Ein Freitagnachmittag in Biberach, Hochsommer. Außentemperatur: 28 Grad, gefühlt in der Sonne mindestens dreißig. Vor dem Kreis-Berufsschulzentrum in Biberach findet heute die Abschlussfeier der Abiturienten statt. Inmitten der brütenden Hitze steht ein Streetfood-Anhänger mit integriertem Holzbackofen auf dem Rasen vor der Berufsschulaula. Während drinnen die Zeugnisse verteilt werden und sich die ersten Eltern über den Sekt im Foyer hermachen, geht es im Dennede-Anhänger zur Sache. Die Verkaufsklappe ist in Fahrtrichtung links heruntergeklappt. Henri (25) steht hinter dem Tresen und geht die Bestellungen durch. „76 Dennede mit Zwiebeln und Speck, 48 mit Lauch und Käse“, ordert Henri in den hinteren Teil des Anhängers. Im Hintergrund hämmert ein Techno-Set. Die beiden Bäcker Florian (16) und Jakob (24) fliegen mit gekonnten Knetbewegungen über den Teig. Die Hitze flirrt. „Das fühlt sich hier an wie 60 Grad“, stellt Jakob fest. Mechanisch und hochkonzentriert beginnt er, die einzelnen Teigfladen auf dem Blech anzuordnen. Aus dem hinteren Teil des Anhängers holt Florian die Zutaten hervor. „Gute Vorbereitung ist alles“, sind sich die Dennede-Schwaben einig.

Eine glühend heiße Idee

2016. Die drei Freunde Benni, Marco und Henri beschließen, einen Streetfood-Anhänger speziell für Dennede aufzubauen. Das Know-how für die Selbstständigkeit eignen sie sich selbst an. Das Angebot im Umkreis von Biberach ist nicht groß, einzig ein Ehepaar hat sich auf Dennede spezialisiert. Die Nachfrage hingegen, so schätzen die drei, wäre enorm hoch. In den Ferien helfen Benni, Marco und Henri einige Male beim Dennede-Wagen auf dem Schützenfest aus. Die Idee, einen Foodtruck-Anhänger für die Schwabenpizza selbst aufzubauen, ist geboren. Den Etagenofen zum Hänger liefert ein Ofenbauer. Mit einer Investition von rund 10.000 Euro bauen die drei den Streetfood-Anhänger gemeinsam auf.

Alle Abiturienten sind schon da ...

Der Anhänger-Koloss, sechs Meter lang, vier Meter breit und mit einer Höhe von knapp dreieinhalb Metern, zieht inzwischen die ersten frisch gebackenen Abi-turienten an. Sie haben sich von Eltern und Lehrern losgesagt und stehen artig in einer Reihe an. Es duftet nach frischgebackenem Teig und Lagerfeuer. Henri schichtet einige Buchenholzscheite in den Etagenofen, der um die 400 Kilogramm wiegt. „Unten in der Brennkammer mache ich mit vier bis fünf Holzscheiten Feuer. Bis die heiße Luft um die Brennkammern herumzirkuliert und der Ofen richtig schön heiß ist, kann das eine Stunde dauern. Über das Rohr zieht die heiße Luft dann nach oben ab. Ich gebe die vorbereiteten Teiglinge in die obere Etage. Oben ist es weniger heiß als unten. Zehn Minuten, dann ist ein Blech fertig.“ Henri lächelt und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Im vorderen Bereich, direkt am Ofen, ist es am heißesten – mit Temperaturen bis zu fünfundvierzig Grad.“ Während im Hintergrund die beiden Dennedebäcker jetzt noch Pizzateiglinge vorbereiten, macht sich Henri schnell auf, um Wechselgeld zu besorgen. Dann geht es endlich los. Innerhalb einer Stunde packen die drei Schwaben richtig an. Henri nimmt die Bestellungen entgegen, gibt sie weiter, koordiniert den Ofen und verteilt 150 Dennede. Das Resultat aus zwanzig Kilogramm Teig.

Dennede für Oberschwaben

In ganz Oberschwaben ist der Dennede-Anhänger unterwegs und reist von Geburtstagen und Hochzeiten zu Firmenfeiern und Geschäftseröffnungen „Es ist auch ein bisschen Show“, sagt Henri. „So bei vierzig Grad hinter der Theke zu stehen, 250 Gäste vor dir und zu zeigen, wie Dennede gebacken werden. Zwischen dem Servieren und dem Blechewenden bin ich richtig im Flow. Jeder Handgriff sitzt und die Zeit fliegt.“ Werbung sei inzwischen gar nicht mehr notwendig, verrät Henri ein bisschen stolz. Sein Vater hat ihm eine Homepage gebastelt „mit einem easy Kontaktformular“. Wer seinen Gästen ein wenig mehr als Krümeleistee und Salzstangen bieten will, ist bei Holzofen-Dennede goldrichtig. „Die Bewirtung startet ab 120 Portionen.“ In Freiburg, wo Henri Kommunikationspsychologie studiert, ist ein weiterer Anhänger in Planung. Für die Saison 2023, „von Ostern bis Weihnachten“, mit Streetfood im Veggie-Style. „Ich suche noch nach der Idee, die Vegetarier überzeugt.“

Jetzt ein kühles Radler

18 Uhr. Die letzten Gäste sind versorgt. Kein Grund, sich zurückzulehnen. Die drei vom Dennede-Truck verstauen alles routiniert im Inneren des Anhängers. Klappe zu. Jetzt wird der Anhänger an Henris feuerwehrroten Renault Trafic gekoppelt. Die Reise geht weiter. Ein dreißigster Geburtstag in Laupheim mit 70 Gästen. Die Dennede-Jungs hoffen, dass es noch etwas abkühlt. Doch wahrscheinlich nur Wunschdenken. Ein kühles Radler schafft sicher Abhilfe.
[frizz]

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