Immer öfter scheitern Betrugsversuche, weil die „Opfer“ richtig reagieren. Doch leider geraten trotzdem noch Bewohner der Region in die Maschen der Betrüger: So berichtet die Polizei von einer 86-jährigen Frau aus Ulm, bei der am Dienstag, 16. Mai 2023, gegen 16 Uhr das Telefon klingelte. Die Frau hörte die weinerliche Stimme einer Betrügerin, die vortäuschte, ihre Nichte zu sein. Sie habe einen Unfall verursacht, bei dem eine Frau gestorben sei. Anschließend gab sich eine weitere Betrügerin als Polizistin aus. Um die angeblich in Haft sitzende Nichte gegen Kaution freizukaufen, forderte sie Geld.
Unbekannter Frau Geld übergeben
Die 86-Jährige hatte Bargeld zuhause. Die angebliche Polizistin teilte mit, eine Abholerin vorbeizuschicken. Gegen 16.30 Uhr klingelte eine etwa 30 Jahre alte Frau mit dunkelbraunen Haaren an der Wohnungstür der Seniorin. Diese übergab der Unbekannten ihr Erspartes. Später flog der Betrug auf. Die Kriminalpolizei Ulm (Tel. 0731/1880) ermittelt nun und sucht nach den Betrügern.
Im Laufe des Dienstags kam es zu weiteren sogenannten „Schockanrufen“ in Ulm, bei denen es jedoch zu keiner Geldübergabe kam, berichtet die Polizei weiter. Bei allen Schockanrufen war die Rufnummer der Betrüger unterdrückt. Die Polizei weist darauf hin, dass man sich vor Telefonbetrügern schützen kann. Die Maschen der Betrügerinnen und Betrüger seien vielfältig: Oft geben sich Betrüger am Telefon als Verwandte aus, meist Tochter, Sohn oder Enkel, oder als ein mit einem Vorgang betrauter Polizeibeamter oder Rechtsanwalt, und täuschen eine Notsituation vor. Die Anrufer berichten etwa von einem Verkehrsunfall, in dessen Folge ein Familienmitglied sofort operiert werden müsse. Die Operation könne jedoch nur dann durchgeführt werden, wenn sie vorher in bar bezahlt wird. Dieses Vorgehen wird „Schockanruf“ genannt.
Angeblicher Microsoft-Mitarbeiter bittet um Anruf
Auch in Illertissen wurde laut Polizei am Dienstag versucht, Menschen um ihr Geld zu bringen. In einem Fall hat eine 62-Jährige auf ihrem Computer eine Mitteilung erhalten, welche angeblich von der Firma Microsoft stammt. Ihr wurde mitgeteilt, dass mit ihrem Rechner etwas nicht in Ordnung sei. Sie möge eine angegebene Telefonnummer kontaktieren, was sie auch tat.
In einem langen Gespräch wollte der angebliche Microsoft-Mitarbeiter, dass ihm Zugriff auf den Computer gewährt wird, um einen Virus zu beseitigen. Später verlangte er, dass die 62-Jährige sogenannte „Steamkarten“ im Wert von 400 Euro kaufen und den Code übermitteln solle. Auf beides ging die Nutzerin nicht ein. Stattdessen brachte die Frau ihren PC zur Überprüfung wegen möglicherweise installierten „Trojanern“ in ein Computerfachgeschäft, und erstattete Anzeige bei der Polizei. Diese rät allen Nutzer, die entsprechende Nachrichten erhalten: Nicht zurückrufen und keinem Fremden Zugriff auf den eigenen Computer gestatten.
Ebenfalls in Illertissen versuchten es Betrüger am selben Tag mit einer anderen Masche, mittels SMS-Nachricht. Eine solche hat laut Polizei ein 69-jähriger Handynutzer erhalten. Er wurde aufgefordert, für ein bestelltes Paket die angefallenen Zollgebühren zu bezahlen und hierfür den in der Nachricht enthaltenen Link anzuklicken.
Zollgebühren-Masche im Trend
Der Handynutzer erwartete kein Paket und erkannte, dass die Nachricht von einer französischen Nummer gesendet wurde. Der Illertisser löschte die Nachricht, ohne auf den Link zu klicken. Derzeit komme es vermehrt zur Verbreitung von SMS-Nachrichten wegen angeblich zu bezahlenden Zollgebühren, warnt die Polizei. Es handele sich um eine Betrugsmasche, um an Kreditkartendaten zu gelangen.
Verhaltenstipps der Polizei
- Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. - Legen Sie den Hörer auf. Wer sich nicht in ein Gespräch verwickeln lässt, kann dabei auch nicht irregeführt werden.
- Werden Sie misstrauisch bei Forderungen nach Geld oder persönlichen Daten.
- Legen Sie unbedingt zuerst auf! Wählen Sie erst dann selbst die 110 und teilen Sie den Sachverhalt mit.
- Sprechen Sie am Telefon nicht über Ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse.
- Die Betrüger suchen in Telefonverzeichnissen vor allem nach Vornamen, die auf ältere Personen hindeuten. Wer sein Risiko solcher Anrufe verringern will, der sollte sich aus den öffentlichen Verzeichnissen streichen lassen oder veranlassen, dass der Vorname nur abgekürzt genannt wird. - Beraten Sie sich mit Ihrer Familie oder Personen, denen Sie vertrauen.
- Übergeben Sie niemals Geld oder Wertgegenstände an Unbekannte.
- Geben Sie bitte diese Tipps in Ihrem Familien- und Freundeskreis weiter.
Wichtige Tipps zum Schutz von Telefonbetrügern erhalten Sie in der Broschüre „Vorsicht, Abzocke!“. Diese finden Sie bei Ihrer örtlichen Polizeidienststelle oder im Internet unter www.polizei-beratung.de.