Eine Mail aus Kreisen der Uniklinik Ulm sorgt für Furore: ein Spendenaufruf, der explizit nach abgelaufenen Materialien verlangt. „Gesammelt werden darf alles, was abgelaufen ist“, heißt es in dem Schreiben, „ausgeschlossen sind Materialien, die noch benutzt werden und nicht abgelaufen sind“.
Im Netz sorgt dieses Schreiben bei vielen für Unmut. Wieso explizit abgelaufene Materialien, fragen sich einige User. Andere finden die Aktion sinnvoll und verweisen darauf, dass nur brauchbares Material verschickt worden wäre. Was genau die Argumente auf Facebook, Twitter, Instagram und Co. sind, lesen Sie hier.
Unverständnis für Sammelaktion: „Das ist unwürdig“
Ein User auf der Facebook-Seite der SÜDWEST PRESSE sieht in dem Aufruf zum Spenden eher eine Möglichkeit, kostengünstig Müll zu entsorgen: „They don’t need your garbage, entsorgt selber euren Müll!“
Auf Twitter macht eine Userin ihrer Wut Luft: „Das, was hier abgeht, ist einfach unwürdig. Behalten Sie einfach Ihre abgelaufenen Materialien. Das, was Sie nicht einsetzen würden, sehen Sie als angemessen für die Türkei und Syrien. Das ist krank und menschenunwürdig! Ekelhaft!“
Eine Userin auf Instagram schreibt unter dem Statement der Uniklinik Ulm: „Der Ton macht die Musik... Die Formulierung war leider sehr abwertend... Schade!“ Ähnlich sieht das auch eine andere Userin auf Instagram: „Die Formulierung hat nicht ohne Grund für Empörung gesorgt! Sie ist für mich abwertend. Die Stellungnahme klingt leider nicht ehrlich und scheint eher aufgrund des öffentlichen Drucks entstanden zu sein. Dass die Spendenaktion abgebrochen wurde, unterstützt meinen Eindruck einer nicht ehrlich gemeinten Entschuldigung.“
„Die Sachen waren ja noch verwendbar“: User verteidigen Uniklinik
Aber nicht alle finden die Aktion unangebracht. Auf der Facebook-Seite von CityStories Ulm schreibt ein User: „Jeder weiß, dass man auch abgelaufene Verbandsmittel noch gut einsetzen kann - sowieso in Notsituationen. Und auch für die Uniklinik fällt das Geld nicht vom Himmel. Mit welcher Rechtfertigung soll die Uniklinik Verbandsmittel spenden können, welche diese selbst noch einsetzen kann?“
Dem schließt sich ein User auf der Facebook-Seite der SÜDWEST PRESSE an: „Die Sachen waren ja noch verwendbar. Und unsere Kliniken leben auch nicht im Wohlstand.“ Auch eine Userin auf Instagram ist dieser Meinung. Unter dem Statement der Uniklinik schreibt sie: „In Deutschland sind die Richtlinien anders. Ich nehme immer von einem Tierarzt hier im Ort abgelaufenes Verbands- und Nahtmaterial mit in die Türkei. Und das Tierheim freut sich riesig! Ich finde die Aktion super!“
Auf der Facebook-Seite der SÜDWEST PRESSE zeigt sich eine Userin betroffen, wegen des großen Hasses. Ihrer Meinung nach würden auch abgelaufene Materialien wie Verbandszeug vor Ort sehr benötigt. „Ich denke, dass sich die betroffenen Menschen sicherlich über Artikel dieser Art freuen würden. Das meiste Gespendete ist nützlich – vor allem, wenn es keine Infrastruktur mehr gibt und alles fehlt! Unzählige Menschen sind gestorben und sterben leider überall auf der Welt weiter und hier wird gegenseitig geschimpft und gehasst, was den Betroffenen in keinster Weise hilft...“
Das sagt die Uniklinik Ulm
In einem offiziellen Statement erklärt die Uniklinik Ulm das Vorgehen. Ursprünglich sei geplant gewesen „voll funktionsfähige, hochwertige, intakt und original verpackte Verbrauchsmaterialien (wie Verbandsmaterial, Magensonden oder Blasenkatheter“ zu sammeln und zu spenden. Trotz abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum könne man diese Materialien weiterhin bedenkenlos verwenden. Außerdem seien explizit keine abgelaufenen Medikamente oder Lebensmittel teil der Spendenaktion gewesen, teilt das Uniklinikum mit. Die Spendenaktion sei aufgrund der Vorkommnisse nun aber abgebrochen worden.