Weniger Gewalt und eine höhere Bereitschaft, Straftaten anzuzeigen: Christian Nill, Leiter des Polizeipräsidiums in Ulm, zeigte sich bei der Präsentation der aktuellen Kriminalstatistik weitestgehend zufrieden. 2018 gab es im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums 36 515 registrierte Straftaten, 71 weniger als im Vorjahr. Das Polizeipräsidium ist für Ulm und die Landkreise Alb-Donau, Biberach, Heidenheim und Göppingen zuständig.
Zahl der Gewaltdelikte gesunken
Erstmals seit 2015 ist die Zahl der Gewaltdelikte wieder gesunken: 2017 waren es 1320, 2018 noch 1248. „Die objektive Sicherheitslage ist aber nicht mit dem subjektiven Empfinden im Einklang“, sagte Nill. „Daran müssen wir arbeiten.“
Auf der Straße beobachtet die Polizei unterdessen eine zunehmende Bereitschaft, Konflikte mit Gewalt zu lösen. Auch Polizisten würden häufiger als früher angegriffen, Rettungskräfte in ihrer Arbeit gestört. Die Beamten aus Ulm sollen im Mai deshalb Bodycams, also Körperkameras, erhalten. Nill erhofft sich davon eine „deeskalierende Wirkung“.
Mehr Sexualstraftaten und häusliche Gewalt
Zugenommen haben laut Statistik die Sexualstraftaten, um 18 Prozent auf 531 Delikte. Außerdem gab es mehr Fälle häuslicher Gewalt, meist ging es dabei um Körperverletzung und Bedrohung. Aber: „Die Scheu der Opfer, sich der Polizei in dieser schwierigen Situation zu offenbaren, sinkt“, sagte Kriminaldirektor Bernd Ziehfreund. Die Zahl der Fälle steigt also auch, weil mehr angezeigt wird. Ziehfreund führt das unter anderem auf die MeToo-Debatte zurück.
Auch für den Anstieg der Drogendelikte hat die Polizei eine Erklärung: Es wird mehr kontrolliert und ermittelt. In einigen Fällen würden Flüchtlingsheime als Umschlagplatz genutzt.
Weniger Wohnungseinbrüche
Besonders erfreut zeigte sich Polizeipräsident Nill über die deutlich gesunkene Zahl der Wohnungseinbrüche. In fast der Hälfte der Fälle blieb es beim Versuch. Der Grund: Die Bürger sichern ihre Wohnungen immer besser. Ein großer Türriegel aus dem Baumarkt sei oft sinnvoller als Überwachungskameras, sagte Nill. Die meisten Einbrüche gebe es zwischen Oktober und März, weil es dann länger dunkel sei. Die Tätergruppen: häufig Banden aus dem Ausland.
Zu wenig neue Polizisten
Auch Telefonbetrug durch falsche Polizisten ist für die Polizei in Ulm ein großes Thema. Doch die Erfolgsrate der Betrüger ist gering, viele Bürger sind inzwischen vorgewarnt. In den 19 Fällen, in denen die Täter Erfolg hatten, erbeuteten sie allerdings knapp 400 000 Euro.
Die Aufklärungsquote des Präsidiums lag 2018 bei 62,5 Prozent. In Ulm war die Quote etwas höher, im Alb-Donau-Kreis etwas niedriger – dort hat auch die Zahl der Straftaten leicht zugenommen. Detaillierte Statistiken für die einzelnen Kreise will das Polizeipräsidium demnächst vorstellen.
Der Polizeipräsident sprach auch den Personalmangel bei der Polizei an. Im Frühjahr bekommt das Präsidium zwar neue Polizisten, laut Nill reichen die aber nur, um bereits entstandene Lücken zu schließen.