Er fräst millimetergenau, analysiert die individuelle Anatomie des Knies und unterstützt den OP-Arzt bei der optimalen Implantation eines künstlichen Kniegelenkes: Seit wenigen Tagen ist in der Orthopädischen Universitätsklinik am RKU ein OP-Roboter im Einsatz.
Das letzte Wort hat der Arzt
Ein Bildschirm, eine Hochgeschwindigkeitsfräse, eine Infrarotkamera – das sind die Hauptbestandteile des neuen OP-Robotersystems „Navio“. Ähnlich wie bei einem Navigationsgerät sagt der Roboter dem Arzt, wo es langgeht: Er nimmt das Bewegungsmuster und die Gelenkoberfläche des Knies dreidimensional auf und entwirft eine optimal an den Patienten angepasste Passform der Prothesenteile. „Die Feinjustierung übernimmt allerdings noch immer der Operateur“, sagt Prof. Heiko Reichel, Chefarzt an der Orthopädischen Universitätsklinik am RKU.
Geringere Strahlenbelastung
Zunächst legen die Operateure das Knie wie bei einer herkömmlichen Knie-Operation frei. Anschließend werden sternförmige Markierungen am Knochen angebracht, die wie kleine Fangarme mit Sensoren ausgestattet sind. Eine Infrarotkamera misst die Bewegungen, die Bandspannung und die Knochenoberfläche am Knie genau aus und sendet die Informationen an den Roboter, wodurch – anders als bei ähnlichen Systemen – kein präoperatives CT zur optimalen Prothesenplatzierung notwendig ist. „Der Patient ist so einer deutlich geringeren Strahlenbelastung ausgesetzt“, sagt Reichel. Mittels der aufgenommenen Informationen schlage der Roboter dem Operateur eine präzise Prothesenplanung vor, die sich an der individuellen Anatomie des Patienten orientiere. Diese Planung könne der Arzt direkt annehmen oder weiter optimieren. „Das letzte Wort hat immer noch der Mensch, nicht die Maschine“, so Reichel.
Mit höchster Präzision
Danach kommt das Herzstück des Systems zum Einsatz, eine robotisch gesteuerte Handfräse, die vom Operateur geführt wird. Sie fräst nur dort, wo auch die von Arthrose befallenen Gelenkoberflächen entfernt werden sollen. Und zwar mit einer zehntelmillimetergenauen Präzision, die den optimalen Implantatsitz sicherstellen sollt.
Die Roboter-Operationen werden an der Klinik von wissenschaftlichen Studien begleitet. Durch die höhere Präzision wird eine bessere Gelenkfunktion und eine höhere Zufriedenheit der Patienten mit dem neuen Knie erwartet.