FRIZZ: Du hast vor wenigen Wochen deine Debüt-Single „Ich hoffe es geht dir gut“ veröffentlicht. Wie kam es dazu bzw. woher kam der Wunsch, damit nach draußen zu gehen?
Rina: Das war eigentlich recht unspektakulär. An Silvester saß ich mit meinem Freund zusammen, wir haben uns unterhalten und irgendwann meinte er: „Rina, warum singst du eigentlich nicht?“ Ich hatte da keine wirkliche Antwort drauf und meinte dann aber nach kurzem Überlegen: „Weißt du was? Ich geh ins Tonstudio.“ Er fand das gut und ja, das war‘s eigentlich. (lacht)
Das hört sich nach einem sehr unaufgeregten Karrierestart an.
Kann man so sagen. Es hat aber auch was, einfach so eine Entscheidung zu treffen …
… und dann durchzuziehen?
Genau. Die Entscheidung war getroffen, woraufhin ich auf ein Instrumental gestoßen bin. Da wusste ich sofort: Das ist mein Lied. Dann habe ich einfach losgelegt und das aufgeschrieben, was mir als erstes in den Sinn kam. Als der Song fertig war, dachte ich mir: „Ja, das ist es.“
Um was geht es in „Ich hoffe es geht dir gut“?
Im ersten Moment könnte man glauben, dass das ein Song über eine toxische Beziehung ist. Das ist es aber nur am Rande, da es mir um viel mehr geht. Es ist auch eine Art Gruß an die Vergangenheit und alle Menschen, die einen vielleicht nicht immer so gut behandelt haben. Die sollen wissen, dass ich Vergangenes vergangen lasse und in die Zukunft schaue. Trotzdem hoffe ich, dass es ihnen gut geht.
Interessanter Ansatz. Es gibt viele Songs, in denen es um eine Art Schlussstrich geht bzw. die sich mit negativen Aspekten der Vergangenheit auseinandersetzen. Solche, in denen das Ganze aber trotzdem auf einer eher versöhnlichen Note endet, sind selten
.Das glaube ich auch. Mir war das aber sehr wichtig. Im Refrain kommt die Zeile „glaub nicht, dass ich rachsüchtig bin“ vor. Das war eine Sache, die ich unterstreichen wollte. Es gibt Menschen, die vielleicht ein gewisses Maß an Rache verdient hätten. Ich sag nur ein Stichwort: Karma. Aber Rache ist niemals sinnvoll. Du fühlst dich danach vielleicht für eine kurze Zeit besser, aber das kann nie die Lösung sein.
Hast du eine Gesangsausbildung oder hast du dir alles selbst beigebracht?
Ich komme aus einer künstlerischen Familie. Meine Mutter ist ausgebildete Musikerin. Selbst habe ich keine Gesangsausbildung, würde aber auch nicht sagen, dass ich es mir selbst beigebracht habe. Ich habe einfach losgelegt. Als ich sechs Jahre alt war, erzählte meine Mutter oft herum, dass ich so schön singen kann. Ich habe nicht so ganz verstanden, warum sie das sagt. Für mich war das einfach normal zu singen, aber ob das gut oder schlecht war, keine Ahnung. Erst im Laufe der Jahre habe ich dann gemerkt, das kann man schon anhören, ohne dass es jemandem in den Ohren wehtut. (lacht)
Du meintest, beim Instrumental wusstest du: „Das ist es.“ Wie bist du darauf gestoßen?
Über eine Online-Plattform, wo du Beats und Instrumentals kaufen kannst. Das ist ziemlich einfach und die Auswahl ist riesig. Viele Musiker schauen sich da um und kaufen sich Beats, vor allem, wenn sie selbst nicht produzieren.
Was kostet ein Instrumental?
Das ist unterschiedlich und kommt auf die Lizenz an. Wenn du einfach nur ein Lied aufnehmen willst, um es Freunden zu zeigen, kostet das nicht viel. Vielleicht so um die 30 Euro. Für meinen Song habe ich aber eine Premium-Lizenz. Das heißt, ich darf ein Musikvideo machen und veröffentlichen, das Lied darf auf Spotify laufen und ich kann es verkaufen. Die Einnahmen davon muss ich dann allerdings mit dem Produzenten des Instrumentals teilen.
Wenn der Song geschrieben und das Instrumental ausgesucht ist, wie geht’s dann weiter? Wo nimmst du deine Lieder auf?
Im Tonstudio, aber auch zuhause. Tatsächlich habe ich, was das Tonstudio angeht, einfach mal gegoogelt und bin dann auf Schwarzmusic in Neu-Ulm gestoßen. Da hat mich die Website direkt angesprochen und der Wolfgang Schwarz arbeitet schon seit Jahren mit Musikern zusammen. Das hat einfach gepasst und da habe ich den Song dann aufgenommen. Wie gesagt kommt es aber auch vor, dass ich Lieder zuhause aufnehme. Die Tonspur schicke ich dann aber trotzdem zum Profi. Da wird das Ganze nochmal bearbeitet, sodass sich am Ende alles perfekt anhört.
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Ist die Musik für dich auch ein Stück weit Kommunikation?
Auf jeden Fall. Sowohl nach innen als auch nach außen. Vielleicht nach innen sogar noch ein Stück mehr. Durch das Schreiben und das Singen reflektierst du nochmal ganz anders, als wenn du dir einfach nur Gedanken über etwas machst. Durch die Musik ist es möglich, Dinge auszudrücken, die du normalerweise nicht oder nur sehr schwer ausdrücken kannst. Wenn ich dir jetzt einfach sage: „Ich hoffe es geht dir gut. Denk nicht das ich rachsüchtig bin“ hat das nicht die Wirkung, wie wenn ich da meine ganzen Emotionen reinlege und die beiden Sätze mit einer dementsprechenden Melodie unterlegt sind. Das kommt dann natürlich trotzdem bei jedem Menschen anders an. Aber für mich ist das definitiv Kommunikation. In alle Richtungen könnte man vielleicht sagen.
Das ist ja fast schon ein kommunikationspsychologischer Ansatz.
Lustig, dass du das sagst. Den Part habe ich gerade im Studium abgeschlossen. Dabei gibt es das „Vier-Seiten-“ bzw. „Vier-Ohren-Modell“ von Friedemann Schulz von Thun. Da geht es darum, wie Menschen sich durch die Kommunikation in Beziehung setzen. Da gibt es den Sachaspekt: Worüber wird gesprochen? Die Selbstaussage: Was über die sprechende Person offenbart wird. Den Beziehungsaspekt: Wie stehen Sender und Empfänger zueinander? Und die Appellebene: Das, wozu ich mein Gegenüber veranlassen möchte. Diese vier Seiten der Nachricht kannst du auch auf die Musik anwenden. Über was singe ich, was gebe ich von mir selbst preis, wie formuliere ich bzw. verpacke meine Aussagen und wie soll sich die Person fühlen, die meine Musik hört.
Nutzt du das aktiv in deiner Musik?
Nein. Das kam mir nur gerade in den Sinn. (lacht)
Abseits der Musik schreibst du Gedichte und malst abstrakt – du bis künstlerisch also ziemlich aktiv. War das schon immer so?
Gedichte habe ich schon als Kind geschrieben, gemalt aber nicht. Ich sagte mir immer, das kann ich sowieso nicht. Irgendwann hatte ich aber einfach Lust darauf und habe einfach mal losgelegt. Bei näherer Betrachtung dachte ich: „Hey, das hat schon was von den Farben und Formen her. Da steckt schon ein gewisser Sinn dahinter.“ Leute, denen ich das Bild gezeigt habe, fanden es auch gut. Seitdem male ich wahnsinnig gerne.
Steckt da auch eine Absicht dahinter oder geht es mehr in Richtung: Loslegen und schauen, was dabei rauskommt?
Gerade Zweiteres ist meiner Meinung nach wichtiger, als man denkt. Im Leben gibt es immer gesellschaftliche, moralische oder andere Regeln. Vom Aufstehen bis zum Zubettgehen halten wir uns daran, was ja auch richtig und wichtig ist. Aber gerade in der abstrakten Kunst gibt es diese eben nicht. Da gibt es kein richtig oder falsch. Du kannst machen was du willst, dich frei entfalten und die Kunst auch als Ventil nutzen. Das geht in der Musik oder der Poesie zum Beispiel nur eingeschränkt, sprich da gibt es wieder ein paar Regeln, die befolgt werden wollen.
Auch hier die Frage: Nutzt du das Malen als Form der Kommunikation?
Ja, ich möchte damit ja etwas ausdrücken. Das kommt vermutlich auch wieder bei allen unterschiedlich an und hat immer Interpretationsspielraum. Wenn ich male, kommuniziere ich aber verstärkt mit mir selbst. Da steckt viel Selbstreflexion drin. Also, glaube ich zumindest. (lacht)
Und bei der Poesie?
Da ist es genau anders herum. Anders als beim Gesang und der abstrakten Kunst, geht das mehr in Richtung „kommunizieren mit anderen“. Da versuche ich genauer zu formulieren. Du hast ja keine Musik und meist niemanden, der dir das vorliest. Das bedeutet, du hast nur die Worte an sich ohne zusätzliche Emotion oder Intonation. Beim Schreiben von Gedichten findet natürlich auch ein innerer Austausch statt, aber ich achte insgesamt bewusster darauf, dass es von den Lesenden verstanden werden kann.
Könntest du dich für eine Kunst- oder viel eher Ausdrucksform entscheiden? Oder anders gefragt: Lieber Musik, Poesie oder abstrakte Kunst?
Sorry. Die Frage kann ich nicht beantworten, denn ich möchte auf nichts davon verzichten.
Jetzt stehst du mit deiner Kunst, vor allem deiner Musik, gerade am Anfang. Wie sehen deine Pläne aus? Sind schon neue Songs in der Pipeline?
Ich habe jetzt keinen Masterplan oder so, also noch nicht. An neuen Liedern bin ich aber bereits dran, ja. Mal sehen, wie sich das alles entwickelt.
Werden wir dich irgendwann live auf der Bühne erleben?
Ganz ehrlich, da habe ich mega Angst davor. (lacht) Ich habe zwar im Chor von Siyou gesungen, aber da bist du ja nicht allein auf der Bühne und kannst dich sozusagen verstecken. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wäre es mit einem ganzen Orchester aufzutreten. Das ist echt ein Traum von mir … Aber, wie gesagt, ich hätte total Angst davor.
[frizz]