Essensreste und Plastikverpackungen liegen verstreut an einer Hausecke in der Ulmer Weststadt. Wer seine persönliche Müllhalde hier eröffnet hat, weiß man nicht. Sicher ist allerdings: Der Abfall hat an dieser Stelle nichts zu suchen. Ein aufmerksamer Bürger hat die unschöne Szene fotografiert – und das Bild inklusive Ortsangabe und kurzer Beschreibung auf der Seite Mängelmelder Ulm hochgeladen.

357 Meldungen in vier Monaten

Seine Beschwerde ist eine von 357 Meldungen, die im Laufe der vergangenen vier Monate über das so genannte Anliegenmanagement bei der Stadt eingegangen sind. Ob wilder Müll, Schlaglöcher oder eine kaputte Schaukel: Nutzer können die Verwaltung über Schäden informieren und das – dank App und Webportal – im besten Fall direkt vor Ort. Die Meldungen werden geprüft und an den zuständigen Sachbereich weitergeleitet. Dank Geodaten funktioniert die Zuordnung auch, wenn man sich in einem Gebiet befindet, für das eine andere Verwaltung zuständig ist. Regelmäßig wird der Nutzer über den Bearbeitungsstand informiert.
Online ging das Anliegenmanagement, zusammen mit der neuen Webseite der Stadt, im Juli. „Wir wollten unseren digitalen Service erweitern“, sagt Ingo Bergmann, Leiter der Zentralstelle Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Ulm, „das System stellt einen weiteren Kommunikationskanal dar.“ Und dieser biete einige Vorteile – für Bürger und Verwaltung: „Die Aufgaben können gebündelt, Probleme schneller gelöst werden.“ Beschwerden von Bürgern seien schließlich auch zuvor schon eingegangen, dann aber per Mail oder über die sozialen Medien. Das neue System vereinfache die Arbeitsabläufe. Natürlich, so Bergmann, müssten sich die Mitarbeiter auch erst an die Änderung gewöhnen. Das sei auch der Grund gewesen, warum man das Projekt bisher noch nicht so stark in der Öffentlichkeit beworben hätte: „Wir befinden uns noch in der Kennenlernphase.“

Digitale Bürgerbeteiligung

Verkehr, Müll und Abfall, Spielplätze und Freizeitanlagen, Schäden und Störungen, Umwelt und Natur: Zu sechs Themen können die Ulmer aktuell ihr Anliegen einreichen. Zentrales Element ist der Stadtplan, auf dem sämtliche Meldungen öffentlich sichtbar sind. Hier haben die Nutzer auch die Möglichkeit, andere Beschwerden zu kommentieren. Entwickelt wurde das System im Jahr 2011 von der wer-denkt-was GmbH aus Darmstadt. Das Unternehmen ist spezialisiert auf digitale Bürgerbeteiligung und betreibt seinen Mängelmelder bundesweit. In Baden-Württemberg nutzen allein elf Kommunen und Städte die Software. „Für viele Verwaltungen ist die Einführung eines Anliegenmanagements nur der erste Schritt“, erzählt Projektmanagerin Laura Stoppok, „es gibt noch viel mehr Möglichkeiten.“ Auch Bergmann glaubt, dass der Begriff „Mängelmelder“ für Ulm zu kurz gegriffen sei: „Inhaltliche Weiterentwicklungen sind geplant. Es soll nicht nur um Beschwerden gehen, sondern um Ideen und Beteiligung.“ Zudem denke man über Kooperationen mit den Stadtwerken und anderen externen Partnern nach.
Der Abfall an der Hausecke wurde übrigens beseitigt. Vier Tage nach Eingang der Nachricht leuchtete das grüne Symbol eines Mülleimers auf und die Nachricht der Stadtreinigung: „Die Meldung wurde erfolgreich bearbeitet.“

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Grüne Ampel bedeutet: Problem gelöst

Kennzeichnung Mithilfe eines Ampelsystems wird der aktuelle Bearbeitungsstand verdeutlicht: Gelb bedeutet „In Bearbeitung“, grün „Gelöst“. Zusätzliche Symbole (Mülltonne, Besen etc.) zeigen die Art des Anliegens.
Nutzung Die App ist auf allen mobilen Endgeräten nutzbar. Die Webseite findet man unter dem Link: ulm.mängelmelder.de. Von den insgesamt 357 Meldungen gingen 123 über die App und 234 über die Webseite ein.
Information Das Anliegenmanagement wird auch Thema im öffentlichen Teil des heutigen Ulmer Hauptausschusses sein. Ingo Bergmann berichtet über den Projektverlauf und die bisherigen Erfahrungen mit dem System.