Ulm ist erreichbar– trotz einspuriger Verkehrsführung am Hauptbahnhof. So die Botschaft einer gemeinsamen Aktion von Stadtverwaltung, Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm und City Marketing mit Namen „Ulm erleben“. Doch die Kampagne hat bei ihrer Vorstellung im Ältestenrat am Montag bei einigen Stadträten zu derartigen Irritationen geführt, dass zwei Motive nun doch nicht eingesetzt werden. Das hat OB Gunter Czisch auf Anfrage bestätigt.
Es handelt sich dabei um zwei Plakate mit den Sprüchen „Einparken ohne Vorspiel gibt’s nur am Stadtrand. Park & Ride in Ulm“ und „Hamburg ist auch durch viel Verkehr berühmt geworden“. Die SPD-Fraktion im Gemeinderat geht mit der Werbeaktion, die von der Ulmer Agentur Attacke umgesetzt worden ist, insgesamt scharf ins Gericht.
„Wir waren, gelinde gesagt, entsetzt“, schreiben die Genossen in einem von allen acht Stadträtinnen und -räten unterzeichneten Brief an den Oberbürgermeister, der dieser Zeitung vorliegt. Die Kampagne habe kein Niveau und sei nicht zielführend, heißt es darin weiter. Ulm habe es nicht nötig, auf diese zum Teil „schlüpfrige und spätpubertäre Art und Weise“ für sich zu werben. Abgesehen vom Inhalt kritisiert die SPD auch die grafische Gestaltung. Das Erscheinungsbild habe nichts mit den „Ulmer Grundsätzen für Gestaltung in der Tradition der HfG“ zu tun.

Mit heißer Nadel gestrickt

Oberbürgermeister Gunter Czisch verteidigt einerseits die Aktion, von der er betont, sie sei nicht rein städtisch gewesen. Werbung habe schließlich den Auftrag, Aufmerksamkeit zu erzeugen: „Man darf da auch mutig und außergewöhnlich sein.“ Andererseits müsse man es auch respektieren, wenn es Kritik gibt. Die nehme man ernst – und die beiden besonders strittigen Motive aus der Kampagne raus.
Der OB weist darauf hin, dass der Gemeinderat die Verwaltung und die SWU erst vor vier Wochen damit beauftragt habe, für Ulm als Einkaufsstadt und für deren Erreichbarkeit zu werben. Dementsprechend sei diese erste Stufe der Werbemaßnahmen, die das ganze Jahr über weitergehen sollen, mit heißer Nadel gestrickt worden. Weshalb Czisch wollte, dass sie zunächst im Ältestenrat vorgestellt wird, bevor die Werbepartner damit an die Öffentlichkeit gehen. Er habe noch die Möglichkeit gewollt, sich vor der für diesen Donnerstag terminierten Pressekonferenz unter den Beteiligten abzustimmen.
Was nun mit der Rücknahme der Motive auch geschehen sei. „Ich habe die Empfindlichkeit so nicht erwartet“, gibt Czisch allerdings zu. Werbung provoziere schließlich immer: „Ich würde das nicht dramatisieren.“ Der OB will jetzt die Wogen glätten und die Fraktionen zu einem Gespräch mit den jeweiligen Marketing-Fachleuten von Stadt, City Marketing und SWU einladen.

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Verkehrsminister Andreas Scheuer in der Kritik

Diskussion In ihrem Schreiben an OB Gunter Czisch beziehen sich die Stadträtinnen und Stadträte der SPD-Fraktion auch auf eine Kampagne des Verkehrsministeriums, die seit einigen Tagen europaweit in der Kritik steht. Mit knapp bekleideten Models – ein Motiv zeigt eine junge Frau in Dessous – und dem Slogan „Looks like shit. But saves my life“ („Sieht scheiße aus, rettet aber mein Leben“) – wirbt sie für das Tragen eines Fahrradhelms beim Radeln. „Mit den bemüht lustigen Pennäler-Witzen der Kampagne werden Sie Herrn Scheuer bei der negativen bundesweiten Publicity übertreffen“, warnt die SPD den Oberbürgermeister.