Eine Million Euro lässt es sich die Stadt Ulm kosten, den Handel während der neunmonatigen Teil-Sperrung der Friedrich-Ebert-Straße stadtauswärts ab April zu unterstützen. Auf diesen Betrag summieren sich die Ausgaben für den kostenlos nutzbaren ÖPNV an Samstagen während der Bauzeit sowie die Marketing-Kampagne, die für die Innenstadt werben soll. Der Gemeinderat hat am Mittwochabend das Gesamtpaket einstimmig beschlossen. Einige Entscheidungen, wie die über ein Kurzstreckenticket, wurden vertagt.
Kostenloser Nahverkehr
Wenn Fahrgäste Busse und Straßenbahnen neun Monate lang samstags kostenlos nutzen können, entstehen Einnahmeausfälle von rund 753.000 Euro, hat der Donau-Iller-Nahverkehrsverbund (DING) ausgerechnet. Mögliche Zusatzbusse, die wegen Großveranstaltungen eingesetzt werden müssen, sind in dem Betrag noch nicht berücksichtigt. Da der kostenlose Nahverkehr im ganzen Stadtgebiet Ulm/Neu-Ulm gilt, will Ulm verhandeln, ob sich die bayerische Nachbarstadt an den Kosten beteiligt.
Kombiticket
Die Stadt Ulm will Großveranstaltungen an den Samstagen während der Teil-Sperrung nur genehmigen, wenn der Ausrichter ein Kombiticket anbietet: Die Eintrittskarte gilt gleichzeitig als Fahrschein.
Park & Ride
Der neue Parkplatz der SWU an den Straßenbahn-Endhaltestelle Science Park II soll als P&R-Parkplatz ausgewiesen werden. Die bestehenden P&R-Parkplätze sollen besser beschildert werden. Die Kosten liegen bei rund 50.000 Euro.
Marketing
Eine Arbeitsgruppe aus Stadt, SWU, Ulmer City Marketing und anderen Partnern macht sich Gedanken über eine Marketing-Kampagne zur Attraktivität der Ulmer Innenstadt. Dabei soll es nicht nur um (Nah-)Verkehr und Erreichbarkeit gehen, sondern auch um Einkaufsmöglichkeiten, Veranstaltungen, kulturelle Highlights. Das „Image-Paket“, wie es Baubürgermeister Tim von Winning nannte, wird knapp 200.000 Euro kosten.
Kurzstreckenticket
Grüne, SPD und CDU haben in einem gemeinsamen Antrag die Einführung eines solchen Tickets gefordert. Andere Städte hätten längst eines, selbst welche mit einem ähnlichen Tarifverbund wie Ulm. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Zuerst muss die Stadt Ulm mit DING die Rahmenbedingungen klären. Das Ergebnis wird dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt. Und zwar schnell, darauf legten Grüne und SPD Wert. Wenn das Kurzstreckenticket zum nächsten Tarifwechsel am 1. Januar 2020 eingeführt werden soll, müsse der Gemeinderat rechtzeitig vorher eine Entscheidungsgrundlage haben.
Die Stadtspitze kann dem Kurzstreckenticket nichts abgewinnen, daran ließ OB Gunter Czisch keinen Zweifel. Denn die Kosten seien hoch, der Nutzen gering, da kaum zusätzliche Fahrgäste zu erwarten seien. Abgesehen davon habe er „wenig Lust, ÖPNV-Angebote über unsere Stadtgrenzen hinaus zu bezahlen“. Denn ein Kurzstreckenticket mit drei Stationen würde im gesamten DING-Gebiet gelten, innerhalb Ehingens beispielsweise. Auch die FDP ist skeptisch. „Nicht Autofahrer nutzen das Kurzstreckenticket, sondern Fußgänger“, sagte Erik Wischmann. „Sie fallen dann als Kunden für den Handel weg.“
Fußgängerzone
Auch die von IHK und Teilen des Handels geforderte schnelle Neugestaltung der Fußgängerzone Bahnhofstraße/Hirschstraße beschäftigte die Stadträte. Wie ein Zeitplan aussehen könnte, soll nun der Bauausschuss in einer seiner nächsten Sitzungen beraten.
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Entschädigung für Zeitkartenkunden?
Tarifsystem Wer eine Jahres- oder Monatskarte im Voraus bezahlt, hat rechnerisch einen Nachteil, wenn der Nahverkehr an Samstagen kostenfrei ist. Sollen die Zeitkartenkunden also entschädigt werden? Die Stadt meint: Nein. Das im Vergleich zum Einzelfahrpreis günstigeres Ticket sei Vorteil genug. Als kleines Zeichen schlägt die Stadt jedoch eine Verlosung vor: Wöchentlich würde unter allen namentlich registrierten Abo-Kunden ein Jahresticket verlost. Den Stadträten ist das zu wenig. Sie forderten die Verwaltung auf, zeitnah andere Modelle und Kosten einer Entschädigung auf den Tisch zu legen.