Das kann nicht jeder von sich sagen: Zehn erfolgreiche Jahre liegen hinter dem „Genfrei-Bündnis (um) Ulm“. Das wird nächste Woche gefeiert mit einem Vortrag von Dr. Felix zu Löwenstein (siehe Infokasten). Der Agrarwissenschaftler ist bekannt als Kritiker der industriellen Landwirtschaft.
Aber wie hat eigentlich alles angefangen mit dem Bündnis gegen Gentechnik in der Region? Ein Vorbild war etwa die „Bürgerinitiative Wippingen gegen Gentechnik in der Landwirtschaft und in Lebensmitteln“, die bereits 1996 damit begonnen hatte, gegen den versuchsweisen Anbau von Gen-Mais der Firma Agrevo in Wippingen zu kämpfen und nach drei Jahren auch Erfolg hatte. Im Jahr 2000 wurde dann illegal angepflanzter Raps auf der Langenauer Gemarkung entdeckt, und 2007 sammelte die Initiative „Brauer mit Leib und Seele – gegen Gentechnik“ 30 000 Unterschriften in Ehingen und bereitete so den Boden für die Gründung des Bündnisses, erinnert sich Franz Häußler. Er ist einer der drei Bündnissprecher und Bioland-Bauer aus Allmendingen Schwörzkirch.

Gegen gekaufte Wahrheiten

2008 gründeten dann Umweltverbände, Landwirte und Konsumenten unter der Federführung des BUND ein Bündnis, das von vorneherein mit dem Thema grüne Gentechnik auch den Schutz der gesamten Ernährungskette vom Trog bis auf den Teller im Blick hatte. Mit dem Motto „Hände weg von unserer Nahrung“ und dem Kampf gegen gekaufte Wahrheiten sei von Anfang an die kritische Rolle großer Agrochemiekonzerne wie Monsanto und Bayer ins Visier genommen worden, sagt Häußler.
Ein großer Schritt war 2009 die Entscheidung des Ulmer Gemeinderates, Ulm als gentechnikfreie landwirtschaftliche Anbauzone zu erklären. In Neu-Ulm wurde kurz danach ein ähnlicher Beschluss gefasst. 2011 legte das Bündnis 20 000 Unterschriften für eine gentechnikfreie Region Ulm/Neu-Ulm vor, ergänzt Bündnissprecher Georg Glöckle, Bioland-Landwirt aus Langenau-Göttingen. Als Konsequenz folgte 2011 der Kreistag des Alb-Donau-Kreises mit einem ähnlichen Beschluss. Seit 2013 darf auf landeseigenen Flächen in Baden-
Württemberg kein Anbau von gentechnisch-veränderten Pflanzen erfolgen, zu Naturschutzflächen muss ein Abstand von 1000 Metern eingehalten werden.
Die erklärte Gentechnikbefürworterin und damalige Forschungsministerin Schavan schrieb daraufhin im Juni 2013 an das Bündnis: „Die Landesregierungen in Bayern und Baden-Württemberg haben eindeutige Beschlüsse gefasst ... Sie können also zufrieden sein.“
Neben dem Kampf gegen Gentechnik engagiert sich das Bündnis auch gegen das Freihandelsabkommen TTIP und den Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft. Bündnissprecher Theo Düllmann, Lehrer im Ruhestand, beklagt, dass Letzteres bis heute ein großes Ärgernis sei. „Uns beschäftigen die glyphosathaltigen Genfuttermittelimporte aus Nord- und Südamerika und die immer noch fehlende ,Ohne-Gentechnik-Kennzeichnung’ für Schweine- und Rindfleisch.“
Soll heißen: Die Arbeit geht nicht aus.

Das Programm am Dienstag 9. Oktober

Ökomarkt Am Dienstag, 9. Oktober, feiert das Bündnis im Haus der Begegnung Geburtstag. Ab 18 Uhr geht es los mit einem Ökomarkt. Um 19.30 Uhr hält der  Agrarwissenschaftler Felix zu Löwenstein einen Vortrag zur Zukunft der Landwirtschaft und zeigt Lösungen im Sinne eines kreislauforientierten, ökologischen Agrarsystems. Unterstützt werden das Bündnis und die Veranstaltung von zahlreichen weiteren Ulmer Organisationen wie BUND, Nabu, HdB, vh Ulm.