Ulm. Noch sind die Nächte kalt, aber viele Vögel fangen morgens schon an zu singen und beginnen, sich nach geeigneten Nistgelegenheiten umzuschauen. Jetzt ist also eine gute Zeit, noch eine Nisthilfe im Garten oder auf dem Balkon aufzuhängen, und in den Geschäften gibt es ein großes Angebot. Der NABU Ulm, dessen Freiwillige rund 200 Nistkästen in Ulm und Umgebung betreuen, gibt Tipps zu Nistkastenkauf und -pflege.
Warum braucht es überhaupt Nistkästen? Sie sind in der altholzarmen Landschaft für höhlenbrütende Vögel ein wichtiger Ersatz für Baumhöhlen. Allerdings brüten Vögel nur da, wo sie auch Nahrung finden: Ein naturnaher Garten (oder Balkon) mit heimischen Sträuchern oder Stauden, eine „wilde Ecke“ im Garten, eine mit Efeu begrünte Fassade, ja selbst unordentliche Grünflächen sind die Grundlagen für eine erfolgreiche Brut.
Nistkasten im Schottergarten passt nicht
Solche Flächen bieten Grünfutter und später Samen und beherbergen Insekten als Nahrungsgrundlage für die Singvögel. Zudem erleichtern sie es den Vögeln auch, Nistmaterial zu finden. „Ein Nistkasten in einem Schottergarten wird keinem Vogel helfen“, betont Sabine Kröber vom NABU Ulm.
Das beste Material für Nistkästen sei raues Naturholz oder Holzbeton. Beides ist atmungsaktiv und sorgt für ein gutes Klima im Nest. Holzbetonkästen sind zwar deutlich schwerer, bieten aber besseren Schutz vor Hitze und Kälte und sind länger haltbar. „Ganz abzulehnen sind Nistkästen aus Plastik, die sich in der Sonne stark aufheizen und zudem den Jungvögeln wegen der glatten Wände keine Chance geben hinaufzuklettern“, betont Sabine Kröber. Wichtig sei außerdem, dass sich die Kästen nach der Brutsaison zur Reinigung (siehe unten) gut öffnen lassen.
Grundfläche darf nicht zu klein sein
Eine Grundfläche von zwölf mal zwölf Zentimetern sollte selbst bei den kleinsten Kästen das Mindestmaß sein. „Alles andere ist zu klein, um zehn oder mehr Jungen, wie Meisen sie beispielsweise haben, ausreichend Platz zu bieten“, weiß die Naturschützerin. Generell gilt: je größer die Grundfläche, desto besser für die Jungvögel. Von Vorteil ist eine große Grundfläche auch bei Regenwetter: Wenn die nassen Vogeleltern anfliegen und füttern, müssen sie sich nicht auf die Jungen setzen, und diese bleiben trocken. Was gerade in so manchem Discounter mit zehn mal zehn Zentimetern Grundfläche angeboten wird, sollte man nicht kaufen.
Wichtig ist auch die passende Einfluglochgröße. Das Loch sollte sich im oberen Teil der Vorderwand befinden. Sein Unterrand sollte mindestens 17 Zentimeter vom Boden des Kastens entfernt sein, um Schutz vor Fressfeinden zu bieten. Die manchmal vor dem Loch angebrachte Sitzstange sei unnötig und für die Bewohner sogar schädlich, weil sie Räubern das Klettern am Kasten erleichtert.
Einflugloch zeigt nach Südosten
Und wie bringt man den Nistkasten an? „Das Einflugloch zeigt idealerweise Richtung Südosten, von der Wetterseite abgewandt, und es sollte ein freier Anflug möglich sein“, sagt Sabine Kröber. Singvögel in Gärten bevorzugen eine Höhe von 1,5 bis 2 Metern. Und so lassen sich genauso für den Menschen die Kästen einfach anbringen und reinigen. Ein halbschattiger oder leicht schattiger Platz wird bevorzugt, denn zu viel Hitze bei Sonnenschein kann für die Jungen tödlich sein. Idealerweise neigt man die Kästen leicht nach vorne, sodass es nicht hineinregnen kann.
Beim Anbringen an einem Baum kann sogar ein Aluminiumnagel direkt in den Baum geschlagen und der Kasten daran befestigt werden – „das schadet dem Baum nicht“, versichert die Expertin. Viele Holzbetonkästen haben einen Metallbügel. Den könne man frei über einen Ast hängen, aber möglichst mit Kontakt zum Baumstamm. Denn Vögel mögen es nicht, wenn der Kasten im Wind schaukelt. Der Abstand zwischen Nistkästen gleicher Art sollte mindestens zehn Meter betragen.
Es drohen Parasiten wie Zecken und Milben
Und nun zur Reinigung: Wer schon Nistkästen im Garten hat, sollte sie spätestens jetzt reinigen. „In den alten Nestern von Vögeln machen es sich Parasiten wie Vogelflöhe, Milben und Zecken gemütlich, die Jungvögeln das Leben schwer machen können, Krankheiten übertragen und große Verluste bei der Jungenaufzucht bewirken“, zählt Sabine Kröber auf. Oft ist ein Nistkasten nach einer Brutsaison auch randvoll mit Nistmaterial. So wird er für Singvögel, die sich gern ein frisches Nest bauen, nutzlos.
Gut zu wissen: Nicht alle Gartenvögel nutzen Nistkästen, sondern nur Arten, die natürlicherweise in Höhlen alter Bäume oder in Spechtlöchern brüten. Die häufigsten Nutznießer künstlicher Nisthöhlen sind Meisen. Im Ulmer Raum kommen Kohl-, Blau-, Tannen-, Weiden- und Haubenmeisen vor. Aber die Nistkästen nehmen auch Feldsperlinge und in waldnahen Gebieten Kleiber und Schnäpper an. Größere Kästen werden häufig von Staren bewohnt.
Es gibt auch Spezialnistkästen
Für jede Vogelart gibt es eine ideale Größe des Einfluglochs. Bei den kleinsten Meisen sind es 28 Millimeter Durchmesser, bei den größeren Kohlmeisen 32 und beim Star 45 Millimeter. Andere Arten wie Hausrotschwanz und Bachstelze bevorzugen eine halboffene Vorderwand, man spricht dann von einer Halbhöhle. Für Arten wie Baumläufer, Mauersegler, Mehlschwalben oder den Waldkauz gibt es Spezialnistkästen.