Nach dem offenbar grundlosen Angriff eines Unbekannten auf einen Neunjährigen in Ulm dauern die Ermittlungen an. Die Polizei teilte auf Nachfrage mit, noch seien nicht alle Vernehmungen abgeschlossen. Teil des Verfahrens ist offenbar auch das Videomaterial aus dem Bus, in dem der Angriff stattfand. Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm erklärten, die Aufzeichnung werde an die Polizei weiterleitet. „In jedem Bus läuft eine Videoaufzeichnung. Diese Bänder werden jedoch nach 48 Stunden automatisch überschrieben – sofern seitens der Polizei keine Sicherung des Videomaterials veranlasst wird“, so SWU-Sprecherin Gudrun Fischer. Das sei in diesem Fall geschehen.

Richtlinien für Fahrpersonal

Ob und was der Fahrer von dem Zwischenfall mitbekommen habe, dazu sagte sie nichts. Nur, dass der Fahrer die Leitstelle informiert habe. Dies ist Teil der empfohlenen Richtlinien an das Fahrpersonal:
  • Zuerst sei der „auffällige Fahrgast“ über das Mikrofon zur Ordnung zu rufen.
  • Bleibe dies erfolglos, solle die Leitstelle benachrichtigt werden
  • Die Leitstelle informiere gegebenenfalls die Polizei und stimme mit dieser eine anzusteuernde Haltestelle ab.
  • Der Bus steuere diese Haltestelle an und die Polizei könne zusteigen. Andere Fahrgäste sollen dann in den nächsten Bus der Linie steigen, während der Fahrer vorerst im betreffenden Bus bleibt.

Leser fordern Zivilcourage

Die Frage, was mit der Videoaufzeichnung im Bus sei, haben auch mehrere SWP-User auf Facebook gestellt. Viele zeigten sich schockiert und besorgt um die Sicherheit von Kindern.
Sie bemängelten, Mitinsassen hätten einschreiten sollen. Die Polizei konnte auf Nachfrage nicht sagen, wie viele weitere Fahrgäste im Bus saßen. Zum Thema Zivilcourage verwies die Polizei auf ihre Aktion „Tu was“.
Dabei sollten Augenzeugen sechs Punkte beachten:
  • Helfen, aber sich nicht selbst in Gefahr bringen
  • Die Polizei unter 110 rufen
  • Andere um Mithilfe bitten
  • Sich Tätermerkmale einprägen
  • Sich um Opfer kümmern
  • Als Zeuge aussagen
Die Polizei bittet weiter Menschen, die den Zwischenfall am Montag, 08.05.2023, beobachtet haben oder Hinweise auf den flüchtigen Unbekannten geben können, sich unter 0731 - 188 3312 zu melden.
Update, 15. Mai: Mittlerweile hat sich ein Augenzeuge bei der SÜDWEST PRESSE gemeldet, der den Vorfall ganz anders schildert als die Polizei: Der Junge sei kein Opfer, ganz im Gegenteil, sagt der Zeuge.