Ein Testfahrzeug der Firma Uber erfasst und tötet in den USA nachts eine Fußgängerin – weder das automatisch fahrende Fahrzeug noch die Sicherheitsfahrerin haben reagiert. Auch wenn in diesem Testfahrzeug eine Sicherheitsfahrerin saß, hat mit diesem traurigen Vorfall in Arizona zum ersten Mal ein automatisch fahrendes Auto einen Menschen getötet. Naturgemäß kommen damit viele Fragen nach dem Sinn und der Verantwortbarkeit der Fahrzeugautomatisierung auf. Auch die Professoren deutscher Universitäten, die seit Jahren zum autonomen Fahren forschen und sich im Uni-DAS (driver assistance systems) zusammengeschlossen haben, haben den Unfall analysiert. Mit dabei ist Prof. Klaus Dietmayer vom Institut für Mess-, Regel- und Mikrotechnik der Uni Ulm. Autonom fahrende Autos werden auch in Ulm getestet, unter anderem in Lehr an der Kreuzung Mähringer-/Loherstraße, wo das Team um Dietmayer hochmoderne Technik installiert hat.
Schwer nachvollziehbar
Das einige Tage nach dem Unfall veröffentlichte Video mache deutlich, dass das Fahrzeug weder gebremst noch den Ansatz eines Ausweichmanövers versucht hat. Auch die Sicherheitsfahrerin habe keine Reaktion gezeigt. Der Betrieb des automatisierten Fahrzeugs von Uber ist im vorliegenden Fall als Automatisierung nach Stufe 2 einzuschätzen. Dies bedeutet, dass die in diesem Fahrzeug sitzende Sicherheitsfahrerin ständig alle Funktionen hätte überwachen und im Zweifelsfall auch eingreifen müssen. Warum sie dies nicht getan hat und ständig den Blick von der Straße abgewandt hat, ist aufgrund des Videos allein nicht zu beurteilen.
Auch gemessen am Stand der Technik können Experten den Unfallhergang nur schwer nachvollziehen. Das Fahrzeug von Uber war sowohl mit Lidar-, Radar- als auch Kamerasensoren ausgestattet. Auch wenn sie in der Dunkelheit eine eingeschränkte Wahrnehmungsleistung haben, so ist die Fußgängerin im Kamerabild bereits über eine Sekunde vor der Kollision deutlich sichtbar. Lidar- und Radarsensoren sind sogar aktive Sensoren. Sie senden aktiv Laserpulse im Infrarotbereich beziehungsweise Radarstrahlung aus und messen die Entfernung zu Objekten, deren Relativgeschwindigkeit und deren Größe. Diese Sensorprinzipien funktionieren also gerade auch bei Dunkelheit uneingeschränkt. Der Unfall wird als Rückschlag für automatisiertes Fahren wahrgenommen.