Am Freitagvormittag steht Manuel Halbherr in der Kfz-Zulassungsstelle im Landratsamt Ulm und möchte ein Kennzeichen für sein neues Firmenfahrzeug abholen. Er ist Geschäftsführer einer Spedition in Altenstadt, die damit noch am gleichen Tag einen Schwertransport von Ulm nach Stuttgart für ein Großbauprojekt erledigen muss. Alles ist vorbereitet und geplant. Doch daraus wird erst mal nichts – denn die Leiterin der Zulassungsstelle verweigert die Herausgabe des Wunschkennzeichens.
UL HH 88: Zulassungsstelle bestätigte Herausgabe
Wie schon öfter zuvor, hatte ein Zulassungsdienstleister das Kennzeichen im Auftrag der Spedition beantragt. Dieser hatte sich die Ausgabe des Schildes zuvor von der Zulassungsstelle extra bestätigen lassen. Zum einen, weil das Nummernschuld für einen 40-Tonner gedacht war, der am gleichen Tag noch für einen wichtigen Transport einer Baumaschine von Ulm nach Stuttgart benötigt wurde. Und zum anderen, weil es sich nicht um ein herkömmliches Kennzeichen handelt, sondern um: „UL HH 88“.
HH 88 kann für Heil Hitler stehen
Die Kombination „HH 88“ bei Nummernschildern ist umstritten und hat bereits für heftige Diskussionen und Aufsehen gesorgt. Die Kombination aus Zahlen und Buchstaben kann mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht werden. Es kann die Bedeutung „Heil Hitler“ hineininterpretiert werden.
Der Grund, warum Halbherr genau diese Buchstaben-Kombination haben möchte, ist jedoch ganz einfach: Sein eigener Name. MH für Manuel Halbherr und HH für Halbherr. „Ich habe aktuell ,HH 1’ an einem Geschäftsauto und ,MH 88’ an einem privaten Motorrad“. Die Zahlenfolge „88“ im neu beantragten Kennzeichen war nicht gewünscht – sondern die einzig freie Kombination für ein Kennzeichen mit diesen Buchstaben.
Schwertransport nur mit Kennzeichen „UL HH 88“ möglich
Vor der Zulassung eines 40-Tonnen-Lkw sind mehrere Dinge nötig. Einen Tag vor der Zulassung muss die Maut auf das Kennzeichen beantragt werden. Ebenso muss das Kennzeichen bei einer so genannten Tachoprüfung im Tacho eingetragen werden. Für beides hatte Manuel Halbherr bereits rund 500 Euro investiert.
Rechtsanwälte sprechen mit Kfz-Zulassungsstelle
Als der Dienstleister das Kennzeichen am Freitagmorgen abholen will, verweigerte die Zulassungsstelle jedoch die Herausgabe. Doch Halbherr benötigt das zugesicherte Kennzeichen dringend, um seinen Großauftrag erfüllen zu können – also schaltet er seine Anwältin ein.
Die meldet sich gegen 11.30 Uhr: Er könne das Kennzeichen „UL HH 88“ nun doch bekommen – allerdings nur vorübergehend. Er müsse bis spätestens 29. Mai eine Ummeldung des Fahrzeuges vornehmen. Das wäre wiederum mit weiteren Kosten verbunden.
Zulassungsstelle will unterschriebene Erklärung für Herausgabe des Kennzeichens
Der Haken an der Sache: Für die vorübergehende Herausgabe des Kennzeichens verlangte die Zulassungsstelle eine schriftliche Bestätigung von Halbherr. Er sollte bestätigen, dass die Reservierung und Bereitstellung des Kennzeichens „UL HH 88“ nicht zugesichert worden sei - und der Spediteur die entstandenen Kosten daher selbst tragen müsse.
Da dies nach Aussage Halbherrs aber nicht stimmt, unterzeichnete er den Schrieb erst, nachdem er ihn handschriftlich um einen entsprechenden Vermerk erweitert hatte. Daraufhin verweigerte die Leiterin der Zulassungsstelle die Herausgabe des Kennzeichens komplett.
Auftrag über rund 50.000 Euro fällt aus
Um den Kran nach Stuttgart zu schaffen, wäre neben Teilsperrungen der Autobahn und der Demontage von Verkehrszeichen unter anderem auch die Begleitung der Polizei nötig gewesen. Das alles musste abgesagt werden. Damit platzt ein Auftrag mit einem Volumen von rund 50.000 Euro für die Spedition.
Keine Stellungnahme von Zulassungsstelle und Stadt Ulm
Zu einer Stellungnahme zu diesem Fall war die Leiterin der Zulassungsstelle nicht bereit und verwies stattdessen auf die Pressestelle der Stadt Ulm. Doch auch dort war am Freitagmittag niemand erreichbar. Eine Reaktion steht bisher aus.