An diesem Punkt scheiden sich die Geister: ein Gymnastikraum oder eine Sporthalle. Der Unterschied beläuft sich auf die Fläche von 400 Quadratmeter und bei den Kosten auf 1,6 Millionen Euro. Womit soll die Grundschule Eichenplatz ausgestattet werden, die zweizügig ist, an der 150 Kinder lernen und die eine Betreuung bis 17 Uhr anbietet? Darüber haben die Mitglieder im Bildungsausschuss in der Sitzung am Mittwoch teils heftig diskutiert.
60 Kinder auf 70 Quadratmetern
Einig sind sich alle darin, dass das Schulgebäude stark sanierungsbedürftig ist, wie Gerhard Semler, Leiter der Abteilung Bildung und Sport, schilderte. So tummeln sich in den Räumen für die Betreuung, der ehemaligen Hausmeisterwohnung, auf 70 Quadratmetern bis zu 60 Kinder.
Die Stadtverwaltung favorisiert einen Neubau, der auf dem jetzigen Schulhof entstehen soll. Sobald das Gebäude fertig ist und Schüler und Lehrer eingezogen sind, könne der Altbau abgerissen werden. „Das spart das Unterrichten in Containern“, sagte Jutta Krasenbrink vom Zentralen Gebäudemanagement.
Die Schule soll auf einer Fläche von rund 1200 Quadratmetern entstehen, einschließlich einer Kita, die dort auch unterkommen soll. Kosten: 12,6 Millionen Euro, von denen das Land 500 Quadratmeter finanziell fördert.
Die fehlende Sporthalle hatten Stadträte bereits in der Schulbeiratssitzung kritisiert (wir berichteten), weswegen die Grünen einen Antrag vorbereitet hatten. Der sieht vor, dass statt des Gymnastikraums mit 250 Quadratmetern eine Halle mit 650 Quadratmetern gebaut wird, wie Grünen-Stadträtin Sigrid Räkel-Rehner ausführte. Sie mahnte an, dass „Sport ein Fach ist wie Rechnen und Lesen. Wir planen etwas Neues, da gehört eine Turnhalle dazu und nicht, dass die Kinder zum Turnen zum VfL gekarrt werden“ (Böfinger Sportverein, der zwei Kilometer von der Schule entfernt liegt, Anm. d. Red.).
„Das klappt wunderbar“
Für FWG-Stadtrat Reinhold Eichhorn war der Antrag „aus der Hüfte geschossen“, zumal Sportvereine „alle Gymnastikräume haben wollen“. Er verwies aufs Bildungshaus Ulmer Spatz. Die Schüler fahren zum Sport zur TSG Söflingen – „das klappt wunderbar“. Außerdem bekäme man für die 1,6 Millionen Euro, die eine Halle kosten würde, „eine halbe Kita“. Ob man wegen der Halle die „Planung, die schon lange läuft, nochmal erschweren“ will, fragte Gisela Kochs (FWG).
Zum Neubau einer Grundschule in Baden-Württemberg gehört nicht zwingend eine Turnhalle, im Gegensatz zu Bayern, erklärte Semler. „Eine Sporthalle wird vom Land nicht so gefördert wie Schulraum.“ Letztlich stimmten die Ausschussmitglieder gegen den Antrag der Grünen. Einstimmig wurde hingegen der Antrag der CDU angenommen, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die Richtlinien für den Bau von Schulen und Kitas festlegt.
Der Ausschuss beschloss den Neubau der Grundschule Eichenplatz mit Gymnastikhalle. Ein Architektenwettbewerb wird nächstes Jahr ausgeschrieben.
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Mit dem Bus zum Sportunterricht
Turnhallen In Ulm sei man zwar stadtweit gut mit Turnhallen versorgt, habe aber an einzelnen Schulen keine Hallen, sagt Gerhardt Semler, Leiter der Abteilung Bildung und Sport. Die Lösung: Schüler werden zu den Hallen gefahren. Für die Fahrdienste zahlt die Stadt jährlich an Busunternehmer rund 100 000 Euro.
Bildungshaus Ulmer Spatz Die Schüler der Ganztagsgrundschule am Unteren Kuhberg werden für den Sportunterricht zur TSG Söflingen gefahren, die fünf Kilometer entfernt liegt. „Im Alltag ist das schwierig“, sagt Schulleiterin Helga Schiele-Mannsfeld. Die Hälfte der Unterrichtszeit seien die Kinder im Bus, in den vergangenen Jahren aufgrund der Baustellen noch länger. Gerade für Erstklässler sei der Weg „nur Stress“. Die Lehrerinnen haben keine Gelegenheit in der Halle etwas für den Unterricht vorzubereiten. „Wir können den Bildungsplan so nicht einhalten. Der Sportunterricht ist für die Kinder mit wenig Positivem verbunden.“