten Regionen Kenias, vor allem die vielen Straßenkinder, bewegten die Familie, ihr Leben zu ändern und sich in Kenia zu engagieren. „Meine Eltern haben gesagt, dass wir von unserem Wohlstand etwas zurückgeben müssen“, erinnert sich Sohn Marcel Dürr.
Kinderdorf Gudrun Dürr begann 1997 auf einem privat erworbenen Grundstück mit dem Bau des ersten Kinderdorfes. Die Regierung registrierte die Einrichtung und das Jugendamt schickte bald weitere notleidende Kinder nach Nice View.
Spenden Der Verein Schwarz-Weiß finanziert sich über Spenden.  Informationen zu Patenschaften und über das Projekt sowie Kontaktmöglichkeiten gibt es im Internet unter der Adresse www.kenia-hilfe.com.